Berlin. Letensenbet Gidey über 5000 Meter und Valarie Allman im Diskuswurf sorgen für herausragende Leistungen beim Istaf im Olympiastadion.
Die kleinen Lichter zogen unerbittlich ihre Runden. Neben der blauen Bahn des Olympiastadions leuchteten sie immer wieder kurz auf, zeigten an, wie schnell gelaufen werden muss, um den Weltrekord über 5000 Meter zu brechen. Letensenbet Gidey versuchte verbissen, ihnen zu folgen. Die Äthiopierin hatte sich viel vorgenommen für das Istaf. Doch in der letzten Runde musste sie die Lichter ziehen lassen. Trotz des enormen akustischen Antriebs der 34.500 Besucher.
Die Leistung, die die 25-Jährige ablieferte, war dennoch beachtlich. Mit 14:08,79 Minuten lief sie die drittschnellste jemals erreichte Zeit, was in diesem Fall kein Grund zur Traurigkeit über eine verpasste Chance war. Sie kann sich nun darüber freuen, den Meetingrekord in Berlin zu besitzen. „Das Rennen war gut, ich fühle mich auch sehr gut. Das Tempo war perfekt, aber es war ein bisschen windig, was es am Ende sehr schwer gemacht hat. Deshalb ging es nicht schneller“, sagte Gidey.
Schon jetzt zählt die Afrikanerin zu den besten Läuferinnen aller Zeiten, hält den Weltrekord über 10.000 Meter, über die sie gerade bei der WM in Budapest Zweite wurde, und im Halbmarathon. Auch über die 5000 Meter hatte sie schon einmal die Bestmarke inne. In Berlin wollte sie sich diese zurückholen. Selbst wenn das nicht gelang, ihr starkes Rennen vermittelte eindrucksvoll, was viele Athleten am Istaf schätzen: den Enthusiasmus der Fans. Die versuchten, die Läuferin zum Rekord zu treiben. „Ich mag das hier wirklich sehr“, so Gidey.
Zum dritten Mal in Folge über 70 Meter beim Isfaf für Allman
Eine besondere Beziehung zum Wettkampf im Olympiastadion hat auch die US-Amerikanerin Valarie Allman. Zum dritten Mal nahm sie am Istaf teil, zum dritten Mal warf sie dabei über 70 Meter. Mit 70,47 erzielte sie sogar eine Weltjahresbestweite. „Es ist wie eine Symbiose mit den Fans hier im Stadion, die so großartig feiern“, sagte die Diskuswerferin, die bei der WM ebenfalls Zweite geworden war. „Nach der WM hatte ich das Gefühl, da geht noch mehr. Das war ein wundervoller Tag für mich“, erzählte die Olympiasiegerin.

Allerdings versagte bei ihr die Technik im entscheidenden Augenblick. Flammen stachen in die Luft bei den guten Versuchen. Als sie im fünften Durchgang aber ihre Bestweite warf, blieben die Flammen aus. Einen Versuch vorher hatte Kristin Pudenz aus Potsdam Platz zwei übernommen mit 64,90 Metern. „Der Wettkampf war etwas schwierig, aber ich habe die Stimmung genossen“, sagte die WM-Sechste, die nach den Titelkämpfen ein paar körperliche Probleme hatte.
Berliner Weber gewinnt das Speerwerfen
Viel versprach auch der Stabhochsprung der Männer, nicht weniger als fünf Sechs-Meter-Springer hatte die Konkurrenz zu bieten. Drei davon bewegten sich in Berlin schließlich in ganz hohen Regionen. Sowohl der Norweger Sondre Guttormsen, der US-Amerikaner KC Lightfoot als auch Ernest Obiena von den Philippinen probierten sich an 5,92 Metern. Einzig der WM-Zweite Obiena überquerte die Latte im dritten Versuch. Anschließend nahm er mit 6,01 Metern den Asienrekord in Angriff, doch die Woge des Jubels der Fans vermochte nicht, ihn über diese Höhe zu tragen, während auf der anderen Seite der Berliner Julian Weber mit 84,09 Metern den Speerwurf gewann.
Jenseits der Spitzenleistungen gab es eine ganze Reihe junger deutscher Athleten, die sich beim Istaf gut in Szene setzten. Seit etlichen Jahren etwa lief kein deutscher Sportler über 400 Meter mehr unter 45 Sekunden. Bis zum Sonntag, da unterbot Jean Paul Bredau die magische Marke. Der Potsdamer gewann das Rennen in 44,96 Sekunden und stellte eine persönliche Bestleistung auf. „Als die Zeit kam, war ich überwältigt. Das kann ich nicht in Wort fassen“, sagt der 24-Jährige, der es mit der Staffel bei der WM nicht ins Finale schaffte.
Junge Deutsche mit persönlichen Erfolgen beim Istaf
Doch vielleicht kann sich das in Paris bei Olympia im nächsten Jahr ändern. Auch die Kollegen Manuel Sanders (Dortmund) und der Berliner Marc Koch starteten beim Istaf. Sanders stellte mit 45,05 ebenfalls eine persönliche Bestzeit auf und wurde Zweiter. „Ich wollte auch die 44 vor dem Komma haben. Schade, dass es nicht geklappt hat. Das pusht für die nächste Saison, ich habe Bock“, sagte der 25-Jährige. Koch stellte seine Bestzeit mit 46,18 ein. Die Berlinerin Alicia Schmidt (24) war als Dritte über 400 Meter in 52,09 Sekunden ebenfalls noch nie schneller. „Im Olympiastadion kann man wirklich immer sehr gute Zeiten laufen“, sagte sie. Deswegen will auch Letensenbet Gidey im nächsten Jahr wieder versuchen, schneller als das Licht zu sein.