Berlin. Die gebürtige Berlinerin Isabel Gose verschiebt die Perspektiven. Ihre Form verspricht einiges für die bevorstehende WM in Japan.
Am späten Freitagnachmittag war das Pensum abgespult. Isabel Gose packte ihre Tasche, füllte sie unter anderem mit zwei goldenen Medaillen, die sie bei ihren beiden Einzelstarts bei den deutschen Meisterschaften der Schwimmer holte. Dann ging es von Berlin wieder ab nach Magdeburg zum Training, während an der Landsberger Allee noch das ganze Wochenende weitere Titel vergeben werden.
Auch für die 21-Jährige wäre noch die eine oder andere Plakette drin gewesen, doch sie hielt den Umfang der Rennen klein. Erst bei der WM in Japan, die für die Beckenschwimmer in zwei Wochen beginnt, erweitert sie ihr Programm. Und damit auch ihre Chancen. Denn die Form, das zeigten die Wettkämpfe in Berlin, die stimmt bei Gose. Gleich um acht Sekunden unterbot sie ihre Bestzeit auf den 1500 Metern am Donnerstag, legte mit 15:56,80 Minuten die siebtschnellste Zeit des Jahres hin.
Das erstaunte sie selbst. „Das war ein bisschen mehr, als ich erwartet hatte“, sagt die gebürtige Berlinerin. Erst vor zwei Wochen kam ihre Magdeburger Trainingsgruppe aus der Höhe zurück, befindet sich noch voll im Aufbau für die WM. Vor allem „ging es mir darum, das Rennen mit Köpfchen zu schwimmen“, so Gose. Nach 500 und 1000 Metern steigerte sie jeweils das Tempo: „Es war wichtig, dass ich merke, dass mein Körper mit der Belastung klarkommt.“
Viele Tränen bei der Medaillenvergabe
Tut er, bestens sogar. „Ich bin wirklich gespannt, was da auf mich zukommt über die 1500“, sagt Gose, die bei der Siegerehrung viele Tränen vergoss. Allerdings überwiegend deshalb, weil Sarah Wellbrock die Medaillen überreichte. Ihre Domäne waren die 1500 Meter, sie holte dort Olympia-Bronze, WM-Silber. Kürzlich beendete die 29-Jährige ihre Karriere aufgrund gesundheitlicher Probleme. „Wir haben schon oft geweint wegen ihres Rücktritts“, erzählt Gose, die mit Wellbrock zusammen in Magdeburg trainierte.
Dort fehlt die Partnerin nun, aber „es funktioniert auch so super“. Die Freistil-Spezialistin vollzog in den vergangenen Monaten den Wechsel hin auf die lange Strecke. „Wir sehen, was ich im Training draufhabe, dass mein Körper relativ viel aushält“, sagt die Athletin, die gemeinsam mit Coach Bernd Berkhahn daran arbeitet, dieses Potenzial zu nutzen. Die Anfänge sind sehr vielversprechend.
Kein Einzelstart über 200 Meter bei der WM
Dafür lässt sie diesmal bei der WM sogar die 200 Meter weg, bei denen sie im Vorjahr im Finale war. Ganz abschreiben will sie die aber nicht. „Bernd und mir ist es wichtig, dass ich auch auf den kürzeren Strecken weiter vorn mitspielen kann“, sagt Gose und meint damit zuerst die 400 Meter, mit WM-Rang fünf und dem EM-Titel im Vorjahr ihre bislang erfolgreichste Distanz, auf der sie sich am Freitag den nationalen Titel sicherte.
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Die Gedanken an den großen EM-Auftritt mit Gold (400 m), Silber (800 m) und Bronze (200 m) zaubert Isabel Gose noch immer ein Lächeln auf die Lippen. „Das pusht, wenn man daran denkt. Die Konkurrenz hat mich jetzt ein bisschen mehr auf dem Schirm. Das ist schön für das Selbstbewusstsein“, erzählt die Schwimmerin, die aus der guten Form aber nicht Konkretes für die WM ableiten will. Nur so viel: „Es macht Hoffnung auf mehr.“