Leichtathletik-WM

Speerwerfer Weber bei der WM - schon wieder nur Vierter

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Björn Goldmann
Speerwerfer Julian Weber.

Speerwerfer Julian Weber.

Foto: dpa

Es sollte mehr herausspringen als noch vor einem Jahr bei Olympia. Doch Speerwerfer Julian Weber holte bei der WM keine Medaille.

Eugene. Schon wieder Vierter! Julian Weber konnte es nicht fassen, obwohl er schon früh damit gerechnet hatte. Schon beim zweiten Wurf bei dieser WM in Eugene/Oregon. Und so suchte der Speerwerfer, dieser Tage eine der wenigen Medaillenhoffnungen des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) an der Westküste der USA, nach Erklärungen für diese wohl undankbarste aller Platzierungen. So nah dran an den Medaillenrängen, gleichzeitig aber doch so weit weg. Wie schon vor einem Jahr bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio. „Platz vier war das letzte, was ich wollte“, sagte der 27-Jährige niedergeschlagen. „Da wäre ich fast lieber Fünfter geworden.“

Der in Berlin lebende Weber vom USC Mainz war vom DLV eigentlich für eine Medaille auserkoren. Jahrelang stand er im Schatten der Speerwurf-Giganten Johannes Vetter und Thomas Röhler, nach der Verletzung des einen und der andauernden Formsuche des anderen sollte es nun endlich ins Rampenlicht gehen, mit bronze-, silber- oder gar goldfarbenem Schein. Die Qualifikation hatte er am Vortag im ersten Versuch mit 87,28 Metern und jener Leichtigkeit abgehakt, die seinen Nationalmannschaftskollegen nach trost- und erfolglosen WM-Tagen bisher fehlte. Dazu passte Webers selbstbewusste Zielsetzung: „90 Meter und eine Medaille.“

Ein vielversprechender Auftakt

Nach dem ersten Wurf im legendären Leichtathletikstadion Hayward Field sah Julian Weber auch wie ein echter Medaillenkandidat aus. Mit seinem federnden Anlauf wuchtete er den Speer in den Abendhimmel von Eugene, nach 86,86 Metern bohrte sich der Stab mit der Spitze in den Rasen. Nur Titelverteidiger Anderson Peters aus Grenada warf im ersten Durchgang weiter (90,21 Meter).

Ein vielversprechender Auftakt – mehr aber nicht. Denn plötzlich lief bei Julian Weber nichts mehr zusammen. Beim zweiten Wurf knickte er leicht um, der Speer flog nur 71,88 Meter weit. Es war der Anfang vom Ende in einer Disziplin, in der Nuancen darüber entscheiden, ob die Leistung potenziert wird - nach oben und nach unten. Sichtbar fehlte in den folgenden vier Versuchen die Leichtigkeit. „Das Umknicken hat mich ein bisschen erschüttert. Mit hat danach einfach die Kraft gefehlt“, sagte Weber. Im sechsten und letzten Durchgang warf er noch einmal annehmbare 83,53 Meter, doch die Medaillen waren da längst verteilt. „Damit es läuft, muss alles perfekt sein“, erklärte Weber. „Diesmal waren zu viele Stellschrauben locker.“ Anderson Peters verteidigte mit 90,54 Metern seinen Titel, Silber sicherte sich der indische Olympiasieger Neeraj Chopra mit 88,13 Metern vor dem Olympia-Zweiten Jakub Vadlejch aus Tschechien, der 88,09 Meter weit warf.

Vize-Europameister Andreas Hofmann (Mannheim) war mit Rückenproblemen in der Qualifikation ausgeschieden. Der deutsche Rekordhalter Johannes Vetter (Offenburg), 2017 in London Weltmeister und 2019 in Doha WM-Dritter, hatte seinen Start wegen einer Schulterverletzung abgesagt.