Berlin. Die Reise der BR Volleys durch eine bisher fast makellose Saison geht weiter. Am Sonntag haben sie das nächste Reiseziel gebucht: Mannheimer SAP-Arena, 16. Februar, Finale um den deutschen Volleyball-Pokal. Die Berliner gewannen ihr Vorschlussrundenspiel gegen die Volleys Herrsching glatt mit 3:0 (25:17, 25:21, 25:17). Ihr Kontrahent im Endspiel sind die Powervolleys Düren, die im anderen Halbfinale den TV Rottenburg ebenfalls in drei Sätzen bezwangen. „Das sieht doch momentan alles ganz gut aus“, freute sich Berlins Teamkapitän Moritz Reichert, der mit den Westdeutschen als Gegner gerechnet hatte: „Düren ist etwas stärker einzuschätzen.“
BR Volleys haben alle 15 Spiele gewonnen, 13 davon mit 3:0
Doch wer ist, gerade national, überhaupt stark genug, den zehnmaligen deutschen Meister momentan zu stoppen? Die aktuelle Bilanz liest sich so: 15 Saisonspiele bestritten, alle gewonnen, 13 davon sogar mit 3:0. Das ist sehr außergewöhnlich, nur die Alpenvolleys Haching (3:2) und die Netzhoppers Königs Wusterhausen vermochten bislang, den BR Volleys Sätze abzuknöpfen. Dementsprechend zufrieden ist Trainer Cédric Enard mit dem Status quo. „Ich bin sehr glücklich, wie meine Mannschaft spielt“, sagte der Franzose, „sie ist einfach in jedem Wettbewerb ambitioniert.“
Das zeigte sich auch gegen die unbequemen Herrschinger, die sich selbst gern als den „geilsten Klub der Welt“ bezeichnen. Vor der enttäuschenden Kulisse von 2506 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle konnten sie davon allerdings wenig zeigen. Die Gastgeber begannen fokussiert, hochkonzentriert und erarbeiteten sich schnell einen wachsenden Vorsprung. Steller Sergej Grankin zeigte sich erneut in glänzender Spiellaune, brachte im Wechsel seine Angreifer in gute Positionen, die sich bedankten: Benjamin Patch mit insgesamt 16 Punkten, Jeffrey Jendryk und Samuel Tuia mit je acht, Nicolas Le Goff mit sechs.
Eine kleine Konzentrationsschwäche gab es auch diesmal
Der 25:17 gewonnene erste Satz war keine Reise, mehr ein Spaziergang. Als der zweite mit einer 5:0-Führung begann und Herrschings bester Angreifer Jalen Penrose nach drei Blocks durch Jendryk (2) und Tuia entnervt ausgewechselt wurde, sah es noch entspannter aus. Aber jetzt schlichen sich die Bayern Punkt für Punkt heran, gingen beim 14:13 erstmals in Führung. Bei den Berlinern hatte die Konzentration kurz nachgelassen, es dauerte, bis sie zurück zu ihrem Rhythmus fanden.
„Wir können ein so hohes Niveau auch nicht immer halten“, sagte Grankin. Enard ergänzte: „Wir haben immer noch kleine Dellen in unserem Spiel, das gefällt mir nicht, doch es ist ein Stückweit normal.“ Und Reichert schloss: „Entscheidend ist ja, wie man da wieder herauskommt.“ Seinem Team gelang das gut. Bei 20:20 legte es wieder zu und entschied auch diesen Durchgang mit 25:21 recht klar.
BR Volleys wollen jetzt auch die Trophäe gewinnen
Der dritte war dann wie der erste, nicht nur vom reinen Ergebnis her. „Im ersten und dritten Satz haben wir genau das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten“, so Enard, der fleißig durchwechselte und so seine Stammkräfte entlasten konnte, „sie mit unseren Aufschlägen unter Druck gesetzt, den Block so gestellt, wie sie es nicht mögen.“ Und ein wenig halfen die fehlerhaft agierenden Gäste auch mit, dass die Partie nach nur 74 Minuten zugunsten der BR Volleys beendet war.
Darum ging es ja. „Wir wollten in dieses Finale, wir wollen diese Trophäe“, stellte Enard klar. 2016 haben die BR Volleys den Pokal gegen den TV Bühl zum vierten und bisher letzten Mal gewonnen. 2017 reisten sie auch nach Mannheim, unterlagen jedoch dem VfB Friedrichshafen. Diesmal sind sie der hohe Favorit, auch wenn sich schwer vorhersagen lässt, wie es um die Form und die Gesundheit der Spieler bestellt ist. Auch egal jetzt, findet Grankin: „Ein Finale ist immer ein großes Spiel, ein wichtiges Spiel.“ Erst recht, wenn man wie die BR Volleys in diesem Wettbewerb noch einigen Nachholbedarf hat.
Grankin glaubt an einen Erfolg in seiner russischen Heimat
Zunächst allerdings stehen die Berliner vor anderen schwierigen Aufgaben. Mittwoch (15 Uhr) treten sie in der Champions League beim russischen Meisterschaftsdritten Fakel Nowy Urengoy an, das wird ein überaus strapaziöser Trip nach Sibirien. Quasi auf dem Rückweg geht es über Stuttgart zum Bundesliga-Spitzenspiel nach Friedrichshafen. „Wir müssen maximal kämpfen, aber ich bin dafür, dass es so weitergeht wie bisher“, sagte Enard mit einem Lächeln. „Ich bin überzeugt, dass wir gegen Fakel eine gute Chance haben“, äußerte sich Grankin sehr optimistisch. Schließlich hoffen er und der ganze Verein, dass diese außergewöhnliche Reise noch weitergeht und auch Mannheim am Ende nur eine Zwischenstation ist.