Berlin. Im Sport wird im Allgemeinen zwischen Training und Wettkampf unterschieden. Beim Crossfit macht diese Unterscheidung allerdings nur bedingt Sinn. Auch in der Tempelhofer Box von Crossfit Aorta fallen als erstes die großen Tafeln an den Wänden ins Auge, auf denen in langen Zahlenreihen die Ergebnisse jedes einzelnen Besuchers stehen. Auf diese Weise weiß jeder sofort, wie seine eigene Leistung einzuschätzen ist – und in welchen Bereichen er noch zulegen muss. Jede Trainingseinheit ist dadurch auch immer ein ständiger Wettstreit.
Das Bundesligateam um Hendrik Senf (27), Marco Ludwig (32), Rick Wagner (25) und Mona Nagel (27) dürfte dabei für die meisten als Maßstab dienen. 2018 holte die Mannschaft in der Fitness-Bundesliga den Titel. In diesem Jahr erreichten sie dort im Oktober Platz vier, es siegte ein Team aus Würzburg. „Wir machen im Training noch deutlich mehr als der normale Breitensportler“, sagt Hendrik Senf. Neben der Teamwertung existiert auch eine individuelle Rangliste, die allerdings eher einen informativen Charakter hat. Dort war Senf in der abgelaufenen Saison deutschlandweit die Nummer eins, Rick Wagner folgte als Fünfter.
Im Verband ist Crossfit noch nicht organisiert
Crossfit ist eine Art modernes Zirkeltraining. Ausgedacht hat sich die Sportart das gleichnamige Unternehmen aus den USA. Einen Verband im klassischen Sinne gibt es nicht, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Zum einen wurde in der Vergangenheit schon des Öfteren kritisiert, dass Trainer und Schiedsrichter zum Teil nur unzureichend ausgebildet seien. „Auf der anderen Seite ist das Ganze dadurch nicht ganz so starr. Veränderungen können schneller umgesetzt werden als in einem klassischen Verband“, sagt Senf.
Die Übungen beim Crossfit lassen sich grob in die drei Bereiche Ausdauer, Kraft sowie turnerische Elemente einteilen. Die Teilnehmer rennen, schwimmen oder springen Seil, sie wuchten Hanteln und andere Lasten, machen Klimmzüge oder laufen im Handstand. Anders als beim klassischen Fitnesstraining richten sich die Übungen dabei nie nur an eine bestimmte Muskelgruppe, sondern sind immer multifunktional angelegt.
Seit zwei Jahren gibt es die Crossfit-Bundesliga
Trainiert wird stets in der Gruppe, ein weiterer Unterschied zum Fitnessstudio. „Gemeinsam kann man sich noch besser pushen“, meint Rick Wagner – auch darin zeigt sich der Wettkampfgedanke beim Crossfit. Wer wirklich erfolgreich sein will, darf allerdings nicht nur auf die absoluten Zahlen schauen.
„Der limitierende Faktor ist die Technik. Ohne eine saubere Technik wird man am Ende nicht weit kommen“, sagt Wagner. Die Mitglieder des Bundesligateams haben diese Sorge nicht. Sie zählen zu den besten Crossfit-Athleten hierzulande. Seit zwei Jahren gibt es die Liga. Crossfit Aorta war von Anfang an dabei. Tatsächlich stammt der Gründer des Wettbewerbs sogar aus der eigenen Box.
Im nächsten Jahr treten 32 Teams in der Bundesliga an
Die Bundesliga wird in mehreren Phasen ausgetragen: Zunächst veranstaltet jede Box einen internen Wettkampf, aus dem sich dann die jeweilige Mannschaft ergibt. Es folgen die Regionalausscheide, aus denen sich bislang die besten 16 Teams für das Finale qualifizierten. Weil die Zahl der Crossfit-Boxen in Deutschland insgesamt ständig steigt, wird das Finalfeld im nächsten Jahr jedoch auf 32 Mannschaften erweitert.
„Das Niveau wird immer besser. Wir müssen uns anstrengen, um unsere Position zu verteidigen“, sagt Senf. Im Wettkampf gehen für jedes Team vier Athleten an den Start, die sich die neun Disziplinen untereinander aufteilen. „Da kommt es dann auf die richtige Strategie an, um die jeweiligen Stärken am besten einzusetzen“, erklärt Senf. Auch die Regeneration müsse bei der Aufstellung bedacht werden. Jeder Teilnehmer muss mindestens ein Event absolvieren, und kein Sportler darf alle neun Disziplin bestreiten. „Das würde man aber ohnehin nicht durchhalten“, meint Senf. Beim Crossfit stoßen selbst die stärksten Fitnesssportler an ihre Grenzen.