Berlin. Der Berliner Kanute überrascht mit außergewöhnlichen Leistungen. Dafür muss er nur ein bisschen anders paddeln als bisher.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die so viel bewirken. Die aus einem ohnehin sehr guten Athleten einen werden lassen, der plötzlich selber fast nicht glauben kann, was er da leistet. Einem Laien würde kaum auffallen, was Jacob Schopf nun eigentlich genau anders macht. Nuancen im Bewegungsablauf sind es, mehr nicht. Er paddelt einfach ökonomischer.

Das hat ihm am vergangenen Wochenende beim ersten Weltcup der Saison in Poznan zu einem Sieg verholfen. Gemeinsam mit Max Hoff (Essen) gewann er im Kajak-Zweier über 1000 Meter. Ein starkes Resultat, der erste Weltcup-Erfolg überhaupt für den 19-jährigen Berliner, der ihn einem Startplatz bei der Weltmeisterschaft Ende August in Ungarn näher bringt. Aber wie bei vielen Sportlern wäre das eher eine Zwischenstation. „Tokio ist auf jeden Fall mein Ziel“, sagt Schopf. Olympia im nächsten Jahr also, dort will er hin.

Leichte Änderungen im Bewegungsablauf

Der März könnte auf diesem Weg eine entscheidende Rolle spielen. Nach einer Fahrt im Messboot, bei der verschiedene Parameter genauestens dokumentiert werden und die auch auf Video festhalten wird, baten die Trainer den jungen Kanuten zum Gespräch. „Sie meinten zu mir, dass Kraft und Ausdauer da seien, ich aber nicht wesentlich schneller werde würde, wenn ich meine Technik nicht anpasse“, so der Athlet vom Köpenicker Kanusportclub.

Nun ist es nicht so, dass Schopf vorher schlecht fuhr. In seiner ersten Saison bei den Erwachsenen wurde er 2018 im Vierer sogar Weltmeister über die bei diesem Boot nicht olympischen 1000 Meter. Diese Saison hatte einen großen Wert. „Ich habe gemerkt, dass ich auf jeden Fall was drauf habe“, so Schopf. Das gab ihm einen enormen Schub, ließ seinen Kampfgeist wachsen. Sein Trainingseifer kannte im Winter kaum mehr Grenzen. „Bei mir ist einfach die Motivation sehr hoch, mich in ein Olympiaboot zu kämpfen“, erzählt der Berliner. Allerdings ist der Deutsche Kanu-Verband (DKV) wohl derjenige mit der höchsten Leistungsdichte weltweit. Und für die Kajak-Männer stehen lediglich sechs Olympiaplätze zur Verfügung.

Große Konkurrent im deuschen Verband

Das Gerangel ist also groß, doch die Anregung der Trainer brachte Schopf binnen weniger Wochen in eine glänzende Position. Bislang paddelte er zu armbetont. „Manche haben es früher als Bizeps-Technik bezeichnet“, so Schopf. Vor allem kraftorientiert eben. „Jetzt versuche ich, mehr über die Rotation zu fahren, mehr über den kompletten Oberkörper.“ Die Auswirkung dieses Techniktunings war verblüffend. Bei der nationalen Sichtung im April fuhr Schopf über 500 und 1000 Meter allen davon, sogar mit großem Abstand. „Ich bin ein Rennen gefahren, das ich noch nie gefahren bin“, sagt er. Alle waren überrascht, er selbst brauchte eine ganze Weile, bis er diese Leistung richtig einordnen konnte.

Dabei hat Schopf das Gefühl, erst kleine Fortschritte bei der Umstellung der Technik erreicht zu haben. Im Training geht es ihm derzeit hauptsächlich darum, den neuen Paddelstil zu verfeinern. Was nicht ganz einfach ist. „Ich muss einen Bewegungsablauf, den ich seit Jahren mache, verändern“, erzählt der Mahlsdorfer: „Es wäre ein leichteres Training, einfach Kraft oder Ausdauer zu machen.“ Für seine Entwicklung bekam Schopf viel Lob von den Trainern. „Das war eine coole Sache.“ Und er durfte beim Weltcup in den olympischen K2 über die 1000 Meter. Auch in Duisburg an diesem Wochenende, wo bereits der zweite Weltcup gefahren wird, kann er in diesem Boot sitzen.

Neues Format der Meisterschaften bei den Finals

Garantien bringt ihm das aber keine, zumindest nicht bezüglich Olympia 2020. Der Weg dorthin ist noch lang, die starke Konkurrenz im eigenen Lager ebenso ehrgeizig. Wesentlich einfacher ist es, bei den deutschen Meisterschaften dabei zu sein. Davon haben die Kanuten in diesem Jahr gleich zwei. Einmal die ganz normalen in allen Bootsklassen, die finden wie immer nach der WM statt. Doch der DKV wollte die Chance, an den Finals2019 in Berlin teilzunehmen, nicht verstreichen lassen. Dafür kreierten die Kanuten eigens einen ganz neuen Meisterschafts-Wettbewerb.

Von der Oberbaumbrücke in Richtung Mitte wird am ersten August-Wochenende im Parallelsprint über 160 Meter gepaddelt. „Das ist theoretisch nicht meine Traumdistanz, aber wenn ich teilnehmen kann, mache ich das auf jeden Fall. Das macht bestimmt Spaß“, sagt Schopf. Die Aufmerksamkeit, die die Finals aufgrund der Übertragung im Fernsehen versprechen, animieren zu allerlei Kompromissen. In diesem Fall übernahm der Verband das Format des Potsdamer Kanalsprints, den der dortige KCP seit über zehn Jahren veranstaltet, und gab ihm den Meisterschafts-Status.

Längere Strecken liegen Schopf mehr

Selbst mitgefahren ist Jacob Schopf in Potsdam noch nicht, ihm liegen die etwas längeren Strecken mehr. Vielleicht gibt es aber bald die Sprintpremiere in der Heimatstadt. Nach den vergangenen Wochen würde sich kaum jemand wundern, wenn er auch dort plötzlich ganz vorn wäre.

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