Berlin. Nun hat es die Formel E also auch auf die große Leinwand geschafft. In dieser Woche wird bei den Filmfestspielen in Cannes ein Film über die Elektrorennserie namens „And We Go Green“ uraufgeführt, an dem unter anderem Leonardo DiCaprio als Produzent und Darsteller maßgeblich beteiligt war. Es handelt sich um einen Dokumentarfilm, dabei wäre ein Thriller eigentlich viel passender, so spannend wie es in der Formel E in diesem Jahr zugeht.
Acht verschiedene Sieger in neun Rennen
In den ersten neun Rennen der laufenden Saison gab es gleich acht verschiedene Sieger, und nur zweimal gewann am Ende auch tatsächlich der Pilot, der von der Poleposition aus gestartet war. Anders als in der Formel 1, wo mit Mercedes, Ferrari sowie mit Abstrichen vielleicht noch Red Bull-Honda nur zwei beziehungsweise drei Teams eine realistische Siegchance haben, ist der Ausgang in der Formel E kaum vorherzusehen.
Titelverteidiger Vergne liegt in Führung
Als einziger Fahrer hat der Franzose Jean-Eric Vergne vom Techeetah-Team bislang mehr als ein Rennen gewonnen. Der Champion des Vorjahres liegt damit auch in dieser Saison wieder in Führung, allerdings nur hauchdünn. Denn nur einen Punkt dahinter folgt Teamkollege André Lotterer, auf dem beim Rennen am Sonnabend in Berlin (14 Uhr, live bei ARD und Eurosport) die Hoffnungen der deutschen Fans liegen. Für die zweitägige Veranstaltung auf dem früheren Flughafen Tempelhof, die schon am Freitag mit dem freien Training beginnt, werden insgesamt rund 50.000 Besucher erwartet. Im Vorjahr hatte Audi-Pilot Daniel Abt in Berlin triumphiert. Mit Pascal Wehrlein (Mahindra) und Maximilian Günther (Dragon) sind zwei weitere deutsche Fahrer am Start.
Deutsche Hoffnungen ruhen auf André Lotterer
Die größten Chancen besitzt jedoch André Lotterer. Zwar hat der 37-Jährige selbst noch kein Rennen gewonnen, doch er stand in diesem Jahr schon mehrmals ganz kurz davor. In Rom und Paris war er jeweils Zweiter, in Sanya (China) Vierter, in Hongkong lag er bis kurz vor Schluss in Führung, ehe ihm der Brite Sam Bird mit einem zweifelhaften Manöver den Reifen aufschlitzte. Mit einem Platten rollte Lotterer zwar ins Ziel, doch der Sieg war futsch. Dennoch bleibt der ehemalige Formel-1-Pilot der konstanteste Fahrer im Feld. Auch in Monaco, auf einer Strecke, auf der Überholen so gut wie unmöglich ist, fuhr er zuletzt noch vom letzten Startplatz bis auf Platz sieben nach vorn.
Rivalen Lotterer und Vergne sind eng befreundet
„Ich hoffe, ich habe mir meinen ersten Sieg einfach für Berlin aufgehoben“, sagt Lotterer. Ausgerechnet Teamkollege Vergne ist nun sein ärgster Konkurrent im Titelkampf. Die beiden sind auch privat eng befreundet. „Daran wird sich auch nichts ändern. Es gibt eine Menge Respekt zwischen uns beiden, und das ist alles, was zählt“, sagt Vergne, der vor zwei Wochen in Monaco gewann. In jeder anderen Rennserie wäre das ein gutes Omen für Berlin, aber nicht in der Formel E. Mit einer Ausnahme landete der Sieger eines Rennens im darauffolgenden nämlich fast immer unter ferner liefen. Umso mehr hoffen die deutschen Fahrer am Wochenende auf eine filmreife Leistung.