Eishockey-WM

Erste Niederlage für das DEB-Team

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Kanadas Anthony Cirelli (r.) im Duell mit Torhüter Niklas Treutle.

Kanadas Anthony Cirelli (r.) im Duell mit Torhüter Niklas Treutle.

Foto: Monika Skolimowska / dpa

DEB-Auswahl erlebt 1:8-Debakel gegen Kanada, steht aber im Viertelfinale und kann auch für Olympia 2022 planen.

Kosice. Die wichtigste Nachricht des Tages hatte sich für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bereits vor dem eigenen Spiel ergeben. Weil die USA am Mittag Dänemark mit 7:1 (4:0, 2:1, 1:0) schlugen, stand bereits fest, dass das Team das Viertelfinale der Weltmeisterschaft in der Slowakei sicher erreicht hat. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hat damit auch zumindest den Weltranglistenplatz acht sicher und zählt zu den Mannschaften, die sich direkt für die Olympischen Spiele 2022 in Peking qualifizieren. Und dieser Nebeneffekt ist sogar noch wichtiger.

Vor diesem Hintergrund verlor die Partie gegen Kanada ein wenig an Bedeutung und die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm vielleicht auch etwas die Spannung. „Das kann sein, wir haben auf jeden Fall ein bisschen so gespielt“, sagte Kapitän Moritz Müller: „Wir müssen jetzt ehrlich zueinander sein.“ Sein Team unterlag im fünften Auftritt in der Slowakei erstmals, musste dabei gegen den 26-maligen Weltmeister Kanada sogar eine derbe Lektion einstecken beim 1:8 (0:2, 1:2, 0:4).

Russland aus dem Weg gehen

Thomas Chabot (3.), Mark Stone (17., 27. und 39.), Anthony Mantha (44. und 45.), Sam Reinhart (46.) und Anthony Cirelli (54.) besiegelten vor 65.10 Zuschauern die 35. deutsche Niederlage im 38. WM-Duell mit dem Eishockey-Mutterland. Der Münchner Yasin Ehliz traf für die deutsche Mannschaft. In der Tabelle rutschte das deutsche Team auf Rang drei ab. Auf dem Weg zur Silbersensation bei Olympia in Pyeongchang hatte die deutsche Mannschaft Kanada im Halbfinale vor 15 Monaten mit 4:3 besiegt. „Wir haben Kanada eingeladen zum Toreschießen“, bemängelte Müller: „Ich hoffe, dass das der Wake-up-Call gewesen ist.“

In den restlichen Vorrundenspielen am Sonntag (16.15 Uhr) gegen die USA und am Dienstag (12.15 Uhr/beide Sport1) gegen Finnland geht es darum, eine möglichst gute Ausgangsposition zu erreichen und dem Titelfavoriten Russland um NHL-Superstar Alexander Owetschkin im Viertelfinale am Donnerstag aus dem Weg zu gehen.

Umbruch verläuft besser als gedacht

Mit dem besten Turnierstart seit 89 Jahren hat das Team vor dem Debakel begeistert, vor allem überrascht nach einem doch recht großen Umbruch nach dem Sensationssilber bei den Olympischen Spielen 2018. Elf Olympiahelden, vier NHL-Profis und eine Menge hoffnungsvoller Talente bilden 15 Monate nach Pyeongchang ein neues, spielstarkes Team.

„Nach Olympia ist der richtige Generationswechsel gekommen. Es sind Jungs von Bord gegangen, die viel Erfahrung hatten, die sehr abgeklärt waren. Das haben wir jetzt mit sehr viel Spielwitz und Geschwindigkeit ersetzt“, sagte Stürmer Patrick Hager: „Es ist schön, dass Qualität nachkommt.“ Der Umbruch nach dem größten Erfolg in der deutschen Eishockey-Geschichte geht schneller und glatter vonstatten als befürchtet.

Gegen Kanada gab es nun einen kleinen Rückschlag. Im deutschen Tor stand zum zweiten Mal bei der WM der Nürnberger Niklas Treutle. NHL-Goalie Philipp Grubauer, für den er beim 4:1 gegen Frankreich eingewechselt worden war, fehlte erneut wegen muskulärer Probleme. Der Düsseldorfer Mathias Niederberger, der bislang als Nummer eins überzeugt und maßgeblich zum Viertelfinaleinzug beigetragen hatte, erhielt eine Pause.

Torwart Treutle agiert unglücklich

Zuschauen musste auch Youngster Moritz Seider, der nach dem brutalen Check in die Bande beim 3:2 gegen die Slowakei wegen einer Gehirnerschütterung kürzertreten muss. „Er braucht ein paar Tage, bis er wieder fit ist“, hatte Söderholm gesagt: „Da gehen wir kein Risiko ein. Wir reden über einen 18-Jährigen, der 20 Jahre Eishockey vor sich hat. Kein einzelnes Spiel ist so wichtig.“

Treutle machte keine gute Figur, wurde von seinen Vorderleuten aber auch im Stich gelassen. Beim frühen Führungstor der Kanadier, als der Düsseldorfer Marco Nowak auf der Strafbank saß, war der Nürnberger noch machtlos. Beim 0:2 sah er dagegen nicht gut aus, als er nach einem Schuss von Darnell Nurse den Puck nach vorn abwehrte. Damit war das Spiel schon früh entschieden, weil Leon Draisaitl und Co. die Zielstrebigkeit vor dem Tor und der Kampfgeist der ersten Spiele fehlten. Immer wieder ließ Treutle die Scheibe nach vorne prallen.

( BM )