Hertha BSC

Marvin Plattenhardt und seine Rückkehr mit Sicherheit

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Jörn Lange
Marvin Plattenhardt will bei Hertha wieder angreifen. Seit 2014 hat der Linksverteidiger 124 Bundesligaspiele für die Berliner absolviert. Seine Bilanz: fünf Tore, 19 Vorlagen.

Marvin Plattenhardt will bei Hertha wieder angreifen. Seit 2014 hat der Linksverteidiger 124 Bundesligaspiele für die Berliner absolviert. Seine Bilanz: fünf Tore, 19 Vorlagen.

Foto: bm / picture alliance / augenklick/firo Sportphoto

Marvin Plattenhardt kehrt nach frustrierenden Wochen in Herthas Startelf zurück. Ein Schritt, für den es gute Gründe gibt.

Berlin.  Die gefühlte Ewigkeit dauert nun schon elf Wochen. 67 Tage ist es her, dass Marvin Plattenhardt ein Bundesligaspiel für Hertha BSC bestritten hat, doch nicht mal daran sind die Erinnerungen schön. Die Berliner verloren damals 0:1 gegen Wolfsburg, Plattenhardt erwischte keinen guten Tag, wirkte pomadig, platt, ein bisschen was von beidem.

Nach 67 Minuten nahm ihn Trainer Pal Dardai vom Feld, ein Wechsel mit nachhaltigen Folgen. Aus dem stolzen WM-Fahrer wurde ein Bankdrücker, der seine Selbstsicherheit verlor. Co-Trainer Rainer Widmayer überlegt einen Moment, ehe er das richtige Wort für die schleichende Transformation findet. „Marvin“, sagt er dann, „ist nachdenklicher geworden.“

„Marvin Plattenhardt hat gemerkt, dass er mehr machen muss“

Seit dieser Woche aber ist die Sicherheit zurück. Dardai hat bereits angekündigt, dass er am Sonntag (13.30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim auf Plattenhardt setzen wird, zum ersten Mal seit acht Spielen. Das liegt einerseits an diversen Verletzungen, nicht zuletzt aber an den guten Trainingsleistungen des 27 Jahre alten Linksverteidigers.

„Er hat gemerkt, dass er mehr tun muss“, so Widmayer, „und das macht er jetzt auch.“ Täglich im Kraftraum, und auch auf dem Platz.

In Trainingsspielen steht Plattenhardt seit dieser Woche in der ersten Elf, wirkt konzentriert und zielstrebig. Spektakuläre Sololäufe wird man trotzdem nicht von ihm sehen, dazu ist sein Spiel viel zu sehr auf Sicherheit bedacht. Pirouetten sollen andere drehen, der Linksfuß setzt vor allem auf umsichtiges Stellungsspiel und sichere Pässe. Qualitäten, die Bundestrainer Joachim Löw im Vorjahr zu schätzen wusste – und die Hertha aktuell so dringend braucht.

Die Berliner brauchen dringend mehr Stabilität

„Wir müssen wieder Stabilität finden“, sagt Widmayer nach vier Pleiten in Folge, „deshalb müssen wir uns erstmal um die Basics kümmern.“ Die zuletzt spürbar verunsicherte Elf soll sich auf ihre alten Tugenden besinnen, kompakt stehen und penibel auf die richtigen Abstände zu den Nebenleuten achten.

Hertha braucht diese Sicherheit derzeit so dringend wie Plattenhardt in den vergangenen Wochen ein wenig Zuspruch brauchte. Nach der verkorksten WM lud in Löw nicht mehr zum Nationalteam ein, bei Hertha lief ihm Maximilian Mittelstädt (22) mit forschen Auftritten den Rang ab. So richtig dagegen zu wehren schien sich Plattenhardt zunächst nicht. Später half dann das, was meistens hilft: reden.

Auch Plattenhardts Standards sollen helfen

„Wir haben ehrliche Gespräche geführt“, sagt Widmayer, „er braucht diesen Austausch, er muss merken, dass wir ihm helfen wollen.“ Seit rund zwei Wochen scheint Plattenhardt den Konkurrenzkampf endlich angenommen zu haben. Nun wird er mit dem Einsatz in Hoffenheim belohnt.

Dort ist neben seinem fehlerarmen Spiel auch eine andere Fähigkeit gefragt. Da mit Ondrej Duda (Gelbsperre), Arne Maier und Marko Grujic (beide verletzt) mehrere spielstarke Profis ausfallen, ruht die Hoffnung auf Tore zunehmend auf Standards. Jene wurden in Plattenhardts Abwesenheit von Duda getreten, fallen am Sonntag aber wieder in den Zuständigkeitsbereich des Spezialisten.

Gute Erinnerungen an Hoffenheim

„Jetzt haben wir wieder einen richtigen Standardexperten“, sagt Widmayer, „ich würde ihm wünschen, dass ihm mal wieder ein direktes Ding gelingt.“ So wie es Plattenhardt in der Vergangenheit häufig gelungen ist. Unvergessen ist sein Siegtreffer gegen Dortmund im März 2017, damals sein drittes Freistoßtor der Saison.

Beim bislang letzten Spiel in Hoffenheim hat Plattenhardt immerhin die Vorlage zum 1:1-Endstand beigesteuert. In dieser Spielzeit wurde die letzte Torvorbereitung Anfang Dezember gegen Frankfurt notiert. Es wäre mal wieder an der Zeit. Auch diese gefühlte Ewigkeit dauert schon viel zu lang.