Berlin. Der Berliner Robert Rabiega gehört zu den besten Schachspielern, wenn die Zeit knapp ist. Sein Können gibt er auch als Trainer weiter

So manches Mal ist die Fantasie mit Robert Rabiega durchgegangen. Als kleiner Junge träumte er beim Schachspielen von Königen und Königinnen und stellte sich vor, wie seine Reiter die Türme des Feindes eroberten. Am Schachbrett eröffnete sich dem damals Achtjährigen eine ganz neue Welt.

Sein Onkel in Sarajevo hatte ihn einst mit dem Spiel in Kontakt gebracht, als Rabiega, der selbst jugoslawische Wurzeln hat, in den Sommerferien einmal dort zu Besuch war. Er war so begeistert, dass sein Vater gleich nach der Rückkehr zu den Gelben Seiten griff und den nächstgelegenen Schachverein heraussuchte.

Als Kind war er ein Riesentalent

Schnell wurde deutlich, dass Schach für ihn mehr war als bloß ein großes Abenteuer. 1987 qualifizierte sich Rabiega für die Junioren-WM; mit 15 Jahren feierte er als damals jüngster Spieler aller Zeiten sein Debüt in der Bundesliga. „Wunderkind Robert will alle matt setzen“, schrieb die „Berliner Morgenpost“ damals.

Doch der internationale Durchbruch blieb dem heute 48-Jährigen vom SK König Tegel verwehrt, auch weil er zwischenzeitig eine Ausbildung anfing und das Schachspielen in dieser Zeit nur noch nebenbei betrieb. „Wenn man es wirklich ganz nach oben schaffen will, muss man aber täglich trainieren“, sagt Rabiega. Ein wenig trauert er immer noch der vergebenen Chance hinterher.

Intuition ist gefragt, statt lange zu überlegen

In diesem Jahr will der Lichterfelder aber noch einmal angreifen. Sein Ziel: die Weltmeisterschaften im Blitzschach. Bei verkürzter Bedenkzeit zählt Rabiega nach wie vor zu den besten Spielern des Landes. Bereits vier Mal wurde der Berliner deutscher Meister in dieser Disziplin, weitere drei Male siegte er im Schnellschach.

Während die Spieler beim klassischen Turnierschach 1:40 Stunde Bedenkzeit für die gesamte Partie bekommen (plus einer Zeitgutschrift von 30 Sekunden pro Zug), sind es beim Schnellschach lediglich 25 Minuten (plus zehn Sekunden Zeitgutschrift pro Zug), beim Blitzschach gar nur fünf Minuten. Lange überlegen können die Spieler also nicht, stattdessen ist hier vor allem die Intuition gefragt.

Als Großmeister wird er zu Turnieren eingeladen

Niemand beherrscht das so gut wie der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen, doch auch Robert Rabiega ist immer dann besonders stark, wenn die Uhr tickt. Seit 2002 darf er sich auch Großmeister nennen, als einer von nur 91 Spielern in Deutschland. Es ist der höchste vom Weltschachbund Fide verliehene Titel – und er gilt auf Lebenszeit. Neben dem Prestige sind mit dem Titel des Großmeisters auch finanzielle Vorteile verbunden, weil die Träger auf Turniere eingeladen werden und zum Teil sogar Antrittsprämien bekommen.

Robert Rabiega wird häufig für Simultanschachturniere verpflichtet, bei denen er dann gegen dutzende Spieler gleichzeitig antritt. „Jeder will dort den Großmeister schlagen und von ihm lernen“, sagt er. Sein Wissen gibt Rabiega auch als Trainer weiter, zudem leitet er eine Schach-AG an einem Gymnasium.

Immer mehr Kinder spielen Schach

„Schach ist Workout fürs Gehirn“, sagt er und berichtet, dass selbst Fußball-Bundesligist Hertha BSC bei ihm angefragt habe, mit Schach die kognitiven Fähigkeiten der Torhüter zu trainieren. Das Spiel fördere Logik und Konzentration, strategisches Handeln und die Entscheidungsfindung – alles Dinge, die auch im echten Leben wichtig sind.

Das haben auch immer mehr Lehrer und Eltern erkannt und versuchen nun, durch das Spiel genau diese Eigenschaften zu fördern. „In den vergangenen Jahren ist das Schulschach regelrecht explodiert“, sagt Robert Rabiega. Selbst in Zeiten von Smartphones und Computerspielen hat das Spiel der Könige also nichts von seiner Jahrhunderte alten Faszination verloren.