Fechten

Im Kampf um den Bären

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phaefner
Degenfechter Richard Schmidt (l.) hat bereits WM- und EM-Bronze gewonnen. Nur ein Sieg in Berlin fehlt dem 27-Jährigen noch.

Degenfechter Richard Schmidt (l.) hat bereits WM- und EM-Bronze gewonnen. Nur ein Sieg in Berlin fehlt dem 27-Jährigen noch.

Foto: Woitas / pa

Wenn am Wochenende die Fechtelite in Berlin zusammenkommt, geht es für Degenspezialist Richard Schmidt um mehr als nur den Sieg.

Berlin. Die Lieblings-Comicfigur von Fechter Richard Schmidt ist Batman, dabei würde die von Lucky Luke eigentlich viel besser zu ihm passen. Jenes Westernhelden, von dem es heißt, er könne schneller schießen als sein eigener Schatten. Blitzschnell und ohne Vorwarnung kommen nämlich auch die Attacken von Richard Schmidt mit dem Degen.

Seine Spezialität ist der „Flash-Angriff“ – dabei stößt er sich mit beiden Beinen vom Boden ab, so dass er auf seinen Kontrahenten regelrecht zuspringt. Ein gefährlicher Zug, nicht nur für den Gegner: „Das ist schon mit einem gewissen Risiko behaftet“, sagt der 27-Jährige.

Der Offenbacher ist zweifacher Medaillengewinner

„Wenn der Angriff ins Leere läuft, kann man danach nicht mehr zurückziehen und ist seinem Gegenüber quasi schutzlos ausgeliefert.“ Für den Offenbacher hat sich das Vabanquespiel zuletzt gleich doppelt ausgezahlt. 2017 wurde er WM-Dritter im Degenfechten, ein Jahr später gewann er auch bei der EM erneut die Bronzemedaille. „2018 war die Genugtuung fast noch größer, auch wenn es dieses Mal keine Weltmeisterschaft war“, sagt er.

„Ich wollte unbedingt beweisen, dass der erste Erfolg keine Eintagsfliege war, sondern dass ich prinzipiell die Qualitäten habe, um jederzeit wieder auf dem Podium zu landen.“ Als er bei der EM den entscheidenden Treffer setzte, rief er laut und für jeden hörbar: „Das war kein Zufall!“

Ein Rückstand lässt sich nur schwer aufholen

Als zweifacher Medaillengewinner geht Richard Schmidt am Wochenende beim internationalen Fechtturnier um den „Weißen Bären von Berlin“ (Sonnabend ab 9 Uhr/Sonntag ab 9.30 Uhr im Horst-Korber-Sportzentrum, Finalgefechte ab 14 Uhr im historischen Kuppelsaal im Olympiapark) als Mitfavorit ins Rennen. Wobei das im Degenfechten nicht allzu viel heißen muss, wie Schmidt im vergangenen Jahr selbst erfahren musste.

Bei den Weltmeisterschaften scheiterte er gleich in der ersten Runde, wie übrigens noch sechs weitere der 16 Topgesetzten. „Im Degenfechten kommt so etwas häufiger vor, da es deutlich mehr Teilnehmer und eine breitere Spitze gibt als bei den anderen Waffen“, sagt er. Wenn man in einem Gefecht erst einmal ins Hintertreffen gerät, lasse sich der Rückstand aufgrund der größeren Trefferfläche am ganzen Körper und der Tatsache, dass es Doppeltreffer gibt, auch für Spitzenfechter kaum noch aufholen.

260 Fechter aus 29 Nationen sind in Berlin am Start

Und trotzdem: „Mein Ziel ist es, in Berlin zu gewinnen“, sagt Richard Schmidt. Allein schon der Vollständigkeit halber – der „Weiße Bär“ ist das einzige deutsche Ranglistenturnier, das er noch nie gewonnen hat. 260 Teilnehmer aus 29 Nationen haben für die 59. Auflage des Traditionsturniers gemeldet, das der Fecht-Club Grunewald gemeinsam mit dem Berliner Fechterbund organisiert.

Dessen Präsident Mario Freund meint: „Es ist das Fechthighlight der Jahres in Berlin.“ Mit Matteo Tagliariol aus Italien hat der Olympiasieger von 2008 gemeldet, stark einzuschätzen sind auch die Schweizer als amtierender Mannschaftsweltmeister. In der Weltrangliste ist von allen Teilnehmern momentan der Argentinier Jesus Andres Lugones Ruggeri als 19. am besten platziert. Vorjahressieger Jakub Jurka aus Tschechien fehlt hingegen. Der bislang letzte deutsche Gewinner war 2016 Niklas Multerer.

Für die Olympiaqualifikation kommt es auf das Team an

Mit einem Erfolg würde Schmidt weiteres Selbstvertrauen tanken für die EM im eigenen Land im Juni in Düsseldorf sowie für die anstehende Olympiaqualifikation für 2020, die ebenfalls im Sommer anläuft. Dafür braucht er allerdings die Unterstützung seiner Teamkollegen, denn die Startplätze für die Olympischen Spiele werden fast ausschließlich über den Mannschaftswettbewerb vergeben. Die Deutschen gelten dabei lediglich als Außenseiter, doch sie wollen attackieren. So wie es Richard Schmidt mit Vorliebe tut.