Berlin. Hertha lässt Lazaro im Januar nicht zum AC Mailand, braucht aber mehr Konstanz in der Liga, um den Hochbegabten zu binden

Eine Partie ist in der Hinrunde noch zu spielen, am Sonnabend geht es zu Bayer Leverkusen. Doch Hertha-Trainer Pal Dardai schaut bereits voraus ins Jahr 2019: „In der Rückrunde, wenn hoffentlich alle ­gesund sind, müssen wir mehr Punkte sammeln“, sagte der Ungar. Aktuell sammeln die Berliner einen Titel, den niemand haben will – Hertha ist Remis-König der Liga. Das 2:2 gegen den FC Augsburg vor der Minuskulisse von knapp 28.000 Zuschauern im Olympiastadion war ­bereits das sechste Unentschieden in dieser Saison – kein Konkurrent hat häufiger remis gespielt.

Im Blickpunkt standen nach dem Spiel diejenigen, die nicht dabei waren – und Valentino Lazaro. Der 22-Jährige, der aktuell vom Nobelklub AC Mailand umworben wird, spielte ausnahmsweise nicht als rechter Verteidiger, sondern im offensiven Mittelfeld. „Da habe ich schon lange nicht mehr gespielt“, sagte Lazaro. „Aber es hat Spaß gemacht, die Bälle zu verteilen und mal mit nach vorne zu gehen.“ So hatte ­Lazaro den Treffer von Ondrej Duda zum 2:1 vorbereitet.

Verhandlungen auf der Hertha-Geschäftsstelle

Für Hertha stellt sich die Frage: Wie reagiert der Klub auf das Werben aus Mailand? Dem Vernehmen nach soll es um eine Ablöse von 20 Millionen Euro plus X gehen. Am liebsten würde Milan den Herthaner schon im Winter unter Vertrag nehmen (die Transfer­periode endet am 31. Januar 2019). Diesem Ansinnen schiebt Hertha aber einen Riegel vor. Auf Morgenpost-Anfrage teilte der Klub mit: „Es wird keinen Wechsel von Valentino Lazaro im ­Winter geben.“

Sowohl Max Hagmayr, der Berater des Spielers, als auch ­Lazaro haben ­bestätigt, dass man am Montag und Dienstag auf der Hertha-Geschäftsstelle über die Zukunft des 19-maligen ­österreichischen Nationalspielers gesprochen habe. Da Lazaros Vertrag in Berlin bis 2021 läuft und keine Ausstiegsklausel hat, bedarf jede Veränderung der Zustimmung von Hertha.

Dardai setzt auf die Strategie Loben

Das Hertha-Veto zu einem Januar-Verkauf macht insofern Sinn, weil es im Kader keinen gleichwertigen Ersatz für Lazaro gibt. Es wäre schwer gewesen, die Lesart zu vermeiden: Hertha entscheidet sich für die Ablöse-Millionen, schmälert damit aber womöglich entscheidend die Chancen, einen Europacup-Platz zu erreichen.

Andrerseits kennt jeder das Fußballgeschäft. Wenn ein Spieler weg will, dann lässt man ihn meistens irgendwann ziehen. Insofern ist nach der Winterwechselfrist vor der Sommerwechselfrist. Anders gefragt: Wie lässt sich der Hochbegabte halten?

Lazaro will um Titel spielen

Sein Vorgesetzter, Pal Dardai, setzt auf die Strategie Loben. „Tino hat eine Riesenarbeit für die Mannschaft gemacht“, sagte der Trainer, „auch beim zweiten Tor war er beteiligt. Ich bin sehr zufrieden mit ihm.“ Lazaros Ziel in Berlin, wie Berater Hagmayr es formuliert: „Tino will mit Hertha oben mitspielen.“ Mit Red Bull Salzburg hatte er in Österreich zehn Titel gewonnen (fünf Mal die Meisterschaft, fünf Mal den Pokal).

Unter diesem Gesichtspunkt war Herthas Remis am Dienstag nicht hilfreich. Zum wiederholten Mal ließen die Berliner Punkte liegen – wie gegen Freiburg (1:1) oder in Stuttgart (1:2) – und dümpeln im Liga-Mittelfeld. Ungewöhnlich hoch ist die Zahl von Herthas Heim-Gegentoren. 0:3 gegen Leipzig, 3:3 gegen Hoffenheim, 2:2 gegen Augsburg – da gerät das 1:0 gegen Frankfurt fast in Vergessenheit. Lazaro machte aus ­seiner Unzufriedenheit keinen Hehl: „Das zweite Gegentor war schlecht ­verteidigt. Da muss es dann auch mal knirschen vor dem Tor.“

Dardai ist mit 24 Punkten zufrieden

Trainer Dardai sieht die Ursache vor allem in den vielen Verletzungsausfällen, die Hertha in dieser Hinserie plagen: „Beim zweiten Gegentor hat man gesehen, dass die Automatismen fehlen: Jeder hat gezögert, jeder hat gewartet. Aber wir haben nur ein-, zweimal in Folge die gleiche Mannschaft rausschicken können.“ In der Innenverteidigung fehlen dem Hauptstadt-Klub seit Wochen die etatmäßige Besetzung ­Niklas Stark und Karim Rekik.

In Anbetracht der Umstände ist Dardai mit den erreichten 24 Punkten „zufrieden. Bei dem Verletzungspech, das wir hatten, hätten es auch zehn Punkte weniger sein können.“

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