Berlin. Als sich der Verbandspräsident höchstpersönlich in der eigentlich teaminternen WhatsApp-Gruppe zu Wort meldete, um zu gratulieren, dämmerte Meret Kleine-Beek, welch außerordentliche Leistung sie mit ihrer Mannschaft vollbracht hatte. Mit dem U18-Nationalteam gewann die Berliner Basketballerin in diesem Jahr den EM-Titel. Es war das erste Mal, dass sich eine deutsche Juniorenmannschaft die kontinentale Krone aufsetzen konnte und der größte Erfolg in der Geschichte des Deutschen Basketball-Bunds (DBB) im Nachwuchsbereich.
Schon reden einige von einer goldenen Generation. Die Hoffnung ist groß, dass auch das schwächelnde A-Nationalteam wieder besseren Zeiten entgegensieht, wenn die Talente alt genug sind. Sieben Jahren ist es her, dass Deutschland bei den Erwachsenen zuletzt bei einer EM dabei war, doch seit dem U18-Titel herrscht wieder Aufbruchsstimmung.
Meret Kleine-Beek hatte am Triumph entscheidenden Anteil. Zwar erzielte nur eine Spielerin im deutschen Aufgebot noch weniger Punkte als sie – acht Pünktchen waren es im Verlauf der sieben Turnierspiele –, doch die Statistik verrät auch im Basketball stets nur die halbe Wahrheit. Die Berlinerin zeichnet sich durch Kampfgeist, starkes Positionsspiel und ein gutes Rollenverständnis aus, gerade in der Verteidigung. Häufig wird sie deshalb auf die beste Spielerin des Gegners angesetzt. „Da kann ich eine richtige Klette sein“, sagt sie. Bei der EM hatte sie im Finale ihren großen Auftritt, als sie die bis dahin starken Spanierinnen nicht zur Entfaltung kommen ließ. Dass sie selbst punktlos blieb, störte sie nicht. „Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich lieber den Star des Gegners bei zwei Punkten halten oder selbst 25 erzielen möchte, würde ich mich immer für Ersteres entscheiden.“
Seit Sommer spielt die Berlinerin bei Alba
Teamwork ist für Meret Kleine-Beek Trumpf. Das war schon als Kind so, als sie zusammen mit ihrer älteren Schwester zum ersten Mal zum Training beim TuS Lichterfelde vorbeischaute. Die Sporthalle lag praktischerweise auf der anderen Straßenseite. Bei TuS Lichterfeld durchlief sie sämtliche Jugendteams, zweimal wurde sie deutscher Meister. 2016 rückte sie ins Zweitligateam auf. Als sich der Verein dann im Sommer zurückzog, wechselte die Flügelspielerin zu Alba Berlin.
Erst seit einigen Jahren engagieren sich die Albatrosse auch im weiblichen Bereich. Mittlerweile sind die Alba-Frauen im semiprofessionellen Basketball angekommen und haben im Unterhaus den Platz von Lichterfelde eingenommen. Meret Kleine-Beek glaubt, dass der Einstieg Albas dem Frauenbasketball in der Stadt in Zukunft eine deutlich größere Aufmerksamkeit bescheren könnte. Sie hat festgestellt, dass sie jetzt häufiger auf ihren Sport angesprochen wird. „Alba ist eine Marke und auch denjenigen ein Begriff, die ansonsten mit Basketball eher wenig zu tun haben“, sagt sie. Gleichzeitig sei Berlin dadurch auch für auswärtige Spielerinnen noch interessanter geworden.
Eine Medaille bei der U19-WM ist das nächste Ziel
Mittelfristig halten Beobachter sogar einen Aufstieg in die erste Liga für möglich. „Ich hätte jedenfalls Bock auf die Bundesliga“, sagt Meret Kleine-Beek. Mit dem TuS Lichterfelde war sie zuletzt zweimal Vierter der zweiten Liga. Alba liegt dagegen aktuell nur auf dem vorletzten Tabellenplatz – in acht Spielen gelang bisher erst ein einziger Sieg. „Wir haben bislang noch nicht das gezeigt, was wir eigentlich können“, meint Kleine-Beek. Anders als die meisten anderen Vereine verzichten die Albatrosse auf ausländische Spielerinnen und vertrauen ganz auf den einheimischen Nachwuchs. Die Umstellung auf das höhere Niveau in der zweiten Liga ist dabei nicht allen in der Mannschaft auf Anhieb gelungen.
Auch bei Meret Kleine-Beek ist das Ende der Entwicklung noch nicht erreicht. Vor allem in der Offensive will die 17-Jährige noch deutlich zulegen, weshalb sie zweimal pro Woche noch vor der Schule ein spezielles Wurftraining absolviert. Schließlich stehen 2019 gleich zwei große internationale Ereignisse ins Haus. Da wäre zum einen die U19-WM in Bangkok, für die sich Deutschland als Europameister qualifiziert hat. Das Ziel ist auch dort wieder eine Medaille, was ebenfalls noch keiner DBB-Nachwuchsmannschaft gelungen ist. Zum anderen gibt es erneut eine U18-EM, bei der dann allerdings der ältere Jahrgang des diesjährigen Gold-Kaders nicht mehr spielberechtigt sein wird. Umso mehr wird es darauf ankommen, dass Spielerinnen wie Meret Kleine-Beek Verantwortung übernehmen, damit sich der jüngste Aufschwung im deutschen Frauenbasketball fortsetzt.