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Hertha kommt mit Traumtor und Cleverness im DFB-Pokal weiter

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Uwe Bremer
Applaus für einen Sonntagsschuss: Marvin Plattenhardt (M.) wird von den Kollegen gefeiert

Applaus für einen Sonntagsschuss: Marvin Plattenhardt (M.) wird von den Kollegen gefeiert

Foto: Ottmar Winter

Marvin Plattenhardt und Vedad Ibisevic sichern Herthas Sieg in Braunschweig und den Einzug in die zweite Pokalrunde.

Braunschweig. Die ARD-Sportschau am kommenden Sonntag um 18 Uhr hat sich zum Pflichttermin für die Profis von Hertha BSC gemausert. Dort wird ausgelost, auf welchen Gegner der Hauptstadt-Klub in der zweiten Pokalrunde treffen wird. Die Startaufgabe im DFB-Pokal hatte der Fußball-Bundesligist vor 16.710 Zuschauern beim Drittligisten Eintracht Braunschweig mit 2:1 (1:0) gelöst.

Die Entscheidung dieser zwar nicht hochklassigen, aber umkämpften Partie fiel innerhalb von 100 Sekunden. Nach 81 Minuten hatte der Favorit den 1:1-Ausgleich kassiert. Die Hertha-Defensive schaute bei einem Braunschweiger Antritt auf der rechten Seite nur zu, in der Mitte bekam Mergim Fejzullahu den Ball und vollstreckte aus 14 Metern flach ins linke Eck. Die heimischen Fans im Stadion tobten, eine Verlängerung lag in der Luft.

Entscheidend war die schnelle Reaktion auf den Ausgleich

Doch die Antwort des Bundesligisten fiel kühl aus. Spielmacher Ondrej Duda bestätigte seine gute Partie, spielte eine feine Vorlage in den Eintracht-Strafraum. Der eingewechselte Dennis Jastrzembski machte, was man bei seinem Profidebüt mal machen kann: Er legte den Ball zum Siegtor auf. Kapitän Vedad Ibisevic schob den Ball aus drei Metern über die Linie, 2:1 (83.). „Ausschlaggebend für unseren Sieg war, dass wir nach dem 1:1 sofort eine Antwort gegeben haben“, sagte Herthas Mittelfeldspieler Valentino Lazaro. Jastrzembski, mit seinen 18 Jahren die Entdeckung der Vorbereitung, sagte: „Es ist mir eine Ehre, ein Tor für meinen Kapitän vorzubereiten. Vedad hat sich auch bedankt.“

Damit wahrte Trainer Pal Dardai seinen Pokal-Nimbus: Auch im vierten Jahr unter seiner Leitung setzte sich Hertha in der ersten Pokalrunde gegen einen Außenseiter durch. Der ungarische Trainer weiß, dass es auch anders gehen kann. Er gehörte im September 2004 zu jenen Hertha-Profis, die sich beim damaligen Regionalligisten Eintracht Braunschweig mit 2:3 blamiert hatten.

Im ersten Pflichtspiel der Saison 2018/19 hatte der Trainer seine Elf in der neu einstudierten 3-4-3-Taktik aufs Feld geschickt. Der Bundesligist brauchte eine halbe Stunde, um auf Touren zu kommen. Den ersten gefährlichen Berliner Angriff köpfte Ibisevic nach einer Lazaro-Flanke knapp übers Braunschweiger Tor (31.). Maximilian Mittelstädt nahm eine Duda-Vorlage volley, auch die strich haarscharf über das Eintracht-Tor.

Doch dann kam der Auftritt von Marvin Plattenhardt. Eigentlich war die Faustabwehr vom Braunschweiger Torwart Marcel Engelhardt nicht schlecht, weit flog der Ball aus dem Eintracht-Strafraum. Aber Plattenhardt hatte auf die Gelegenheit gelauert. Aus 27 Meter Entfernung nahm Herthas Nationalspieler den Ball mit voller Konzentration direkt, der senkte sich über die Abwehr und über Engelhardt hinweg unhaltbar im rechten Dreiangel – ein Tor für jeden Jahresrückblick (38.). Die Kollegen auf dem Feld und der Bank freuten sich überschwänglich über den Sensationstreffer. Der Jubel von Plattenhardt fiel dagegen beherrscht aus. „Fürs Selbstbewusstsein ist so ein Tor natürlich gut“, sagte er, „aber wichtiger ist, dass wir weitergekommen sind.“

Eintracht-Stürmer Hofmann trifft nur den Pfosten

Der Einzug in die zweite Pokalrunde stand nach der Pause durchaus in Frage. Nun hatten die Hausherren ihre stärkste Phase. Hertha hatte Glück bei einem Braunschweiger Konter, als Mittelstürmer Philipp Hofmann den Ball aus Nahdistanz an den Pfosten setzte (74.). Mit dem Eintracht-Ausgleich schien sogar eine Pokal-Sensation möglich zu sein.

„Mir hat gefallen, dass die Mannschaft nach dem 1:1 sehr ruhig geblieben ist und sofort das Tempo erhöht hat“, sagte Hertha-Trainer Dardai. „Das 2:1 war ein guter Spielzug, den Ondrej eingeleitet hat. So was haben wir letzte Saison selten gesehen. Und Vedad steht da, wo ein Torjäger stehen muss.“ Dardai sagte, dass man anfangs gemerkt habe, „dass wir zum ersten Mal unter Druck gespielt haben. Wir haben etwas Zeit gebraucht, um reinzukommen“. Am Ende kam noch Pascal Köpke, von Erzgebirge Aue gekommen, zu seinem Hertha-Debüt, auch des Trainers Sohn Palko Dardai kam zu einem Kurzeinsatz.

Ein Nachspiel für Hertha wird das Auftreten der eigenen Fans haben. Einige Unbelehrbare verdarben mit Pyros und Böllern die ansonsten positive Stimmung im Stadion. Da wird der Deutsche Fußball-Bund seinen gerade verabschiedeten neuen Strafenkatalog anlegen. Am Sonnabend (15.30 Uhr) startet Hertha im heimischen Olympiastadion gegen den 1. FC Nürnberg in die Bundesliga-Saison.

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