Pau. André Greipel hatte dem Franzosen Schummelei unterstellt
In der Sekunde seines Sieges wird Arnaud Démare an André Greipel gedacht haben. An den Rostocker Sprinter, der ihm am Vortag noch eine Schummelei unterstellt hatte. Dieser erste Etappen-Sieg bei der 105. Tour de France war bittersüß für den Franzosen. „Ich muss ihm danken, denn ich musste sehr oft an ihn denken“, sagte Démare über Greipel. „Das ist nicht meine Philosophie von Radsport.“
Greipel (36) war auf der Königsetappe L’Alpe d’Huez zum ersten Mal in den Besenwagen eingestiegen. Démare hatte Mühe, das Zeitlimit einzuhalten. Auch auf der extrem kurzen und schweren Etappe am Mittwoch schaffte der Franzose das Zeitlimit, aber Greipel meldete via Twitter Zweifel an und unterstellte dem Franzosen, dass ihm seine Mannschaft mit einem Teamfahrzeug auf dem Schlussstück zum Col du Portet geholfen habe. Das würden GPS-Daten nahelegen. Der beschuldigte Démare bestritt dies ebenfalls per Twitter vehement. Später löschte der Rostocker seinen Tweet und entschuldigte sich. Jetzt ist wohl noch eine Gratulation fällig.
Démares Sieg wurde auch dadurch begünstigt, dass Peter Sagan im Sprint angeschlagen wirkte. Nach seinem Sturz am Mittwoch trug der 28-jährige Slowake eine Art Strumpfhose am verletzten Bein. Sein Team Bora-hansgrohe hatte das Finale mal wieder perfekt vorbereitet, doch auf den letzten Metern fehlte dem dreimaligen Etappensieger der Punch. Sagan wurde Achter hinter John Degenkolb. „Ich war zu weit hinten, da hatte ich keine Chance mehr, vorne einzugreifen“, sagte der 29-jährige Geraer. Beim Finale in Paris am Sonntag hat Degenkolb noch eine Chance: „Ich bin zuversichtlich, dass ich die nutzen kann.“
Die 171-km-Etappe von Trie-sur-Baise nach Pau war für die Klassementfahrer ein willkommener „Ruhetag“ vor den entscheidenden Etappen am Freitag und Sonnabend. Der Gesamtführende Geraint Thomas (Wales) kam unbeschadet ins Ziel und seinem ersten Tour-Erfolg wieder ein Stück näher. „Wenn er gesund bleibt und keine verrückten Sachen macht, wird er das Gelbe Trikot nicht mehr verlieren“, sagte der Zweitplatzierte Tom Dumoulin. Er könne die zwei Minuten Rückstand kaum im Einzelzeitfahren am Sonnabend aufholen. Dann eher an diesem Freitag: Auf den 200,5 Kilometern zwischen Lourdes und Laruns haben die Fahrer sechs Anstiege zu bewältigen.
Dominik Loth