Tennis

Wimbledon: Zverev ist über Nacht ein anderer Spieler

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Björn Jensen
Alexander Zverev jubelt über seinen Sieg

Alexander Zverev jubelt über seinen Sieg

Foto: pa

Alexander Zverev gewinnt in Wimbledon das nächste Fünfsatzspiel und erreicht die dritte Runde.

London. Dunkelheit macht vielen Menschen Angst, doch Alexander Zverev hat sie bei den All England Championships in Wimbledon vor dem Zweit­rundenaus bewahrt. 6:4, 5:7, 6:7 (0:7) lag Deutschlands bester Tennisprofi gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz (20) zurück, als die Partie am Donnerstagabend bei fortschreitender Dämmerung unterbrochen wurde. Am Freitag bewies der 21 Jahre alte Weltranglistendritte dann seine Klasse als Wettkämpfer, die ihn schon bei drei Fünfsatzsiegen während der French Open ausgezeichnet hatte. 6:1 und 6:2 gewann der Hamburger die Fortsetzung und buchte zum dritten Mal in Folge an der Church Road sein Ticket für die dritte Runde, die ihn an diesem Sonnabend mit dem Letten Ernests Gulbis (29/Nr. 138) zusammenführt.

Zverev stoppte ein Virus

Zwei Hauptgründe machte Zverev nach der Partie für seinen Leistungseinbruch am Donnerstag geltend: „Ich habe seine Aufschläge in dem schlechten Licht kaum gesehen. Außerdem hatte ich einen Magen-Darm-Virus, musste mich in der Toilettenpause nach dem zweiten Satz sogar übergeben“, sagte er. Am Freitagmorgen habe er zwei Optionen gehabt: „Entweder, ich fühle mich schlecht, dann hätte ich einen Satz gespielt. Oder ich fühle mich gut, dann werden es zwei Sätze. Aufgeben war keine Option.“ Dass er sich gut fühlte, konnte schließlich jeder Beobachter sehen.

Es hatte niemanden überraschen dürfen, dass Fritz in der Lage ist, großartiges Tennis zu spielen. 2016 war er von der Tennisorganisation ATP als „Star of Tomorrow“ ausgezeichnet worden. Sein Vorgänger: Alexander Zverev. Eine langwierige Knieverletzung bremste in der vergangenen Saison seinen Aufstieg im Ranking. Aber die Reife, die er auf dem Court zeigte, kommt nicht von ungefähr. Fritz ist der jüngste Vater auf der ATP-Tour. Mit 18 machte er seiner Freundin Raquel am Rande der French Open unter dem Eiffelturm einen Heiratsantrag, im Januar 2017 kam der gemeinsame Sohn Jordan auf die Welt. So einer weiß, dass es Aufreibenderes gibt als ein Tennismatch.

Fritz verlor an Stärke

Trotzdem war am Freitag zu spüren, dass Fritz über seine Chance, erstmals die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers zu erreichen, über Nacht nachgedacht hatte. Er schlug nicht mehr so präzise auf wie am Vorabend, griff nicht mehr so mutig an, sah sich allerdings auch einem Kontrahenten ausgesetzt, der die Initiative ergriff. Wie Zverev sich aus den Drucksituationen befreite, hatte Klasse; ebenso, dass er sich von vergebenen Breakchancen nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Während er das Achtelfinale ins Visier nimmt, ist Philipp Kohlschreiber ausgeschieden. Der Augsburger unterlag nach 2:07 Stunden dem Südafrikaner Kevin Anderson mit 3:6, 5:7, 5:7. Nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe kämpfte noch der Warsteiner Jan-Lennard Struff gegen Titelverteidiger Roger Federer (Schweiz) um die größte Sensation seiner Karriere.