PratoNevoso

Max Schachmann: Ein Berliner Pendler als Giro-Held

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Er wurde nur Radprofi, weil ihm die Busse zu selten fuhren

PratoNevoso. Der Debütant macht es wie ein alter Hase. Der Berliner Maximilian Schachmann zockt im Bergsprint in Pratonevoso seine Rivalen aus der Fluchtgruppe ab und holt sich beim Giro-Debüt gleich eine harte Bergetappe. Der deutsche Radsport hat definitiv ein neues Rundfahrttalent. Christoph Pfingsten als Etappen-Vierter rundete eine starke deutsche Vorstellung ab.

Küsse rechts, Küsse links, da strahlt Schachmann auf dem Siegerpodest im noch von Schneeresten bedeckten Ski-Ort. Der 24-Jährige Berliner gehörte zur zwölfköpfigen Fluchtgruppe, die sich bereits zu Beginn der Etappe gebildet hatte. „Ich muss hier meinem Teamkollegen Michal Morkov dankbar sein. Er nahm mich an sein Hinterrad und wir kamen noch als die Letzten in die Gruppe“, sagte Schachmann im Ziel.

Das Feld ließ die Gruppe ziehen; Männer, die in der Gesamtwertung gefährlich werden könnten, hatten sich zum Wohlgefallen der Ausreißer nicht unter sie gemischt. „Wir haben dann gut kooperiert in der Gruppe. Teams, die zwei Fahrer in der Gruppe hatten, hatten es natürlich etwas einfacher. Da konnte man sich besser die Kräfte einteilen“, erzählte Pfingsten dieser Zeitung. Der Bora-Profi war allein, Schachmann hingegen hatte eben Morkov bei sich. Der Däne machte für seinen jungen Co-Kapitän dann auch Tempo am letzten Anstieg. Die Gruppe zerfiel, und Schachmann wirkte jederzeit wie der Herr der Lage: „Ja, ich hatte im Finale jederzeit das Gefühl, ich kontrolliere die Situation. Ich wusste, ich kann mich auf meinen Sprint verlassen.“

Der gebürtige Berliner ist ein besonderes Talent. Er hat nicht nur Kraft in den Beinen, sondern auch Entschlossenheit und Renninstinkt. Zum Radsport kam er auf eine Art, wie man es sonst nur von Südamerikanern kennt. „Ich fuhr jeden Tag mit dem Rad zur Schule. Wir wohnten im Speckgürtel in Berlin. Der Bus kam nur alle Stunde. Da konnte ich mich entscheiden, immer zu warten oder eben mit dem Rad zu fahren“, erzählte der Quick-Step-Profi der Morgenpost. Hinten in der Favoritengruppe machten Tom Dumoulin und Chris Froome 28 Sekunden auf den Gesamtführenden Simon Yates gut. Der Giro bleibt damit spannend.

( Tom Mustroph )