Sportgymnastik

Magdalena Brzeskas Tochter erobert die Gymnastik-Bühne

| Lesedauer: 3 Minuten
Philip Häfner
Magdalena Brzeska (l.) und ihre talentierte Tochter Noemi Peschel.

Magdalena Brzeska (l.) und ihre talentierte Tochter Noemi Peschel.

Foto: Stephan Schraps/Geisler-Fotopres / picture alliance / Geisler-Fotop

Noemi Peschel kämpft bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin um die Titel mit Reifen, Ball, Keule und Band.

Berlin.  Die Fahrt nach Berlin hat für Noemi Peschel Tradition. Zweimal war die 16-Jährige beim Berlin Masters der Rhythmischen Sportgymnastik gestartet, zwei weitere Male als Zuschauerin in der Halle. In diesem Jahr findet das Masters zwar nicht mehr statt, nach Berlin kommt die Gymnastin trotzdem. An diesem Wochenende werden im Horst-Korber-Sportzentrum nämlich die Deutschen Meisterschaften (Sonnabend ab 16 Uhr, Sonntag ab 10 Uhr) ausgetragen – und Peschel ist eine der Favoritinnen.

Als die Titelkämpfe voriges Jahr im Rahmen des Turnfests stattfanden, war Peschel wegen Krankheit nicht dabei. Stattdessen holte sich Trainingskollegin Lea Tkaltschewitsch vier Mal Gold: im Mehrkampf sowie mit Reifen, Ball und Keule – nur mit dem Band ließ sie Julia Stavickaja den Vortritt. Noemi Peschel sieht Tkaltschewitsch auch diesmal als erste Anwärterin auf den Titel. „Ich werde ihr aber einen harten Kampf liefern.“

Peschel möchte sich einen eigenen Namen machen

Das Talent wurde der Schülerin quasi in die Wiege gelegt. Noemi Peschel ist die Tochter der einstigen Ausnahme-Gymnastin Magdalena Brzeska, die in den Neunzigern bei Welt- und Europameisterschaften gleich mehrfach in den Top 10 landete und 1996 auch Olympia in Atlanta erlebte. Brzeska war das Gesicht ihrer Sportart gewesen, die Erfolge und ihre Ausstrahlung machten die Rhythmische Sportgymnastik in Deutschland überhaupt erst einem breiteren Publikum bekannt.

Jetzt unterstützt Magdalena Brzeska ihre Tochter auf dem Weg an die Spitze. Bei den Meisterschaften wird sie auf der Tribüne mitfiebern. „Es beruhigt mich, wenn ich weiß, dass sie da ist“, sagt Noemi Peschel. Sie sei sehr stolz auf ihre Mutter. „Aber ich möchte auch nicht andauernd mit ihr verglichen werden. Ich möchte mir meinen eigenen Namen machen.“ Turnerisch seien sie ohnehin sehr verschieden, was daran liegen könnte, dass sich die Sportgymnastik seit Brzeskas Zeiten weiterentwickelt hat. „Das kann man überhaupt nicht mehr vergleichen“, meint Peschel. „Oft sagt sie zu mir: Das, was ich heute turnen muss, hätte sie damals nicht geschafft.“

Die Kampfrichter wollen lieber ein Lächeln sehen statt Angst

Zusammen mit Lea Tkaltschewitsch zählt sie hierzulande zu den Hoffnungsträgern ihrer Sportart. Nach dem Rücktritt der mehrfachen Meisterin Laura Jung und der zweifachen Olympiateilnehmerin Jana Berezko-Marggrander war nach den Spielen in Rio eine Lücke entstanden, in die nun eine neue Generation hineinstoßen soll. Druck verspürt Peschel deshalb nicht, im Gegenteil: „Ich bin ganz froh, dass wir jetzt auch mal an der Reihe sind und die Chance bekommen zu zeigen, was wir können.“

Doch aller Anfang war schwer: Bei ihrer EM-Premiere landeten die beiden Deutschen im Vorjahr abgeschlagen im Hinterfeld, später ebenso auch bei der WM. „Auf einmal waren wir die Kleinsten bei den Großen und nicht mehr die Größten bei den Kleinen“, sagt sie. Bereits im Herbst soll es bei der nächsten WM in Bulgarien besser laufen. Noemi Peschel weiß, worauf es ankommt: „Wir dürfen keine Angst haben. Die Kampfrichter sehen so etwas gleich in den Augen und sie mögen das gar nicht. Stattdessen müssen wir stets mit einem Lächeln auf die Fläche gehen.“