Berlin. Seinen Premieren-Gewinnern hatte Pal Dardai einen freien Sonntag spendiert. Er selbst hatte nach dem erlösenden ersten Heimsieg im Jahr 2018 schon wieder die anstehenden Spiele und Probleme im Saisonendspurt im Blick. Jede der vier Partien „wie ein Endspiel“ angehen, will der Hertha-Trainer. Und „einiges testen“ schon mit Blick auf die kommende Spielzeit, für die mehrere personelle Veränderungen anstehen. „Wir machen bald eine große Scouting-Sitzung, bei der wir Entscheidungen treffen“, kündigte Dardai an.
Das selbst gesteckte Saisonziel in der Liga ist mit 39 Punkten und dem gesicherten Mittelfeldplatz nach dem 2:1 gegen den designierten Absteiger 1. FC Köln praktisch erreicht. „Kosmetisch brauchen wir noch einen Punkt“, bemerkte Dardai in Anspielung auf die 40 Zähler, die allgemein als Garant für den Nichtabstieg gelten. „Über 40 Punkte sind für Hertha immer eine stabile, normale Leistung“, ergänzte Dardai. Doch der Ungar sprach deutlich an: Sein Team hat in 30 Runden zehn Punkte liegengelassen - und das sei noch freundlich formuliert.
Erster Heimtreffer nach 350 torlosen Minuten
Der Sieg gegen Köln zeigte, auf welch schmalem Grat Hertha in dieser Saison tanzte. Nach dem Führungstor von Leonardo Bittencourt und den erneut ausgelassenen Chancen der Gastgeber hatte sich beim Berliner Teil der insgesamt 49 253 Zuschauer im Olympiastadion bereits wieder eine negative Stimmung aufgebaut. Der Tore-Doppelpack von Davie Selke innerhalb von drei Minuten (49., 52.) versöhnte: Erster Heimtreffer nach 350 torlosen Minuten; 1000. Bundesligator im heimischen Stadion. „Es ist ein bisschen der Druck raus, dass du nach hinten gucken musst. Nach vorne ist der Abstand groß“, sagte Dardai erleichtert.
Der 42-Jährige spürt, dass Hertha neue Impulse braucht, auch wenn er unterstrich: „Die Mannschaft hat sich sehr gut entwickelt. Nur bei der Nutzung der Torchancen waren wir nicht so gut. Da wächst etwas zusammen, das müssen wir auch in den letzten Spielen noch zeigen.“
Weiser ist im Formtief
Mitchell Weiser scheint sich dabei erst einmal aus Dardais Plänen verabschiedet zu haben. Seit Wochen im Formtief, wirkte der U21-Europameister gegen Köln fast lustlos, ermöglichte Köln die Führung. „Das Stellungsspiel und die Fehlerkette, die er sich geleistet hat, das war nicht gut. Wir können nicht durch einen Spieler unser Spiel unsicher machen“, sagte Dardai.
Womöglich ist Weiser auch schon mit seiner Zukunftsplanung beschäftigt, bei der andere Vereine als Hertha eine Hauptrolle spielen könnten. „Es ist schwer zu sagen. Du kannst ja auch nicht reingucken. Wir möchten, dass Mitch die unbestrittene gute Qualität, die er hat, für uns auf den Platz bringt. Und er hat besondere Momente in seinem Spiel, er hat eine besondere Begabung, und das ist das, was wir von ihm uns wünschen“, erklärte Manager Michael Preetz.
Dardai hat mit Weisers Auswechslung zur Halbzeit ein klares Zeichen gesetzt. „Jetzt ist ein Punkt gekommen: Wir können es uns nicht leisten, mit 0:1 ausgepfiffen zu werden. Da muss der Trainer reagieren und eingreifen“, sagte der Hertha-Coach. „Es gibt immer eine Statistik: Vorlagen, Tore, Stellungsfehler. Da gibt es eine Grenze.“
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