Paralympics

Forster fährt aus dem Schatten zu Gold

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Inga Böddeling
Gold und Silber für Deutschland: Anna-Lena Forster (M.) freut sich über ihre erste Goldmedaille. Anna Schaffelhuber (l.) holt Silber.

Gold und Silber für Deutschland: Anna-Lena Forster (M.) freut sich über ihre erste Goldmedaille. Anna Schaffelhuber (l.) holt Silber.

Foto: Chung Sung-Jun / Getty Images

Anna-Lena Forster schlägt Paralympics-Seriensiegerin Anna Schaffelhuber im Monoski. Die deutschen Athleten holen noch vier weitere Medaillen.

Pyeongchang.  Der Super-G war so etwas wie eine zweite Chance für sie. Denn nach dem Slalom in der Superkombination bei den Paralympics in Pyeongchang war die Stimmung bei Anna-Lena Forster alles andere als super. „Ich habe nur geheult, weil ich so unzufrieden war“, sagte die 22-Jährige. Nach ihrem Sturz in der Abfahrt am Sonnabend und der knapp verpassten Bronzemedaille im Super-G am Sonntag wollte sie am Montag in der Kombination der sitzenden Konkurrenz endlich beweisen, dass sie genau so gut ist wie ihre Teamkollegin und zweimalige Goldmedaillengewinnerin Anna Schaffelhuber.

Doch danach sah es nach dem ersten Durchgang eben gar nicht aus. Platz vier und 1,83 Sekunden Rückstand auf die erneut führende Schaffelhuber. Der Druck vor dem abschließenden Slalom war groß. „Vor dem Start war mir dann kotzübel, so nervös war ich“, sagte Forster. Umso mehr strahlte sie, als nach einem starken zweiten Lauf ein Vorsprung von zweieinhalb Sekunden auf der Uhr stand. Gold - ihr erstes bei paralympischen Spielen. Schaffelhuber holte nach sieben Paralympicssiegen in Folge Silber. „Das ist unglaublich und verrückt“, sagte Forster. „Ich bin froh, dass ich Anna mal schlagen und etwas aus ihrem Schatten treten konnte.“

Rothfuss sichert sich die dritte Silbermedaille im dritten Rennen

Das muss Andrea Eskau nicht mehr - aus irgendeinem Schatten treten. Den wirft die 46-Jährige selbst. Mit ihrem Sieg über die zehn Kilometer in der sitzenden Konkurrenz gewann die querschnittsgelähmte Biathletin ihre siebte paralympische Goldmedaille, die dritte im Winter. Denn Eskau startet auch bei Sommerspielen im Straßenrennen auf dem Handbike. Dank des „besten Schießens meiner Karriere“ war Eskau stolz. „Ich bin eine alte Frau“, sagte sie lachend. „Wenn es passt, dann geht’s wie von alleine. Das ist irre“, beschrieb die Fahnenträgerin der Eröffnungsfeier ihr Rennen, in dem sie bereits ihre zweite Medaille nach Silber im Langlauf holte.

Andrea Rothfuss hat sogar noch eine mehr. Die 28-Jährige, der von Geburt an die linke Hand fehlt, holte sich in der stehenden Konkurrenz der Superkombination ihre dritte Silbermedaille im dritten Rennen. Da sie jedoch nach dem Super-G in Führung gelegen hatte, war der zweite Platz erst einmal eine Enttäuschung. „Ich denke, mit etwas Abstand wird es sich gut anfühlen. Es sind die Paralympics, und ich habe jetzt dreimal Silber, viele hätten das gerne. Aber im Moment kann ich mich noch nicht so richtig freuen“, sagte die 28-Jährige.

Die Freude war auch bei Clara Klug zunächst nicht besonders groß. Aber nur, weil die Biathletin nicht realisierte, dass sie über zehn Kilometer mit ihrem Begleitläufer Martin Härtl Bronze gewonnen hatte. „Ich habe im Ziel hundert Mal gefragt, ob das wirklich stimmt, dass ich eine Medaille habe“, sagte sie. Im Rennen der sehbehinderten Frauen verfehlte die 23-Jährige nur einen der zwanzig Schuss und ließ sich von der aufgeweichten Loipe nicht bremsen. „Das sind überhaupt nicht meine Bedingungen. Ich bin Wintersportlerin und das sind Sommertemperaturen für mich“, sagte Klug, die wegen der frühlingshaften Temperatuten von 15 Grad mit einem Augenzwinkern auf das nächste Rennen am Freitag blickt: „Schwimmflügel her und weiter geht’s!“