Pyeongchang

Bis zum letzten Funken

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Zum Abschluss feiert sich die olympische Familie für ihre Einigkeit. Russland bleibt vorerst suspendiert

Pyeongchang. Schrill, bunt, laut – und mit Symbolen des Friedens: Die Winterspiele in Pyeongchang sind seit der Abschlussfeier am Sonntag Geschichte – und sollen als Hinterlassenschaft der unruhigen Region entspanntere Zeiten bescheren. Das jedenfalls ist die Hoffnung des deutschen IOC-Chefs Thomas Bach. „Athleten aus Süd- und Nordkorea, ihr habt mit eurem gemeinsamen Einmarsch euren Glauben an eine friedliche Zukunft geteilt. Ihr habt gezeigt, dass der Sport die Leute in einer fragilen Welt zusammenbringen kann. Ihr habt gezeigt, wie der Sport Brücken bauen kann“, rief der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees in seiner Rede zum Ende des 17-tägigen Spektakels. Es war einer der emotionalsten Momente des gut zweistündigen Events.

Von Nordkoreas Eiskunstläuferin Ryom Tae Ok, Südkoreas Skeleton-Sieger Yun Sungbin und Tongas Oben-ohne-Athlet Pita Taufatofua bis zu Ski-Star Lindsey Vonn (USA) und Frankreichs Biathlon-König Martin Fourcade: Bach hatte auf der großen Bühne diverse Aushängeschilder um sich geschart, ehe das olympische Feuer erlosch. Heile Welt allenthalben, nur Russlands Fahne wurde noch nicht wieder in die IOC-Familie aufgenommen.

Dabei ist dem IOC in der brisanten Russland-Causa ein cleverer Schachzug gelungen. Das IOC-Exekutivkomitee entschied am Sonntag, die im Zuge des Doping-Skandals verhängte Suspendierung des Nationalen Olympischen Komitees Russlands vor der Abschlussfeier nicht aufzuheben. Die Begnadigung ist vertagt und soll erst erfolgen, wenn alle Doping-Proben von Pyeongchang als negativ bestätigt werden. Dies kann noch Monate dauern. „Das IOC hätte die Aufhebung der Suspendierung erwägen können, weil die Olympischen Athleten aus Russland die Entscheidung des IOC-Exekutivkomitees vom 5. Dezember 2017 respektiert haben“, hieß es in einer IOC-Mitteilung. Dennoch hätten zwei Athleten aus Russland in Pyeongchang gegen die Dopingregeln verstoßen. „Das war sehr enttäuschend und hat das IOC – zusätzlich zu anderen Überlegungen – davon abgehalten, auch nur darüber nachzudenken, die Suspendierung für die Schlussfeier aufzuheben.“ Kein Widerspruch kam vom russischen IOC-Mitglied. „Wir wollen nun ein neues Kapitel im olympischen Sport aufschlagen“, sagte Schamil Tarpischtschew. Vor vier Jahren hatte Russland als Gastgeber der Winterspiele in Sotschi die positiven Doping-Proben eigener Athleten illegal durch den Geheimdienst FSB und auf Geheiß staatlicher Stellen öffnen und manipulieren lassen.

Bach sprach nach einer für Südkorea typischen bunten Lichterschau mit Popklängen zwar nicht von den besten Winterspielen der Geschichte, verteilte aber reichlich Komplimente. Es seien „Spiele der neuen Horizonte“ gewesen, eine Hommage an die Vergangenheit und ein Akt des Glaubens an die Zukunft. Jene dürfte auf der koreanischen Halbinsel allerdings bald wieder von Politik bestimmt werden, statt vom Sport. Was die Teilung von Nord und Süd betrifft, gab sich Organisations-Chef Lee Hee Beom zuversichtlich. „Der gemeinsame Auftritt Koreas hat gezeigt, dass wir ein Volk sind. Der Samen des Friedens, der gesät wurde, wird zu einem prächtigen Baum heranwachsen.“ Als Meister der Organisation hatte sich sein Land präsentiert, ähnlich wie bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und 14 Jahre später bei der Fußball-WM. Auch die Schluss-Show war eine makellose Inszenierung – als bunter Strauß aus Musik, Tanz, Lichterschau und Feuerwerk, realisiert mit modernsten technischen Hilfsmitteln.

( BM )