Darts

Rob Cross ist ein Weltmeister im Dauerstress

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Philip Häfner
Rob Cross gewann am Neujahrstag den riesigen WM-Pokal

Rob Cross gewann am Neujahrstag den riesigen WM-Pokal

Foto: Steven Paston / dpa

Rob Cross ist innerhalb kürzester Zeit zum Star des Darts aufgestiegen, nun kämpft er mit den Nebenwirkungen. In Berlin gewinnt er mit 7:3 gegen van Barneveld.

Berlin.  Vier Tage Familienreise nach Disney-World waren es immerhin. Für mehr hat es für Rob Cross nicht gereicht. Nach der Darts-Weltmeisterschaft wollte der Engländer eigentlich für zehn Tage mit seiner Frau und seinen drei Kindern in den Urlaub fahren. Doch nachdem Cross am Neujahrstag gegen Darts-Legende Phil Taylor völlig überraschend den WM-Titel gewonnen hatte, waren diese Pläne schnell Makulatur. „Ich hatte vorher keine Ahnung, wie beschäftigt ich sein werde“, sagt er. Mit einem Mal stand der 27-Jährige im Mittelpunkt, ein Termin jagte den nächsten. Plötzlich war er der gefeierte neue Star im internationalen Dartsport: „Das war schon ein kleiner Schock für mich.“

In der ersten Zeit nach dem WM-Erfolg kam er kaum noch zum Trainieren. Für Cross, der erst seit relativ kurzer Zeit professionell Darts spielt und deshalb noch nicht über dieselbe Routine verfügt wie einige andere Spieler auf der Profi-Tour, war das eine fatale Situation. Als Anfang Februar die neue Saison in der Premier League startete, bei der die zehn weltbesten Dartspieler im Ligamodus gegeneinander antreten, „war ich noch nicht bereit zu spielen“, sagt Cross. Entsprechend holprig verlief sein Start in den Wettbewerb: Von den ersten drei Spielen konnte er nur eines gewinnen.

Am Donnerstag spielte Cross nun in Berlin gegen den Niederländer Raymond van Barneveld, den Weltmeister von 2007. Cross gewann überlegen mit 7:3. Zum ersten Mal hatte die Premier League in Deutschland Station gemacht und auf Anhieb einen Zuschauerweltrekord erreicht: 12.000 Besucher waren in die Mercedes-Benz Arena gekommen – nie zuvor waren an einem Abend mehr Menschen live dabei, um anderen Menschen beim Pfeilewerfen zuzuschauen.

Eine solche Kulisse ist auch für den Weltmeister noch gewöhnungsbedürftig. Schließlich spielte Rob Cross Darts bis vor zwei Jahren nur in Kneipen. Erst nachdem er es Anfang 2016 bei den UK Open unter die besten 32 Spieler geschafft hatte, ging er die Sache ernsthaft an. Im März 2017 gewann Cross sein erstes Turnier, dem im vergangenen Jahr noch drei weitere folgen sollten, ehe er sich im WM-Finale gegen Phil Taylor die Krone aufsetzte. So rasant war vor ihm noch kein Dartspieler in die Weltspitze aufgestiegen. Das erklärt auch, weshalb ihm der anschließende Medienrummel so fremd war.

Bevor er im Darts groß rauskam, war Cross Elektriker gewesen. Der Unterschied sei gar nicht so groß, sagt er: „Als Elektriker habe ich täglich acht bis zehn Stunden gearbeitet. Jetzt trainiere ich jeden Tag.“ Finanziell ist es jedoch eine andere Welt: Allein für den Weltmeistertitel bekam er 400.000 Pfund, umgerechnet etwas mehr als 450.000 Euro.

Auch in der Premier League ist viel Geld zu verdienen. Der Sieger des Eliteturniers erhält 250.000 Pfund. Schon jetzt steht Cross in der Weltrangliste der Professional Darts Corporation (PDC), die sich nach den erspielten Preisgeldern errechnet, auf Rang drei. Doch viele trauen ihm zu, auf lange Sicht auch den Führenden Michael van Gerwen (Niederlande) von der Spitze zu verdrängen. Phil Taylor, der erfolgreichste Dartspieler aller Zeiten, hält jedenfalls große Stücke auf Cross: „Ich sehe viele Parallelen zu meiner Person. Er ist wie ich vor 25 Jahren. Ich glaube, die Konkurrenz hat mit ihm bald ein großes Problem.“

Cross selbst sagt: „Ich habe das Gefühl, dass ich noch 20 bis 30 Prozent drauflegen kann. Letztes Jahr habe ich gut gespielt, aber es war noch nicht mein bestes Spiel.“ Er müsse noch an seiner Fitness arbeiten, außerdem fehle in einigen Situation noch die Erfahrung. Doch immerhin weiß er jetzt, dass er im nächsten Jahr im Januar besser keinen Urlaub bucht.