Pyeongchang. Der Kampf um Platz eins in der Nationenwertung zwischen Deutschland und Norwegen wird sich vermutlich bis zum Schlusstag der Olympischen Spiele in Südkorea hinziehen. Das liegt zum einen daran, dass die deutschen Wintersportler in der Eisrinne so blitzeschnell unterwegs sind. Und zum anderen, dass die Norweger wieder einmal so schwer zu schlagen sind, wenn sie Skier, vorzugsweise Langlaufskier, untergeschnallt haben. Nicht umsonst belegen drei von ihnen in der ewigen Liste der erfolgreichsten Winterolympioniken die Ränge eins bis drei, was die Zahl der gewonnenen Medaillen angeht (siehe Grafik). Ganz vorn steht seit Mittwoch Marit Björgen, die am 21. März 38 Jahre alt wird.
Sie fügte ihrer umfangreichen Sammlung an der Seite von Maiken Caspersen Falla eine weitere bronzene Plakette im Teamsprint hinzu. Sieben Gold, vier Silber, drei Bronze – in Summe ergibt das 14, das ist eine mehr, als der Biathlet Ole Einar Björndalen (8-4-1) ergatterte und zwei mehr als Langläufer Björn Dählie (8-4-0). Spezialisten werden nun aufstampfend erklären, ja, diese beiden haben aber acht Mal Gold gewonnen und stehen somit noch vor Björgen. Stimmt, so rechnet man das normalerweise. Es ist aber gut möglich, dass dieser Einwand sich am Sonntag erledigt hat: Da startet die 37-Jährige in ihrem vermutlich letzten olympischen Rennen, dem 30-Kilometer-Massenstart, wieder als eine der Favoritinnen.
In Pyeongchang hatte sie vor dem Sieg mit der norwegischen Langlaufstaffel, Platz zwei im Skiathlon und Rang drei über 10 Kilometer zunächst auf einen Start im Team-Sprint verzichten und ihre Kräfte für den Sonntag sparen wollen. „Ich fühle mich nicht spritzig genug“, hatte sie gesagt. Doch weil sie die Staffel im Schlussspurt gegen Sprint-Olympiasiegerin Stina Nilsson aus Schweden zum Sieg geführt hatte, änderte sie ihre Meinung. Der Spaß der Frau, die in ihrer Karriere außerdem 111 Weltcup-Siege und 18 Weltmeistertitel geholt hat, ist groß. Übertrumpft sie noch Björndalen und Dählie, hätte sie den letzten möglichen Rekord gebrochen. „Diese ganzen Rekorde und Bestmarken interessieren mich eigentlich nicht, solange ich eine aktive Athletin bin“, sagt Björgen dazu, „im Moment interessiert mich immer nur das nächste Rennen. Wenn ich dann einmal aufgehört habe, werde ich zurückblicken und schauen, was ich erreicht habe.“ Vermutlich alles.
Zwei weitere Rekorde gibt es an dieser Stelle noch zu erwähnen. Norwegen hat mit seinen bisher 33 in Korea gewonnenen Medaillen den olympischen Bestwert der Russen übertroffen, die 2014 in Sotschi 31 Mal Edelmetall geholt hatten. Und das deutsche Team hat jetzt bereits zwölf Mal Gold – so viele wie bei seinen Rekordspielen 1998 in Nagano und 2002 in Salt Lake City.