Innsbruck

Österreichs Skispringer versinken in Ratlosigkeit

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Innsbruck. Nach dem Debakel von Garmisch war offenbar Schluss mit lustig. Heinz Kuttin strich Österreichs Skispringern kurzerhand das geliebte Eisstockschießen – eine Tradition am einzigen Ruhetag der Vierschanzentournee. Stattdessen schickte der Chefcoach seine Skispringer um Weltmeister Stefan Kraft ins Kreuzverhör der Reporter. Redebedarf gab es reichlich. Geschieht kein Wunder, wird erstmals seit 40 Jahren kein Österreicher die Tournee unter den besten Zehn beenden – vor dem Heimspiel in Innsbruck herrscht Ratlosigkeit.

„Es ist zum Haareraufen, nichts läuft zusammen“, sagte Kuttin, nachdem seine Athleten beim Neujahrsspringen das schlechteste Ergebnis in einem Tourneewettkampf seit 1979 kassiert hatten. Nur zwei der einst so erfolgsverwöhnten Österreicher schafften es in den zweiten Durchgang. Hoffnungsträger Kraft nicht. „Wenn ich wüsste, woran es liegt, würde ich es anders machen. Ich bin topfit und habe eigentlich alles beieinander“, sagte der 24-Jährige.

Umso unverständlicher, dass sein Team schwach ist wie seit Jahrzehnten nicht. Gab es zwischen 2009 und 2015 noch sieben österreichische Tournee-Sieger in Serie, rangiert mit Rekord-Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer der beste Österreicher derzeit nur auf dem 15. Platz des Gesamttableaus.

Die Ausgangsposition für das erste Springen vor heimischer Kulisse ist also denkbar schlecht. Auch dort werden die von den Österreichern Stefan Horngacher bzw. Werner Schuster betreuten Polen und Deutschen um den Sieg kämpfen. „Wir müssen das jetzt in Ruhe analysieren und einen Plan aufstellen, wie es weitergeht“, sagte Schlierenzauer. Viel Zeit bleibt den Österreichern dafür nicht. Schon am Mittwoch steht in Innsbruck am Bergisel die Qualifikation an, am Donnerstag das dritte Tourneespringen (jeweils 14 Uhr/ZDF und Eurosport).

Die Verbandsführung stellt sich hinter Kuttin, die Kritik an ihm wird dadurch aber nicht leiser. Österreichs Ex-Trainer Alexander Pointner, der die Adler zwischen 2009 und 2014 zu sechs Tourneesiegen hintereinander führte, kritisiert den fehlenden Rückhalt für die Springer: „Man braucht da oben den Chef, der Verantwortung übernimmt.“ Kuttin hat nun noch gut eine Woche Zeit, um zu beweisen, dass er ein solcher Chef sein kann.

( BM )