Essen. Gemeinsame Initiative soll für mehr Aufmerksamkeit sorgen

Der Aufschrei bei den Sportfans war laut, aber geändert hat er nichts: Das deutsche Fernsehen hat auf Live-Bilder von der Handball-WM Anfang des Jahres in Frankreich verzichtet. Eines der bedeutendsten Ereignisse des Sportjahres 2017 konnte nur über den Internet-Stream eines Sponsors angesehen werden. „So etwas bedaure ich auch als Volleyballer“, sagt Thomas Krohne, Präsident des Deutschen Volleyballverbandes. Er gehört zu den Unterstützern der Initiative „Teamsport Deutschland“, die sich als starke Stimme der Teamsportarten Basketball, Eishockey, Fußball, Handball und Volleyball versteht.

In den vergangenen Monaten hat sich Volleyballvertreter Krohne Wochenende für Wochenende wieder die Bestätigung dafür geholt, dass etwas passieren muss, um nicht völlig von den Bildschirmen zu verschwinden. „Die Wintersportarten werden von morgens bis abends übertragen, weil sie es verstehen, sich zu koordinieren“, sagt er. Bestes Beispiel: Alpinskifahrer und Biathleten. Ihre Weltmeisterschaften fanden im Februar parallel statt, und die Zeitpläne wurden so eng aufeinander abgestimmt, dass das Fernsehen immer etwas zu zeigen hatte. „Ich habe die Sorge, dass die Spielsportverbände gegenüber den Einzelsportarten ins Hintertreffen geraten“, sagt Krohne. Er und seine Kollegen plädieren dafür, beweglicher zu werden, durchaus auch die Spielpläne an die Wünsche der Fernsehanstalten anzupassen – um mit mehr Sendezeit belohnt zu werden. „Man könnte sich überlegen, Pokaltage anzusetzen, an denen verschiedene starke Mannschaftssportarten im Einsatz sind“, schlägt er vor. Das Fernsehen habe bereits Interesse an solchen „Super-Spieltagen“ signalisiert.

Neben dem Kampf für angemessene Sendezeiten gibt es noch andere Themen, die alle betreffen: Die Förderung des Leistungssports beispielsweise, über die auch beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in diesen Wochen so viel diskutiert wird unter dem Namen „Spitzensportreform“. Oder der Umgang mit Talenten. Die Sponsorensuche. Werberechte. Auftritte bei internationalen Veranstaltungen. Die Chefetagen aller großen Mannschaftssportarten machen mit. Sogar die Fußballer, die mit ihrer Popularität in Deutschland in einigen Bereichen eine Ausnahmestellung genießen: „Der DFB tritt sehr gerne in einen Austausch mit den anderen olympischen Mannschaftssportarten. Es wird eine engere Zusammenarbeit mit dem DOSB angestrebt“, sagt Rainer Koch, 1. Vizepräsident des DFB.

Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes, übernimmt die Rolle des Sprechers von „Teamsport Deutschland“. Gesicht der Initiative wird TV-Journalistin Anett Sattler (33). Sie wird ab 1. Juli Managerin von „Teamsport Deutschland“ mit Sitz im Berliner Büro des DOSB. Sie sagt: „Die fünf starken Mannschaftssportarten mit gemeinsamer Stimme noch stärker zu machen, ist eine große Herausforderung.“