Berlin –

Kalou lässt Hertha träumen

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Jörn Meyn und Jörn Lange

Der Ivorer trifft beim 2:0 gegen Frankfurt und bereitet auch Weisers Führungstor vor

Berlin. Sie brüllten in der Ostkurve den kürzesten Fansong der Welt: „Ahu, ahu, Salomon Kalou.“ Aber das machte nichts. Denn auch das Spiel am Mittwochabend im kalten Berliner Olympiastadion ließ sich auf den Ivorer verkürzen. Dank Kalou, der erst einen Treffer von Mitchell Weiser mit einem feinen Slalomlauf vorbereitete (61. Minute) und dann selbst einen solchen veredelte (78.), siegte Hertha BSC in einer lange ziemlich schwachen Partie mit 2:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt. Innerhalb von nur fünf Tagen holten die Berliner damit sechs Punkte und festigen Tabellenplatz drei. Die Europapokalteilnahme klingt langsam nicht mehr so absurd.

„Wir haben jetzt 42 Punkte. Jetzt ist alles möglich“, sagte Kalou. Und auch Weiser musste zugeben: „Wenn wir am Sonntag auch noch in Hamburg gewinnen sollten, kann man sich gegen Eruopa gar nicht mehr wehren.“

Dardai verzichtet diesmal auf Kapitän Lustenberger

Im Vergleich zum 1:0 gegen Köln änderte Trainer Pal Dardai seine Mannschaft nur auf einer Position: Der zuletzt gelbgesperrte Vladimir Darida kehrte in die Startelf zurück und übernahm den Platz von Kapitän Fabian Lustenberger im zentralen Mittelfeld. Der Schweizer hatte in den vergangenen Partien müde gewirkt und Darida nach der verordneten Zwangspause etwas Ruhe bekommen. Aber ganz frisch wirkte der ansonsten so starke Tscheche zunächst auch nicht: Mit ein bisschen Pech wäre der 25-Jährige nämlich gleich wieder duschen gegangen: Einen Pass von Schlussmann Rune Jarstein klaute ihm Frankfurts Marco Fabian. Und damit der Mexikaner nicht allein aufs Tor rennen konnte, hielt ihn Darida fest. Das gab nur Gelb (5.), weil der Berliner hauchdünn doch nicht letzter Mann war. Aber jene Szene kündigte an, was danach folgen sollte: Eine erste Halbzeit mit vielen kleinen Unzulänglichkeiten und ohne echten Spielfluss.

Vedad Ibisevic probierte es zwar mal aus Halbdistanz (15.), blieb damit aber ebenso unerhört wie Marc Stendera auf der anderen Seite (27.). Vielleicht lag es am elenden Rasen, der am Mittwoch seine Abschiedsvorstellung gab und in der kommenden Woche ausgetauscht wird. Vielleicht fehlte auch Lustenbergers ordnende Hand im Mittelfeld.

Dardai verschränkte in seiner Coachingzone die Arme. Der Ungar sah, dass seine Elf sich gegen den seit fünf Spielen sieglosen Tabellen-15. deutlich schwerer tat als noch gegen Köln am Freitag. Und das, obwohl die Hessen ohne ihren besten Angreifer Alexander Meier angereist waren. Für Änis Ben-Hatira, der vor einem Monat von Hertha zur Eintracht wechselte, nachdem er handgreiflich geworden war, hatte Frankfurts Trainer Armin Veh in der Hauptstadt keine Verwendung. Die Rückkehr des Davongejagten fiel also aus. Yanni Regäsel, der zweite Abwanderer, saß zunächst draußen.

Ibisevic fragte dann noch einmal mit einem Schuss aus 16 Metern bei Frankfurts Keeper Lukas Hradecky nach, aber der war in der Zwischenzeit noch nicht eingeschlafen (40.). Zur Halbzeitpause gab es sogar ein paar Pfiffe aus der Ostkurve, was nach einer fulminanten Saison der Berliner bisher auch irgendwie unzulänglich wirkte.

Alle wieder wach waren sie im kalten Rund, als Ibisevic nach dem Seitenwechsel im Strafraum zu Fall kam, aber Carlos Zambrano hatte noch rechtzeitig seine Hände wegnehmen können, bevor Schiedsrichter Knut Kircher zum Pfiff verpflichtet gewesen wäre (52.). Ibisevic gegen Zambrano, ein Duell der Grenzgänger, aber es blieb friedlich.

Der 18 Jahre alte Mittelstädtgibt sein Bundesligadebüt

Derart öde Partien entscheiden meistens Standardsituationen, oder Einzelaktionen. Auch diesmal: Erst versuchte es Niklas Stark per Kopf nach Freistoß, aber Hradecky bog den Ball am Pfosten vorbei. Dann setzte Kalou zum Sololauf an, steckte rüber auf Weiser, und der drosch ihn aus 14 Metern unter die Latte zum 1:0 (63.). Es war Weisers zweiter Saisontreffer, der Wegbereiter aber war Kalou.

Und als die abstiegsbedrohten Frankfurter sich schon Beschimpfungen von ihren mitgereisten Fans anhören mussten, setzte Kalou an der Mittellinie erneut zum Solo an, ließ Zambrano stehen und schob im Stile eines Klassestürmers mit seinem nun schon zwölften Saisontreffer zum 2:0-Endstand ein (78.). Das 3:0 hatte der Afrikaner vor nur 36.608 Zuschauern auch noch auf dem Fuß, vergab aber.

Dardai zeigte sich dann noch in Geberlaune und schenkte dem erst 18 Jahre alten Maximilian Mittelstädt sein Bundesligadebüt. Für Kalou gab es eine Streicheleinheit und eine Auswechslung. So konnten sie in der Ostkurve noch einmal ihren Fansong singen.