Gegen Viktoria Köln

DFB-Pokal-Debakel - Jetzt ist Unions Fehlstart perfekt

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Michael Färber

Nach missglücktem Liga-Auftakt scheitern die Berliner auch in der ersten Runde des DFB-Pokals - gegen den Viertligisten Viktoria Köln.

Benjamin Kessel wirkte fast schon apathisch. „Irgendwie fühle ich mich wie im falschen Film“, sagte der Abwehrchef des 1. FC Union. Maximilian Thiel fehlten schlicht „die Worte“. Und Trainer Norbert Düwel sprach von einer „sehr, sehr großen Enttäuschung“. Wieder einmal hat sich der Berliner Fußball-Zweitligist in der ersten Runde des DFB-Pokals verabschiedet. Dabei gaben die Köpenicker beim 1:2 (1:0) bei Viktoria Köln eine Partie aus der Hand, die sie gar nicht hätten verlieren müssen.

Rund 2000 Union-Fans hatten sich auf den Weg in den Sportpark Höhenberg gemacht. Doch sie sahen keinen Auftritt ihrer Mannschaft, der zu Freudentänzen Anlass gab. Im Gegenteil, über weite Strecken der ersten Halbzeit und in der Schlussphase musste jedem Angst und Bange werden, der mit Union sympathisiert.

Dabei hatte der Coach wie angekündigt auf Experimente verzichtet, zumindest im taktischen Bereich. Personell komplettierten wie erwartet Michael Parensen (links) und Christopher Trimmel (rechts) die Dreierkette um Benjamin Kessel. Statt Sören Brandy, der in die Mittelfeldzentrale zurückgezogen wurde, stürmte Collin Quaner neben Bobby Wood, und auf der rechten Seite agierte Steven Skrzybski.

So weit, so schlecht. Denn es war der Viertligist, der locker aufspielte. Wie es in einem typischen DFB-Pokalspiel der ersten Runde immer wieder vorkommt. Der Underdog versucht die Chance zu nutzen, die er eigentlich gar nicht haben dürfte. Nach zwölf Minuten gab es den ersten Jubel unter den 4540 Zuschauern – und ein Durchatmen bei Union, weil Mike Wunderlich einen Freistoß von der Strafraumgrenze nur ans Außennetz setzte.

Quaner trifft aus dem Nichts

Bei den Versuchen durch Jules Schwadorf (15.) und Roberto Guirino war es Union-Torwart Daniel Haas zu verdanken, dass der Ball am linken Pfosten vorbei bzw. noch an die Latte ging. Der David war besser, das Tor schoss jedoch der gar nicht so große Goliath. Aus dem Nichts, als Viktoria nur zu zehnt spielte, weil Dennis Malura an der Seitenlinie behandelt wurde. Brandy schoss von rechts aus spitzem Winkel, Wood verpasst noch im Fünfmeterraum, nicht jedoch Quaner (41.).

Es passte zum Gesamterscheinungsbild, dass kurz nach Wiederbeginn Kapitän Damir Kreilach einen Elfmeter rechts am Tor vorbeischoss; Wood war von Tobias Haitz umgerissen worden (47.). „Zugabe, Zugabe“, hallte es von den Rängen. Die Union-Fans hatten da die Sicht auf das Spielfeld noch nicht wiedererlangt, nachdem sie ihren Block mit Anpfiff der zweiten Halbzeit in roten Rauch gehüllt hatten. „Ich entschuldige mich bei allen Eisern-Fans, den Elfmeter hätte ich verwandeln müssen“, sagte Kreilach. Die grenzenlose Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Es passte auch ins Bild, dass Wood nach 62 Minuten den Ball aus fünf Metern nicht im Tor unterbrachte, Viktoria-Torwart Nico Pellatz warf sich geschickt dazwischen. So mussten die Berliner mitansehen, wie Viktoria ihre bis dahin größte Chance nach einer Stunde vergab. Nach einem weiten Abschlag von Ex-Herthaner Pellatz verschätzte sich Stephan Fürstner als letzter Mann und ließ Jules Reimerink ziehen. Der Kölner düpierte auch noch Haas, seine Flanke in die Mitte schoss Lukas Nottbeck jedoch vorbei.

Spätestens jetzt war klar, dass Union die Partie völlig aus der Hand gegeben hatte. Die logische Folge war der Ausgleich in der 68. Minute. Reimerink hatte noch den linken Pfosten des Union-Tores getroffen, Wunderlich ließ sich den Abpraller aber nicht nehmen und schoss eiskalt unten rechts ein – der mehr als verdiente Ausgleich für den Regionalligisten.

„Aufwachen, aufwachen“, skandierten die Union-Fans. Der Ruf verhallte ungehört, stattdessen legte Viktoria nach. Schwadorf narrte die halbe Union-Abwehr, wieder wurde ein Schuss abgeblockt, wieder landete der Abpraller bei einem Kölner. Und Reimerink schoss hinein ins Viktoria-Glück (74.).

Und als ob das Pokal-Aus noch nicht genug wäre, wurde Parensen vier Minuten vor dem Abpfiff auch noch von einem aus dem Viktoria-Fanblock geworfenen Gegenstand getroffen. Es war der unrühmliche Schlusspunkt eines völlig verkorksten Pokalauftritts.