Bundesliga

Herthas neuer Hauptsponsor hofft auf die Europa League

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Uwe Bremer

Hertha präsentiert einen Glücksspiel-Anbieter als neuen Brustsponsor. Der überweist in den kommenden drei Jahren bis zu 18 Millionen Euro.

Berlin.  Das Ambiente ist spektakulär. Rechts die US-Botschaft, dann das Brandenburger Tor, dahinter die Kuppel des Reichstages. Auf der anderen Seite geht der Blick über das Stelenfeld des Holocaust-Denkmals, dahinter die Silhouette des Potsdamer Platzes. Ja, räumte ­Michael Gierke ein, es hätte die Möglichkeit gegeben, beim FSV Mainz aufs Trikot zu gehen. Dann deutete der Marketing Director vom Wettanbieter „bet-at-home.com“ ins Rund: „Das ist für uns auch eine Prestigesache. Und da sehen wir uns in der deutschen Hauptstadt besser aufgehoben als in der Provinz.“

Es war ein Termin im Zentrum der Macht des politischen Berlins auf der Dachterrasse des China Clubs. Ein Termin, an dem alle gute Laune verströmten. Hertha BSC, weil es nach einer monatelangen Hängepartie gelungen war, einen neuen Hauptsponsor zu präsentieren.

Der Vertrag gilt für erste und Zweite Liga

Nachdem der bisherige Partner Bahn vier Millionen Euro überwiesen hatte, zahlt der Glücksspiel-Anbieter Hertha bis zu sechs Millionen Euro. Der Vertrag ist über drei Jahre abgeschlossen, bis zu 18 Millionen kann der Fußball-Bundesligist erzielen.

Deshalb sprach Herthas Finanzchef Ingo Schiller von „einem wesentlichen Baustein für die Entwicklung“. Nach Informationen der ­Morgenpost gilt der Kontrakt sowohl für die erste als auch die Zweite Liga. Und natürlich fiel bei diesem Anlass kein Wort darüber, dass sie beim Hauptstadt-Klub einen namhafteren Sponsor ­bevorzugt hätten.

Das Problem mit dem Image

Sondern es gab warme Worte von Manager ­Michael Preetz über das Vertrauen, dass der neue Sponsor in die Entwicklung von Hertha BSC setze. Dass sich zwei Partner zusammengefunden hätten, die sich beide erhebliche Entwicklungen für die ­Zukunft wünschen.

Die „bet-at-home.com“-Gruppe verfügt über Gesellschaften in Deutschland, Österreich, Malta sowie Gibraltar, Hauptsitz ist Linz. Die ­Produktpalette umfasst Sportwetten, Casino, Live-Roulette, Games, Poker und Hundewetten. Ungeachtet ihres milliardenschweren Umsatzes ist das Image der Wettbranche nicht das beste. Man darf davon ausgehen, dass Herthas neuer Sponsor seine Wahrnehmung verbessern möchte im positiv besetzten Umfeld der Bundesliga.

Eine Prämie für den Klassenerhalt

Deshalb konnte Hertha mit Sportrechtevermarkter Sportfive erstaunliche Konditionen aushandeln. Als branchenüblich darf man Prämien werten für das Erreichen des internationalen Geschäftes, der Meisterschaft oder eines Pokal-Sieges. Weniger ­üblich dürfte sein, dass der neue Hauptsponsor dem Vernehmen nach Hertha honoriert, wenn die Bundesliga gehalten wird. Und ein weiteres Mal, wenn 40 Punkte erreicht werden.

Das Thema Sportwetten ist in Deutschland umstritten. Es gibt ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2008, das Wettbewerb auch auf dem Wettmarkt fordert. Das Bundesverfassungsgericht hat 2010 in einem Urteil zum Glücksspiel-Vertrag darauf verwiesen, dass es gelte, Spielsucht zu bekämpfen sowie die Entstehung zu verhindern und vor allem Jugend- und Spielerschutz zu ­gewährleisten.

Wettverbot für die Profis

Marketing Director Gierke war vorbereitet, dass bei einem solchem Termin die Sprache auf dieses Thema kommt. „Der Schutz der Spieler ist ein hohes Gut für uns. Wir bieten eine Dienstleistung an. Wir wollen nicht, dass die Leute Haus und Hof verspielen, sondern, dass sie um fünf oder zehn Euro Einsatz spielen.“

Die Profis von Hertha BSC dürfen nicht einmal diese überschaubaren Summen setzen. Selbst bei einem Glücksspiel-Anbieter auf der eigenen Trikotbrust ist es Profis hierzulande grundsätzlich untersagt, auf Fußballspiele zu wetten.

Juristische Grauzone

Die Politik in Deutschland hat sich trotz der Forderung durch das Verfassungsgericht seit fünf Jahren nicht auf einen Glücksspiel-Vertrag einigen können, der den Erfordernissen der Jetzt-Zeit gerecht wird (mit Internet und Anbietern aus dem Ausland). Dennoch betonten sowohl Schiller als auch Gierke, dass die Juristen beider Unternehmen den Vertrag zwischen Hertha und dem Wettanbieter sorgfältig geprüft haben und keine juristischen Probleme mit dem Staat erwarten.

Manager Preetz hält seit Jahren den Ball flach, wenn es um konkrete Saisonziele für Hertha geht. Insofern war es interessant zu hören, wie die Vorstellungen beim neuen Partner sind. In der offiziellen Runde sagte Gierke: Erfolg für Hertha sei, wenn man sich in Richtung Mittelfeld bewege. Später, in kleiner Runde wurde er deutlicher: Er hoffe , dass Hertha „sinnvoll investiert und die Entwicklung nicht nach unten, sondern Richtung Europa League geht“.