Trotz schlechter Erfahrungen trainieren die Klitschko-Brüder gemeinsam. Vor acht Jahren ging Wladimir danach k.o. und trennte sich von Trainer Sdunek.

Das Duell der Klitschko-Brüder ist der Kampf, nach dem sich Boxfans sehnen. Wladimir (35) , der Schwergewichts-Weltmeister der Verbände IBF, WBA und WBO, gegen Vitali (40) , den Titelträger des WBC, wäre das ultimative Faustgefecht.

100 Millionen Dollar gar würde US-Promoter Don King auf den Tisch legen, wenn die Ukrainer ermittelten, wer der wahre Champion ist. Doch selbst diese Fantasiesumme kann das Versprechen der Brüder gegenüber ihrer Mutter nicht brechen, nie gegeneinander zu kämpfen.

Ausnahmen bestätigen aber die Regel, wie am Dienstag zu sehen war. In ihrer Trainingsherberge im „Stanglwirt“ in Going (Tirol) standen sie sich im Ring gegenüber. Das erste gemeinsame Trainingslager seit acht Jahren machte es möglich.

Erst Vitali, dann Wladimir

Da Vitali seinen WBC-Titel am 18. Februar in der Münchener Olympiahalle gegen den Briten Dereck Chisora (28) verteidigt, und Wladimir bereits zwei Wochen später in der Düsseldorfer Fußballarena seinen im Dezember wegen einer Nierenkolik ausgefallenen Kampf gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck (39) nachholt , kommt es zur Überschneidung bei der Vorbereitung.

„Es ist etwas ungewohnt, wieder gleichzeitig mit Vitali zu trainieren“, sagt Wladimir, dennoch bereite es ihm viel Spaß. Er fühle sich in seine Teenagerzeit zurückversetzt.

Wie damals schwitzen die Boxer nach unterschiedlichen Trainingsplänen. Im Gegensatz zu Wladimir befindet sich Vitali bereits in der Sparringsphase. Während Vitali jeweils zwei Runden gegen verschiedene Partner boxte, malträtierte Wladimir mit seinen Fäusten pausenlos die Sandsäcke.

Alte Gefühle kommen nicht auf

Er bolzte noch Kondition. Für ihn beginnen die Trainingskämpfe erst am Montag. Dann wird auch sein US-Trainer Emanuel Steward am Fuße des Wilden Kaisers Quartier bezogen haben. Bis dahin wirft Vitalis Trainer Fritz Sdunek (64) ein Auge auf Wladimir, der sich im Sommer 2004 von dem Schweriner Boxlehrer getrennt hatte.

Alte Gefühle, sagt Sdunek, kämen nicht auf. Für ihn wäre es selbstverständlich, dass er aushelfe. Sie reden normal miteinander, zumal es mehr Berührungspunkte gibt, als nur in der Trainingshalle. Mittags und abends treffen sie sich in der dreistöckigen Klitschko-Herberge, die zehn Fußminuten von der Trainingsstätte entfernt liegt, in großer Runde zum Essen.

So viele hungrige Kehlen zu stopfen, stellt für David Williams eine neue Herausforderung dar. Seit sieben Jahren bekocht der Amerikaner die Klitschkos, allerdings tat er das noch nie für beide gleichzeitig. „Das ist nicht einfach, da sie nicht das Gleiche wollen“, erzählt der 46-Jährige, der wegen des Klitschko-Jobs seine beiden Restaurants in Los Angeles verkauft hat.

Vitali mag zum Mittag vor allem Fisch und Pasta, Wladimir Fleisch und Salate. Abends isst Wladimir gern gegrilltes Hähnchen, Vitali möchte eher Steaks. Zum Frühstücken verlässt Vitali das Haus und isst im „Stanglwirt“.

„Bislang läuft alles blendend“, sagte Vitali, „ wir verstehen uns gut und kommen uns nicht in die Quere “. Wenn beide nachmittags die Halle nutzen wollen, erwärmt sich der eine eine halbe Stunde früher, so dass sie nacheinander im Boxring oder an den Schlaggeräten arbeiten können. Bei den Vormittagseinheiten begegnen sie sich selten. Vitali geht meistens um sieben Uhr Schwimmen. Wladimir startet um acht Uhr mit Laufen oder schindet sich an den Kraftgeräten.

"Die Vorbereitung jetzt ist ein gutes Omen“

Im Frühjahr 2004 bereiteten sie sich letztmalig zusammen auf WM-Kämpfe vor – unter Sdunek in Los Angeles. Erfolg hatte nur Vitali. Er knockte Corrie Sanders aus und wurde WBC-Champion. Wladimir war zwei Wochen zuvor gegen Lamon Brewster in die Knie gegangen.

Das passiert nicht wieder, beschwört Wladimir: „Die Vorbereitung jetzt ist ein gutes Omen“. Damals hatten sie auch nicht wie diesmal im Ring ihre Fäuste fliegen lassen. Allerdings hauten sie sich am Dienstag die Hände nicht wirklich um die Ohren. Mit geschmeidigem Schattenboxen deuteten sie lediglich an, wie es aussehen könnte, wenn sie ernst machen würden. Das aber wird ein Traum bleiben.