Demonstration

Fußball-Anhänger kämpfen für Erhalt der Fankultur

| Lesedauer: 2 Minuten

Foto: Bongarts/Getty Images

Einen Tag nach dem EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Türkei machen die Fans noch einmal mobil: Am Sonnabendmittag treffen sich Gruppierungen aus vielen Teilen Deutschlands zur Demonstration "zum Erhalt der Fankultur" auf dem Alexanderplatz.

Diese Fankultur im Fußball sieht Steffen Toll, Hertha-Fan und Vorsitzender des Förderkreises Ostkurve, durch diverse Probleme gefährdet: Willkürliche Stadionverbote, steigende Eintrittspreise und fehlende Meinungsfreiheit. „Jedes Spruchband im Stadion muss vorher angemeldet und genehmigt werden“, sagt Toll, der auch Teil der bundesweiten Fanbewegung ProFans ist. ProFans ist neben dem Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF) und Unsere Kurve einer der Organisatoren der Demonstration. Toll erwartet am heutigen Sonnabend ab 13 Uhr 3000 bis 4000 Teilnehmer auf dem Berliner Alexanderplatz. Adressaten der Fans sind der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und die Polizei.

Toll regen auch die diversen Anstoßzeiten auf. „Wir Herthaner bekommen es jetzt als Zweitligist zu spüren, wie es ist, wenn ein Spieltag von Freitag bis Montag zerpflückt ist.“ Das erste Auswärtsspiel seines Klubs an einem Montagabend in Düsseldorf konnte er nicht begleiten.

Weil solche Probleme alle Fans betreffen, hofft Toll, dass alle Gruppen „den Schalter umlegen“ und ihre Rivalitäten während der Demonstration ruhen lassen. „Wir wollen möglichst geschlossen auftreten“, sagt Toll: „Das wird schwierig genug.“ Um Provokationen möglichst von vorneherein auszuschließen, ist die Reihenfolge beim Marsch durch Mitte bereits festgelegt: Hertha-Fans laufen ganz vorne, Unioner ganz hinten.

Nicht mitlaufen werden Fangruppen aus Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg und Gelsenkirchen. In Internetforen ist von Frust darüber zu lesen, dass sich im Gespräch mit DFB und DFL nichts bewege. Die „AG Fandialog“, die beim Leipziger Fankongress vor drei Jahren von DFB, DFL und Fans ins Leben gerufen wurde, ist eingeschlafen, die Fans fühlten sich nicht eingebunden.

Toll sieht die Demonstration in Berlin deshalb auch als Neuanfang, die verschiedenen Fangruppen wieder zusammenzubringen und einen Dialog anzustoßen. Dabei soll auch die eigene Rolle reflektiert werden: „Wir müssen uns fragen, ob wir unser Fansein im Stadion mit Gesängen und Choreografien oder auf der Straße mit gegnerischen Fans ausleben wollen“, sagt Toll. Er will alle Kraft und Kreativität ins Stadion holen – und am Sonnabend zur Demonstration nach Berlin.

( jük )