Berlin. Der WM-Titel bringt viel Euphorie in die neue BBL-Saison. Doch ein Boom ist kein Selbstläufer. Alba will den großen Favoriten ärgern.
Als Axel Schweitzer auf die Lage in der Basketball-Bundesliga (BBL) blickte, lachte er kurz. Während er einen Satz aussprach. „Wir brauchen uns in dieser Saison nicht so viel über die Favoritenrolle auslassen“, so der Präsident von Alba Berlin, „das ergibt sich aus der Situation heraus.“ In dieser Woche startet die Liga in die neue Spielzeit, mit viel Euphorie nach der jüngsten WM-Sensation der Nationalmannschaft samt Titelgewinn. Doch rein sportlich betrachtet scheint eines schon vorhersehbar.
Vier Jahre blieb Bayern München ohne Meistertitel, ein fünftes Jahr soll es wohl nicht geben. Dafür haben die Süddeutschen enorm aufgerüstet, während die Konkurrenz vor allem ihre Abgänge verdauen muss. Daraus machen sie auch bei Alba, das am Donnerstag zum Auftakt in Heidelberg antritt (20 Uhr, Dyn), keinen Hehl. „Es sieht so aus, als wäre jetzt ihre Zeit“, sagt Sportdirektor Himar Ojeda. Natürlich sind auch die Berliner motiviert, nach dem zuletzt frühen Aus im Viertelfinale, das auf drei Meisterschaften folgte, vieles besser zu machen. Doch die Voraussetzungen eröffnen den Münchnern nun mal die größten Chancen.
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Die Erwartungen diesbezüglich sind überall gleich. Aber spannungslos kommt die neue Saison deshalb keineswegs daher. Die Aufregung ist nach dem WM-Titel ohnehin groß, zudem versprechen sich die Verantwortlichen sehr viel vom neuen Medienpartner Dyn. Man wolle „hier den nächsten Schritt gehen“, so BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. Und man hoffe darauf, dass die Begeisterung ob des Auftretens des Nationalteams sich auf die Liga überträgt.
Alba Berlin plädiert für Nachhaltigkeit
Boom ist in solchen Momenten ein viel gebrauchtes Zauberwort. Doch zu viele Versprechungen will man sich bei Alba diesbezüglich nicht machen. „Eine WM oder ein Titel sorgt immer für eine kleine Initialzündung, aber die muss man auch auffangen, unterfüttern und weiterführen. Es passiert nichts von allein“, sagt Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. Nachhaltigkeit sei wichtig, die Euphorie müsse in Strukturen überführt werden. Was bedeutet, Kinder an den Sport heranzuführen, sie auszubilden. Das sei auch bisher getan worden. „Dieser Sport wächst konstant und stetig in Deutschland“, so Baldi.

Letztlich kann der Titel auf dem Weg der BBL hin zu ehrgeizigen Zielen, die im Strategiepapier „Triple Double“ bis 2032 formuliert wurden, nur helfen. Selbst wenn nicht sofort tolle Effekte sichtbar sein werden. „Wer jetzt glaubt, dass wir mit dem ersten Spiel doppelt so viele Zuschauer haben, der wird schiefliegen“, sagt BBL-Präsident Alexander Reil. Beharrliche Arbeit an der Basis, wie sie gerade Alba leistet, wird weiterhin der Schlüssel sein, soll der Sport vorankommen.
Alba Berlin sieht München ein Stück voraus
Auch die Berliner selbst drängen vorwärts, sind angesichts der veränderten Lage in der Liga keineswegs eingeschüchtert. „Wir befinden uns mehr oder weniger alle in der gleichen Situation. Alle Topteams stecken in einem Prozess, müssen viele Spieler integrieren und eine Chemie finden“, sagt Sportchef Ojeda, dessen Mannschaft lediglich viel Erfahrung verlor. Bonn als überragender Klub der vergangenen Hauptrunde musste gleich das komplette Team ersetzen, Meister Ulm gingen die entscheidenden Titel-Stützen verloren.
Mit vielen exzellenten Neuen um den ehemaligen NBA-Champion Serge Ibaka als einem der größten Namen, die es je in der BBL gab, wirkt München nun wie die Übermacht. Genau das gefällt den Berlinern. „Ich mag, dass wir in einer gänzlich anderen Position sind“, sagt Alba-Geschäftsführer Baldi nach Jahren als Favorit: „Im Attacke-Modus fühlen wir uns am wohlsten.“