Berlin. Zum Play-off-Start geht Meister Alba Berlin gegen den Außenseiter Ulm unter und ist enorm frustriert angesichts vieler Schwächen.
Viel zu sagen hatte Louis Olinde nicht, musste er auch nicht, denn seine Stimme verriet, dass er innerlich brodelte. Er wollte nicht groß thematisieren, was gerade passiert war, sondern orientierte sich lieber nach vorn, während nebenher ein paar Dutzend Fans von Ratiopharm Ulm die Stimmung in der Mercedes-Benz Arena diktierten. „Ich hoffe, dass wir jetzt aufwachen, drei Spiele am Stück gewinnen und dann Halbfinale spielen“, sagte der Forward von Alba Berlin.
Aus Olinde sprach der pure Trotz, denn sein Team, der Meister der vergangenen drei Jahre, bekam zum Start des Viertelfinales vom Außenseiter eine heftige Abreibung verpasst. Im ersten Spiel der „Best of five“-Serie ging Alba vor 9134 Zuschauern regelrecht unter in der zweiten Halbzeit und verlor 64:88 (44:42). Es war die höchste Niederlage in der Basketball-Bundesliga (BBL) in dieser Saison. „Ich kann mich nicht erinnern, wann wir weniger als 70 Punkte gemacht haben. Das war definitiv ein sehr schlechtes Spiel von unserer Seite, viele bei uns hatten nicht ihren besten Tag“, sagte Sportdirektor Himar Ojeda.
Bevor das Play-off beginnt, gibt es viele Dinge, über die man nachdenken kann. Über den Titel. Oder den Gegner, seine Stärken und Schwächen. Wobei das Letztere nicht so sehr die Sache der Berliner ist. „Wir haben die Kultur entwickelt, für uns und unsere Fans zu spielen. Wir schauen nicht so sehr auf die Gegner“, so Ojeda. Bei Alba geht es vorrangig um die eigene Darbietung.
Alba nicht auf so viel Aggressivität eingestellt
Die fiel zuletzt nicht immer zu vollster Zufriedenheit aus, was mit den großen Belastungen in der Euroleague zusammenhing. Deshalb war das große Thema der vergangenen Tage beim Titelverteidiger die Energie. Würde die Zeit vor dem Play-off-Start genügen, um sich bestmöglich zu regenerieren? Schaffen es alle im Team, auf ein annähernd ähnliches Niveau zu kommen? Die Pause nach dem Ende der Hauptrunde war lang genug mit zehn Tagen. Andererseits stellte sie auch eine Herausforderung dar, denn der Spielrhythmus fehlte natürlich auch.
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Nach dem Leiden kommen die Lehren
Was das genau bewirken würde, darauf war auch Trainer Israel Gonzalez gespannt, ging aber davon aus, dass die Pause mehr Vor- als Nachteile für sein Team haben sollte. Zumindest langfristig, unmittelbar nämlich hatten die Berliner zu kämpfen, sich sofort wieder ins Spiel zu finden. Alba begann nervös, vergab leichtfertig Bälle, passte sehr optimistisch – und lag schnell zurück (7:14, 6.).
Alba Berlin bricht in der zweiten Hälfte ein
Der Zweite der Hauptrunde bekam sich zwar besser in den Griff, das Spiel an sich jedoch nicht. Der Siebte ging hart in die Zweikämpfe. „Wir hatten nicht die gleiche Aggressivität, die haben uns überrascht“, sagte Jonas Mattisseck. Jedes Mal, wenn Alba sich leicht absetzte, kam Ulm problemlos zurück. Zu viele Fehler im Spiel der Berliner machten es den Gästen leicht.
Zwar ging Alba mit einer knappen Führung in die zweite Hälfte (44:42). Doch während die Schwaben konstant blieben, sackte Albas Wurfquote dramatisch ab. Egal, wer aus welcher Distanz abzog, der Ball sprang ans Brett, an den Ring oder flog nur durch die Luft. Albas Spiel brach in sich zusammen, nichts ging mehr, als Ulm mit 22:0 Punkten in Serie die Partie entschied. „Das ist unprofessionell von uns, das darf uns nicht passieren“, so Mattisseck, bei dem ebenso wie bei Olinde der Frust keine Grenzen kannte. Mittwoch in Ulm müssen die Berliner nun ein anderes Gesicht zeigen.