77:83-Niederlage

Alba unterliegt Bayern München im Pokal-Halbfinale

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Oft liegt im deutschen Basketball-Klassiker ein Spieler auf dem Boden, hier Corey Walden (M.). Trotzdem behält der Münchner gegen Alba Berlin um Luke Sikma (l.) und Tamir Blatt die Oberhand.

Oft liegt im deutschen Basketball-Klassiker ein Spieler auf dem Boden, hier Corey Walden (M.). Trotzdem behält der Münchner gegen Alba Berlin um Luke Sikma (l.) und Tamir Blatt die Oberhand.

Foto: Erik Hillmer/Eibner-Pressefoto / picture alliance / Eibner-Pressefoto

Alba Berlin ist gegen den Dauerrivalen immer dran, aber nie drin im Spiel. Im Finale am Sonntag trifft Bayern nun auf den Gastgeber.

Oldenburg.  Maodo Lo wirkte im Schlussviertel genervt. Erst flutschte ihm bei einem Dribbling der Ball aus der Hand, kurz darauf erhielt er nach einem Schlag gegen seinen Arm kein Foul. Schon fünf Minuten vor Spielschluss schwante dem Anführer von Alba Berlin wohl, dass es nichts werden würde mit dem neuerlichen, dem zwölften Triumph im BBL-Pokal in der Vereinsgeschichte.

Bei der 77:83 (38:40)-Niederlage gegen den FC Bayern München war der Basketball-Doublesieger des Jahres 2022 aus der Hauptstadt zwar immer dran, aber nie drin in der Begegnung. Nachdem die Berliner in den vergangenen drei Jahren fünf der sechs nationalen abgeräumt hatten, mussten sie sich beim Final Four diesmal dem Dauerrivalen aus dem Süden beugen, der an diesem Sonntag (15 Uhr) gegen Gastgeber EWE Baskets Oldenburg seinen vierten Cup-Erfolg anpeilt.

„Es war wie immer sehr eng, letztlich hatten die Bayern die etwas besseren Aktionen“, erklärte Albas bester Spieler des Halbfinales, Jaleen Smith. Der 28-Jährige hatte die Berliner in den 40 Spielminuten fast im Alleingang in der Partie gehalten. 31 Punkte waren dem gebürtigen Texaner gelungen, darunter etliche Dreier.

Mehrer Führungsspieler Albas kommen nicht auf Touren

Doch andere Akteure der Berliner, die normalerweise vorangehen, vermochten das Niveau von Smith nicht mitzugehen. Lo und Luke Sikma waren nach verletzungsbedingter Pause in Oldenburg wieder mit von der Partie, wirkten aber bei Weitem nicht so, als könnten sie dieser umgehend ihren Stempel aufdrücken. Die Leistung eines weiteren Regisseurs, nämlich die von Tamir Blatt, gab zudem erneut Rätsel auf. Der Israeli, dem nicht ein Punkt gelang, steht derzeit neben sich.

Alba hatte mit Dreiern von Smith und Louis Olinde gut in die Begegnung vor 6000 Zuschauern in der ausverkauften Oldenburger Halle hineingefunden, doch im Laufe der Begegnung stellte sich heraus, dass sich einzig Distanzwürfe als probates Mittel erwiesen. In der Zone unter dem Korb waren die Bayern nicht zu knacken, es schien fast so, als sei die 70:89-Klatsche der Münchner im jüngsten Ligaspiel gegen die Veolia Towers Hamburg inklusive verheerender Defensivleistung ein Bluff gewesen, um Alba auf die falsche Fährte zu locken.

Bayern gehen ausnahmsweise Berliner Tempo mit

Allerdings hatten sich die Bayern um ihren Trainer Andrea Trinchieri auch taktisch etwas überlegt. Statt wie so häufig in der Vergangenheit die Spielgeschwindigkeit der Berliner zu mindern und auf die auf dem Papier bessere individuelle Qualität zu setzen, gingen die Münchner das Tempo Albas von Beginn an mit. „Wir wollten durch schnelle Gegenstöße zum Erfolg kommen, das ist uns sehr gut gelungen“, freute sich der omnipräsente Bayern-Spielmacher Cassius Winston. Freilich trugen auch 21 Ballverluste Albas dazu bei, dass der Gegner ab Mitte des ersten Viertels beständig mit sechs, sieben Punkten in Führung lag.

Nach schnellem, aber kräftezehrenden Beginn mutierte die Begegnung im weiteren Verlauf immer mehr zum Abnutzungskampf. Beide Euroleague-Teilnehmer offenbarten, dass sie der Dreifachbelastung Tribut zollen, gelungene Spielzüge gab es kaum. Auch die Bayern, bei denen Vladimir Lucic nach seiner komplizierten Ellenbogenverletzung wieder mitwirkte, hatten zwar ihren nahezu besten Kader in Oldenburg aufgeboten, spielten aber lange nicht ihren besten Basketball. Die Freude über den Sieg schmälerte überdies das verletzungsbedingte Ausscheiden von Augustine Rubit.

Albas Bester Jaleen Smith: „Es sollte heute nicht sein“

„Es kommt noch hinzu, dass wir uns aus etlichen Duelle gut kennen und es heute um viel ging. Deshalb war es am Ende ein Spiel mit wenig Punkte“, hatte Smith ungeachtet der rotationsbedingten Abwesenheit von Big Man Christ Koumadje nicht das Gefühl, dass Alba eine schwache Offensivleistung gezeigt habe. „Es sollte heute einfach nicht sein.“

Die EWE Baskets Oldenburg und die MHP Riesen Ludwigsburg hatten das Final Four am Nachmittag mit einem dramatischen Duell eröffnet, aus dem die Gastgeber beim 92:86 (37:49) als Sieger hervorgingen. Die Norddeutschen dürfen damit weiter auf den zweiten BBL-Pokal-Triumph vor eigenem Publikum hoffen, nachdem dies den EWE Baskets 2015 schon einmal gelungen war.

Russell führt Gastgeber gegen Ludwigsburg ins Finale

Lange hatte es gleichwohl nicht nach einem Heimerfolg ausgesehen. Die Defensivkünstler von Pedro Calles ließen die Ludwigsburger in der ersten Hälfte komplett gewähren und lagen zeitweise mit 16 Punkten hinten. Nach der Halbzeit dann die Wende, als die nun defensiv aggressiver agierenden EWE Baskets, angetrieben von einem einmal mehr überragenden DeWayne Russell (26 Punkte, acht Vorlagen), sieben Minuten vor Schluss wieder in Führung gingen und diese nicht mehr hergaben.

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