Berlin. Am Sonntag (15 Uhr, Magentasport) treffen die Basketballprofis von Bayern München und Alba Berlin zum 50. Mal in einem Pflichtspiel aufeinander. Es geht um die Tabellenspitze der Bundesliga; beide Teams haben 10:0 Punkte, und es liegt nahe, dass danach eines 12:0 und das andere 10:2 Zähler haben wird. Die Morgenpost beantwortet die sieben wichtigsten Fragen zum Basketball-„Clasico“.
Wer führt im direkten Vergleich?
Bayern München mit 29:19 Siegen bei einem Unentschieden im Viertelfinale des Eurocups 2015/16 (mit Hin- und Rückspiel – da sind im Basketball Unentschieden ausnahmsweise möglich). Nur im Pokal führt Alba mit 5:2. In der regulären Bundesligasaison heißt es 8:8, im Play-off allerdings, wenn es um die Wurst geht, liegen die Münchner 18:6 vorn. Im Europapokal führen sie ebenfalls mit 1:0 (plus ein Unentschieden).
Wer hat mehr Titel gewonnen?
Alba hat in seiner knapp 30-jährigen Klubgeschichte 18 Titel geholt: acht Mal die Meisterschaft (zuletzt 2008), neun Mal den deutschen Pokal (2016) und 1995 den Korac-Cup. Die Basketballabteilung von Bayern München wurde 1946 gegründet, gewann 1954 und 1955 die Meisterschaft, 1968 den Pokal. Danach bestand über Jahrzehnte wenig Interesse des Großvereins an den Korbjägern. Bis Uli Hoeneß das änderte und die Bayern 2011 nach Jahren der Unterklassigkeit in die Bundesliga zurückkehrten. Seitdem wurden sie noch dreimal Meister (sind aktuell Titelverteidiger) und einmal Pokalsieger (2018).
Wie oft treffen beide Klubs diese Saison aufeinander?
Das kann noch niemand genau vorhersagen. Fest steht, dass es im deutschen Pokal nicht passiert, denn da sind die Münchner in der ersten Runde sensationell an Bonn gescheitert. In der Liga stehen folgende Termine fest: Am kommenden Sonntag in München und am 2. Mai 2020 in Berlin. In der Euroleague kreuzen sich die Wege am 18. Dezember (in Berlin) und am 24. März (in München). Nicht wenige gehen allerdings davon aus, dass es bei diesen vier Spielen nicht bleibt, sondern dass es in der Play-off-Runde um die Meisterschaft erneut zur Finalserie München gegen Berlin kommt.
Wer sind die Bayern-Stars?
Bei den Münchnern wäre es leichter, die Spieler zu nennen, die keine Stars sind, so stark ist der Meister aufgestellt. Für den MVP der vergangenen Saison, den zu Fenerbahce gewechselten Derrick Williams, kam mit Center Greg Monroe ein NBA-Veteran, der sehr schnell im europäischen Basketball Fuß fasste. Vermutlich ist er der größte Star im Team. Der finnische Scharfschütze Petteri Koponen, die abgezockten Jugos Nihad Djedovic und Vladimir Lucic, die deutschen WM-Teilnehmer Danilo Barthel, Paul Zipser und Maodo Lo sind allerdings weitere Leistungsträger.
Wer sind die Alba-Stars?
Eigentlich soll ja in Berlin die Mannschaft der Star sein. Aber wenn der Amerikaner Luke Sikma einmal zum wertvollsten Spieler der Bundesliga und einmal des Eurocups gewählt wird, wenn der Litauer Rokas Giedraitis für das Allstar-Team des Eurocups nominiert wird, dann wird schon sichtbar, dass es doch herausragende Spieler in einer guten Mannschaft gibt. Dazu zählt sicher auch Sikmas Landsmann Peyton Siva. Und in seinem mittlerweile sechsten Alba-Jahr hat auch Kapitän Niels Giffey noch einmal einen großen Schritt nach vorn gemacht. Er kann Spiele jetzt entscheiden.
Wer macht die Punkte
Für beide Mannschaften gilt das gleiche: Es sollen möglichst viele Spieler sein. Bei den Bayern punkten in der Bundesliga im Durchschnitt sechs Spieler zweistellig, bei Alba sind es fünf. Die meistens Punkte erzielen Zipser (12,2), Monroe (11,6) und Djedovic (11) für die Bayern, Martin Hermannsson (13), Peyton Siva (12) und Niels Giffey (11,2) für Alba. In den Bundesliga-Statistiken tauchen diese Spieler kaum an vorderen Positionen auf – weil sie eben keine Alleinunterhalter sein müssen. Aber Albas Landy Nnoko ist immerhin fünftbester Rebounder (8 pro Spiel) und Hermannsson achtbester Vorlagengeber (6).
Welche Trainer führen die Teams?
In den Auszeiten von Bayern München wirkt es oft so, als würde Dejan Radonjic (49) sein Team nicht erreichen. Mehr als kurze Sätze sind von ihm in diesen wichtigen Phasen nicht zu hören. Aber Vorsicht, der Mann ist erfolgreich wie wenige andere. Auf seiner ersten Trainerstation gewann der Montenegriner mit seinem Heimatverein Buducnost Podgorica sechs Mal das Double aus Pokal und Meisterschaft, das gleiche Kunststück gelang ihm später mit Roter Stern Belggrad dreimal in Serbien; dazu gewann er noch die Adria League dreimal mit Red Star. Auch in München, wo er seit 2018 unter Vertrag steht, gewann Radonjic zwei deutsche Meisterschaften.
Sein Gegenüber Aito Garcia Reneses (72) ist freilich eine echte Legende. Der Spanier wurde Olympia-Zweiter in Peking, hat mit dem FC Barcelona neun Meistertitel gewonnen, vier nationale Pokale, drei internationale. Auch mit Joventut Badalona holte er zweimal die „Copa del Rey“ und einmal den Uleb-Cup, Vorgänger des Eurocups. In Berlin wünschen sich die Fans nun nichts sehnlicher, als dass Reneses in seiner dritten Saison mit Alba seine Titelsammlung noch ein wenig vergrößern möge.