Berlin. Erstmals in dieser noch jungen Euroleague-Saison bleibt das Gefühl, eine große Chance vergeben, einen Sieg aus der Hand gegeben zu haben. Alba Berlin unterlag in der Basketball-Königsklasse Europas gegen Armani Mailand mit 78:81 (33:26).
Eine teilweise chaotische erste Halbzeit entschied das Team von Trainer Aito Reneses in der Mercedes-Benz Arena für sich, doch das dritte Viertel entschied die Partie bereits zugunsten der Gäste.
„Man sieht, wie abgeklärt die sind“, sagte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi, „und zwar immer dann, wenn es am heißesten ist. Diese Qualität muss man auch anerkennen.“
Armani zu Beginn wie aus dem Ei gepellt
Es war etwas merkwürdig, was sich vor den Augen von 9351 Zuschauern in den ersten 20 Minuten abspielte. Armani begann wie aus dem Ei gepellt, führte schnell 7:0, während die Gastgeber schwer in ihr Spiel fanden. Allein ihre Distanzwürfe landeten im Ziel; als Rokas Giedraitis in der sechsten Minute zum 12:11 traf, resultierten alle Alba-Punkte aus Dreiern.
Auf beiden Seiten dominierten mehr und mehr die guten Verteidigungsaktionen, offensiv gab es kaum Sehenswertes, auch nicht bei den Mailändern mit ihrem Starensemble um den Argentinier Luis Scola (18 Punkte) und den Spanier Sergio Rodriguez (19).
Beide Teams hatten furchtbare Wurfquoten, die Berliner waren besonders unter dem Korb schwach. Center Landry Nnoko hielt kaum einen Ball fest, auch Luke Sikma setzte sich nicht durch.
Das zähe Ringen führte dazu, dass in den ersten fünf Minuten des zweiten Viertels nur sieben Punkte zustande kamen, immerhin fünf davon für Alba, das erst seinen neunten Angriff erfolgreich abschloss. Vieles wirkte vogelwild.
Allein die tadellose Defensive, riesiger Kampfgeist, die Dreier und eine perfekte Freiwurfquote verhalfen Alba zu einer ordentlichen Halbzeitführung, auf der sich aufbauen ließ. Aber sie hätte höher ausfallen müssen.
Plötzlich trifft Mailand von außen
Milan-Trainer Ettore Messina hatte etwas dagegen. Im dritten Viertel begannen die Gäste plötzlich von außen zu werfen, allein elf Mal in diesem Durchgang, so oft wie in der gesamten ersten Halbzeit. Schlimmer noch: Sie begannen auch, immer besser zu treffen. Michael Roll, vor allem Nemanja Nedovic, der versenkte in kurzer Zeit vier Dreier im Alba-Korb, mitten ins Alba-Herz. Das dritte Viertel ging 27:17 an Mailand.
Die Berliner kämpften, Peyton Siva brachte seine Mannschaft von 50:57 auf 56:57 heran. Aber ihre Führung gaben die Gäste nicht mehr ab, bauten sie sogar bis auf acht Zähler zum 69:61 aus. Alba gab nicht auf, nach einem letzten Distanztreffer von Niels Giffey zum 73:75 achtzehn Sekunden vor Schluss hofften die Fans wieder.
Doch die Aufholjagd kam zu spät, Alba musste foulen, und Rodriguez verwandelte sechs Freiwürfe ohne Nerven. „Es war nicht unser Tag in der Offense“, klagte Martin Hermannsson. Die 20 Punkte von Siva und 18 von Giedraitis waren nicht genug.