Trier/Berlin. Henrik Rödl setzt auf den Superlativ. Die anstehende Basketball-Weltmeisterschaft in China werde „die beste aller Zeiten“, glaubt der Bundestrainer, der mit seinem Team am heutigen Sonntag das erste Testspiel für das Turnier bestreitet: „Die Qualität ist riesig“, sagte er vor der Partie gegen Schweden in Trier (18 Uhr, Magentasport): „Es wird vor NBA-Stars wimmeln und es gibt mehr Teams als jemals zuvor, die ganz oben landen können.“
Das Erfreuliche aus deutscher Sicht: Rödls Sätze treffen nicht nur auf die starke Konkurrenz, sondern auch auf seine eigene Mannschaft zu. Mit Anführer Dennis Schröder (Oklahoma), Daniel Theis (Boston), Maximilian Kleber (Dallas), dem Berliner Moritz Wagner und Isaac Bonga (beide Washington) finden sich gleich fünf Spieler aus der US-amerikanischen Elite-Liga im vorläufigen WM-Aufgebot wieder. Die bislang 16-köpfige Auswahl gilt es bis zum Turnierstart am 31. August jedoch auf zwölf Spieler zu verschlanken. Schon am Sonntag werden zwei Profis das Team verlassen. Das Casting ist in vollem Gang.
Bundestrainer Rödl muss noch auf Topstar Schröder warten
Auf Spielmacher Schröder (25) muss Alba-Legende Rödl (50) allerdings noch verzichten. Der Braunschweiger muss sich in den USA um „wichtige persönliche Dinge“ kümmern und stößt in der kommenden Woche in Hamburg zur Mannschaft, wo das DBB-Team mit Ungarn, Tschechien und Polen am sogenannten Supercup teilnimmt.
Vorerst müssen also andere Verantwortung übernehmen. Alba-Zögling Wagner (22), der als einziger im Kader noch kein A-Länderspiel vorweisen kann, zählt zu jenen Akteuren, die sich aufdrängen wollen. „Es ist ziemlich cool, dabei zu sein“, sagte er der Morgenpost. „Für mich ist es zwar immer noch etwas surreal, mit den Jungs zu spielen, aber ich glaube, ich bin aus einem Grund dabei.“ An Selbstvertrauen hat es dem 2,11-Meter-Mann weder am College noch in der NBA gemangelt. „Ich werde mich nicht groß verändern“, sagte er, „ich will Energie einbringen, viel kommunizieren und den einen oder anderen Ball in den Korb schmeißen.“ Mit der Frage, ob man noch aus dem Kader gestrichen wird, dürfe man sich eh nicht beschäftigen. Ein Credo, das sich auch die Alba-Profis Niels Giffey (28) und Johannes Thiemann (25) zu Herzen nehmen werden.
Legende Nowitzki lobt den qualitativ starken Kader
„Ich hoffe, dass wir die Inhalte, an denen wir in dieser Woche gearbeitet haben, gegen Schweden wiederkennen“, sagte Coach Rödl. Bislang lag der Fokus vor allem darauf, „taktisch und mannschaftlich eine gewisse Kultur zu finden und eine Identität aufzubauen“. Als teambildende Maßnahme unternahm die Mannschaft einen Ausflug auf die Kartbahn, insgesamt wurde viel Gelacht.
Die großen Ambitionen sind trotzdem allgegenwärtig. Basketball-Idol Dirk Nowitzki, der seine Karriere in diesem Jahr beendet hat, sprach unlängst vom tiefsten Kader, den die Nationalmannschaft je hatte. Die individuelle Qualität ist gewaltig, doch Basketball ist und bleibt ein Teamsport. Rödl wird die richtige Mischung finden müssen.
Zum WM-Start trifft Deutschland auf Frankreich, die Dominikanische Republik und Jordanien. „Eines ist jedem klar“, sagte Wagner. „Wir fahren mit diesem Team nicht zur WM, um um die goldene Ananas zu spielen.“