Basketball

Albas Center Landry Nnoko: „Wir hätten sie schlagen können“

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Dietmar Wenck
Vergebliche Mühe: Albas Derrick Walton Jr. (l.) versucht, Münchens Stefan Jovic den Ball abzunehmen.

Vergebliche Mühe: Albas Derrick Walton Jr. (l.) versucht, Münchens Stefan Jovic den Ball abzunehmen.

Foto: Matthias Balk / dpa

Nach starkem Beginn souveräne Führung verspielt: Alba verliert nach Verlängerung 88:93 gegen den FC Bayern. Der ist erneut Meister.

München. Am Ende erhielten die Spieler von Alba Berlin endlich einmal tosenden Applaus von den 6500 Zuschauern im Audi Dome. Die ersten Profis von Bayern München kamen auch schnell herüber zum Händeschütteln zu denen, die bis eben noch ihre erbitterten Konkurrenten gewesen waren. Vladimir Lucic, der es in dieser Endspielserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft zum Intimfeind der Berliner Fans gebracht hatte, war einer der ersten und sparte nicht mit Umarmungen.

Doch die Gesichter der Berliner sprachen Bände. Luke Sikma kämpfte sogar mit den Tränen. Er und sein Team hatten auch das dritte Finale mit 88:93 (76:76, 46:32) nach Verlängerung verloren und mussten danach den Bayern zur erfolgreichen wie verdienten Titelverteidigung gratulieren. Dabei hätten sie diese Partie ebenso gewinnen können wie die beiden vorangegangenen Begegnungen (70:74 und 77:82). Diesmal führten sie mit bis zu 15 Punkten, und das noch Mitte des dritten Viertels. Aber als die Bayern mit letzter Konsequenz zu Werke gingen, war es um die tapferen Berliner geschehen.

„Es fehlen nur ein paar kleine Dinge“, sagte Alba-Sportdirektor Himar Ojeda, „vor allem fehlt uns Erfahrung. Und dann“, fügte er hinzu, „müssen wir realistisch sein: Uns fehlt auch das Geld.“ Center Landry Nnoko erklärte: „Wir hätten sie schlagen können, aber dann müssen wir in solchen Situationen einfach weniger Fehler machen. Weniger Ballverluste.“

16:0-Serie für die Berliner

Was er mit solchen Situationen meinte, war klar: Alba hatte das Geschehen über weite Strecken gut im Griff, nur im entscheidenden Moment eben nicht. In den beiden ersten Finalspielen hatte Alba vorgelegt – im ersten Duell mit 11:0, im zweiten mit 7:0. Diesmal waren die Bayern anfangs hellwach, führten 4:0 und 11:5. Doch die Gäste ließen sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil.

Sie trafen überdurchschnittlich gut. Der für Martin Hermannsson in die Startformation beorderte Joshika Saibou bremste gleich den Lauf der Münchner mit zwei Treffern. Danach schienen beinahe alle Alba-Würfe ihr Ziel zu erreichen. Tim Schneider brachte sein Team beim 17:15 erstmals nach vorn (8. Minute), und das war der Beginn einer erstaunlichen 16:0-Punkte-Serie für Berlin. Von 15:12 auf 15:28 (12. Minute): Die vielleicht schon etwas zu siegessicheren Gastgeber waren geschockt.

Kaum einen Angriff brachten sie gegen die aggressiv verteidigenden Berliner zu Ende. Dazu leisteten sie sich viele Diskussionen mit den Schiedsrichtern, weil sie sich ungerecht behandelt fühlten. Vladimir Lucic und Stefan Jovic verkürzten mit zwei Dreiern zwar auf 21:28, doch insgesamt war es kein Bayern-Spiel mehr. Zu hektisch, zu viele Ballverluste, schlechte Würfe. Kaum Verteidigung.

Alba produzierte im Übereifer Ballverluste

Die Mannschaft aus der Hauptstadt nutzte dies anfangs. Obwohl auch sie sich noch manche kleine Fehler leistete, im Übereifer Ballverluste produzierte: Die Richtung war eindeutig. Alba schien fest entschlossen und war auf bestem Weg, die Serie zu verlängern. Auch das zweite Viertel ging an die Berliner, die mit einer 14-Punkte-Führung in die Pause gingen.

Sie behielten im dritten Abschnitt zunächst alles unter Kontrolle. Bayern kämpfte sich mit sieben Punkten in Folge heran, Alba konterte mit acht Punkten in Folge, führte 58:43 mit noch 15 Minuten auf der Uhr. Aber der Meister wollte wie im vergangenen Jahr seinen fünften Titel in eigener Halle feiern und steigerte sich dort, wo er während der kompletten Finalserie überzeugt hatte: in der Verteidigung. Jovic klaute Derrick Walton den Ball, Maodo Lo knöpfte ihn Peyton Siva ab, Niels Giffey ließ sich den Ball von Nihad Djedovic abjagen, der Alba-Vorsprung schrumpfte – bis er weg war.

Ausgerechnet Lucic glich zwei Minuten vor Schluss zum 71:71 aus. Kurz darauf gelang Djedovic das 73:71. Der coolste 17-Jährige der Bundesliga, Franz Wagner, brachte Alba noch einmal 74:73 in Führung. Peyton Siva, mit 21 Punkten bester Berliner Werfer vor Johannes Thiemann (13) und Giffey (10), erhöhte gar auf 76:73. Ausgerechnet Lucic (23 Punkte) schoss die Münchner in die Verlängerung, in der er sofort einen weiteren Dreier folgen ließ.

"Wenn die Bayern den Schraubstock anziehen, wird es schwer"

Von da führten nur noch die Bayern und ließen sich ihre Meisterfeier „dahoam“ vor den Augen ihres Präsidenten Uli Hoeneß nicht mehr nehmen. „Es reicht eben nicht, eine Halbzeit oder dreißig Minuten gut zu spielen“, kommentierte Franz Wagner die Niederlage enttäuscht. Geschäftsführer Marco Baldi sagte: „Wenn die Bayern den Schraubstock anziehen, wird es schwer. Gratulation an Bayern.“ Alba gehe aber weiter seinen Weg, „anders als München. Wir haben alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben, das Team hat sich so entwickelt, wie wir es hinkriegen wollten.“ Diesen Weg wolle man weitergehen, „und dann kommen wir auch an die Bayern ran.“

Stand jetzt ist Bayern München zum zweiten Mal in Folge deutscher Basketball-Meister und hat in der gesamten Bundesligasaison einschließlich des Play-off nur drei Spiele verloren. Alba Berlin hat sich also viel vorgenommen. Auf die nächste Saison dürfen sich die Fans schon freuen.