Berlin –. Bei vielen, die Alba Berlin schon längere Zeit verfolgen, dürfte sich die Begeisterung in Grenzen gehalten haben, als Unicaja Malaga als Gegner im Viertelfinale des Basketball-Eurocups feststand. Schließlich ist die Bilanz der Berliner gegen Mannschaften aus Spanien mit 31 Siegen bei 51 Niederlagen nicht wirklich ermutigend. Besonders schmerzlich dürfte da die Erinnerung an den 19. April 2010 sein, als Alba im Eurocup-Finale von Vitoria gegen Valencia mit 44:67 chancenlos war.
Gegen Malaga gewann Alba bislang vier von zwölf Vergleichen, wozu auch zwei Siege aus der allerersten Saison 1990/1991 zählen. Zuletzt trafen beide Teams 2016/2017 in den Top 16 des Eurocups aufeinander. Malaga gewann beide Spiele, schaltete danach auch den FC Bayern aus und gewann mit einem Sieg im rein spanischen Finale gegen Valencia den Titel.
Aktuell finden sich vor dem ersten Spiel der „Best of three“-Serie gegen Malaga an diesem Dienstag in der Max-Schmeling-Halle (19 Uhr, Magentasport) aus Berliner Sicht zahlreiche Mutmacher.
Dass spektakulärer Basketball geboten wird, steht ohnehin fest. Alba ist mit 87,4 Punkten pro Spiel das korbgefährlichste Eurocup-Team dieser Saison und Unicaja steht dem mit einem Schnitt von 86,1 Zählern (3.) kaum nach. Wobei sich beide Mannschaften in der Wahl ihrer Mittel jedoch deutlich unterscheiden.
Dreier gegen Zweier
Unter Spaniens legendärem Coach Aito Garcia Reneses (72), der den Basketball seiner Heimat und jetzt auch den in Berlin prägte wie kaum ein anderer, trifft Albas Team bemerkenswerte 41,1 Prozent seiner Distanzwürfe (Malaga 37,7). Die Spanier hingegen sind mit dem Georgier Giorgi Shermadini (2,17 Meter), Kyle Wiltjer (USA, 2,08) und dem Franzosen Mathias Lessort (2,06) aus Nah- und Mitteldistanz mit einer Trefferquote von 59,4 Prozent (Alba: 51,7) gefährlicher als andere Teams. Auf Berlins lange Garde, angeführt von Luke Sikma, kommt jede Menge Arbeit zu, auch auf Dennis Clifford, der zuletzt kaum zum Einsatz kam.
„Nach der Verletzung von Stefan Peno war es wichtig, mit Derrick Walton jr. einen weiteren Spielmacher zu integrieren“, stellt Clifford das Wohl seines Teams über das eigene. „Aber ich habe hart trainiert und bin bereit“, sagt Albas Längster (2,13 Meter), der neben Landry Nnoko, Tim Schneider (beide 2,08) und Johannes Thiemann (2,05) wohl sicher aufgeboten werden wird, weil Walton jr. in Europa nicht spielberechtigt ist.
Die besten Diebe
Bei allem Respekt vor den Gästen merkt Sikma nicht ganz zu Unrecht an, dass „die sich schließlich auch auf unsere Stärken einstellen müssen“. Vor allem, weiß Albas Leitwolf, „wenn wir unser schnelles Spiel etablieren können“. Kein Team klaut dem Gegner nämlich den Ball öfter als Alba (9,1 Steals pro Spiel, Malaga: 5,5), was oft zu schnellen Punkten führt.
Zudem erkämpfen sich die Berliner im Angriff mit 12,1 Offensivrebounds zahlreiche zweite Chancen. Damit belegen sie Platz vier im Eurocup, auch vor Malagas Riesen (10,1).
Das große Miteinander
In den bislang 16 Spielen dieser Eurocup-Saison kam Alba auf 23,06 Pässe pro Partie, die zu direkten Korberfolgen führten (Assists) und damit auf einen Wert, den es in der Liga seit ihrer Gründung im Jahr 2002 noch nie gegeben hat. Angeführt wird diese Statistik von Peyton Siva mit 9,7 Assists pro Spiel. Albas Zuversicht dürfte am vergangenen Sonntag einen dicken Schub bekommen haben, weil sich Siva in Frankfurt nach der zweiten schweren Verletzung in dieser Saison mit 18 Punkten und neun Assists eindrucksvoll zurückgemeldet hat.
„Ich war erst mit der gebrochenen Rippe zwei Monate lang raus und dann gleich wieder mit dem überstreckten Knie“, erzählt Albas Spielmacher, der seither jeden Tag als Erster zum Training kommt und als Letzter geht. „Peyton ist wieder fit“, freut sich Coach Reneses, wissend, dass bei Malaga Spielmacher Jaime Fernandez fehlen wird, der zuvor mit 12 Punkten pro Spiel hinter Shermadini (12,9) Unicajas zweitbester Werfer war.
Der Heimvorteil
Coach Reneses tut sich schwer, die erste Partie als „richtiges Heimspiel“ zu sehen, weil Alba in die Schmeling-Halle ausweichen muss. Jeder seiner Spieler ist jedoch davon überzeugt, dass die Unterstützung der eigenen Fans zum Faktor wird. Was auch nötig sein wird, denn Malaga hat noch nie eine Play-off-Serie im Eurocup verloren. Einerseits. Zum anderen konnten die Spanier nur eines der letzten vier Euro-Auswärtsspiele gewinnen. Zudem verloren sie noch am Sonntagabend in der spanischen Liga bei Kirolbet Baskonia mit 95:112, wobei Ex-Alba-Kapitän Dragan Milosavljevic für Unicaja übrigens 15 Punkte erzielte.
Alba hingegen hatte nach dem Sieg in Frankfurt einen Tag mehr zur Regeneration und kaum Reise-Stress. „Das erste Spiel ist enorm wichtig“, sagt Siva, „wir wollen um jeden Preis den Heimvorteil verteidigen“. Dann nämlich hätten er und sein Team schon am Freitag in Malaga (20.45 Uhr) den ersten Matchball. Ein drittes und entscheidendes Spiel würde, falls nötig, am Mittwoch (13. März, Mercedes-Benz Arena, 19 Uhr) wieder in Berlin stattfinden.
Vor den eigenen Fans die Langen stoppen, Bälle klauen, gut passen und die Dreier treffen – so in etwa könnte Albas Fahrplan aussehen.