Basketball

Europacup kostet nicht nur Alba Kraft für die Liga

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Dietmar Wenck
Rickey Paulding (mit Ball) fordert an diesem Sonntag wieder Alba mit Niels Giffey (r.) und Luke Sikma.

Rickey Paulding (mit Ball) fordert an diesem Sonntag wieder Alba mit Niels Giffey (r.) und Luke Sikma.

Foto: Eibner-Pressefoto/Andreas Gora / imago/Eibner

In Europa zu spielen, bringt den Klubs viel Renommee und lockt Spieler an. Aber etablierte Basketballteams fürchten jetzt um ihre Play-off-Plätze.

Berlin.  Am Sonnabend war Alba Berlin wieder auf Reisen: knapp vier Stunden diesmal mit der Bahn nach Oldenburg, wo am Sonntag (15 Uhr, Sport1 und MagentaSport) das Topduell der Basketball-Bundesliga bei den EWE Baskets ansteht. Die Mannschaft von Trainer Aito Garcia Reneses wird ein bisschen müde auflaufen, zumindest nicht so ausgeschlafen wie ihr Gegner. „Es sind schwierige Wochen für uns“, sagt der Spanier, „wir sind ständig unterwegs, suchen außerdem unseren Rhythmus. Und das gegen so starke Kontrahenten.“

Zuletzt führte diese Konstellation zu Niederlagen in Braunschweig (79:83) und bei Partizan Belgrad (66:78). Mit rüder Verteidigung wurde den Berlinern der Schneid abgekauft. Sich dagegen mit müden Knochen zu wehren, ist nicht so einfach. „Wir müssen anerkennen“, sagt Berlins Spielmacher Stefan Peno, „dass unsere Gegner gemerkt haben, was uns in dieser Phase zusetzt. Wir können das nur beantworten, indem wir genau so viel Energie dagegensetzen.“

Zu den Reisen kommen auch Verletzungsprobleme

Doch woher nehmen und nicht stehlen? Das Problem mit der Power hat nicht nur Alba. Bis auf die Münchner Bayern, die den teuersten und am breitesten aufgestellten Kader haben, müssen alle international agierenden Bundesligaklubs national mit Pleiten leben. Auch deshalb, weil mehr Spiele zu mehr Verletzungen führen. Da sind andere deutlich härter getroffen als das Team aus der Hauptstadt, besonders die Frankfurt Skyliners, die ein halbes Dutzend fehlende Stammspieler beklagen. Doch auch Ratiopharm Ulm, Baskets Bonn und Baskets Würzburg müssen sich ernsthafte Sorgen um das Erreichen der Play-off-Plätze machen. Die machen ihnen mittlerweile frisch aufspielende, vermeintliche Außenseiter wie Braunschweig und gar Aufsteiger Rasta Vechta streitig.

Oldenburg sowieso, aber der Tabellenzweite gehört nicht in die Kategorie der Überraschungen, hat er doch in den vergangenen 16 Jahren nur zweimal das Play-off verpasst und wurde 2009 Meister. Nach Platz sieben im Vorjahr hatten die Baskets mit einem Startplatz in der Champions League gerechnet, den schnappte ihnen aber Bamberg weg. Dumm gelaufen. Da Oldenburg auch im deutschen Pokal sensationell an Jena scheiterte, kann oder muss es sich ganz auf den Meisterkampf konzentrieren.

Oldenburg spielte seit Dezember nur sechs Mal

Das hat zur Folge, dass das Team von Trainer Mladen Drijencic seit dem 1. Dezember bis heute ganze sechs Spiele bestritten hat, alle siegreich übrigens. Bis Ende Januar folgen nach Albas Gastspiel noch zwei. Bei Alba waren es bisher zehn (Bilanz 6:4), weitere fünf kommen noch, vier davon in der Fremde. Zur Vorbereitung auf den nächsten Kontrahenten bleibt da wenig Zeit. Ganz anders die Oldenburger. Sie haben sich seit Montag nur mit den Berlinern beschäftigt.

Ein unschlagbarer Vorteil. Oder nicht? Hermann Schüller sieht beide Seiten. „Heute würde ich bestätigen, dass uns das hilft“, sagt der Baskets-Geschäftsführer, „es kann auch sein, dass Mannschaften müde sind von den Reisestrapazen. Aber was, wenn das Play-off kommt?“ Dann seien die Teams im Vorteil, die gewohnt sind an die schnelle Abfolge von Spielen. „Während wir diesen Rhythmus erst mal entwickeln müssen.“

Natürlich sei es schön, in der Gegner-Vorbereitung in die Feinheiten zu gehen. Doch „es gehört auch was dazu, die Jungs bei Laune zu halten“. Wer sagt denn, dass zweimal täglich Basketball-Training stressfrei ist? Der erfahrene Manager weiß sowieso: „Spieler wollen immer spielen.“ Da klingt eine Prise Neid durch. Ganz sicher werden die Oldenburger alles dafür tun, nächste Saison auch wieder mehr reisen zu dürfen. Zu müssen. Zu dürfen.