Berlin. Vor heimischer Kulisse waren die Albatrosse gegen die Münchner beim 69:96 chancenlos. Vor allem in der Defensive war Bayern stark.

Alles schien wie gemacht für den zweiten großen Schritt Alba Berlins Richtung deutsche Basketball-Meisterschaft. 13.250 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena, 10.000 von ihnen in gelbe T-Shirts gekleidet, die der Verein gespendet hatte. Dazu das Selbstbewusstsein, das erste Spiel bei Bayern München 106:95 gewonnen zu haben. Doch zu feiern gab es dann aus Berliner Sicht allerdings nichts. Alba war im zweiten Finalspiel nach einem extrem schwachen ersten Viertel gleich ohne Chance und verlor die Partie enttäuschend klar mit 69:96 (29:44). In der Best-of-five-Serie steht es jetzt 1:1, die Bayern haben sich den Heimvorteil zurückerobert und empfangen die Berliner am kommenden Sonntag (18.30 Uhr, Telekomsport und Sport1) zum dritten Spiel wieder in München.

„Wir haben komplett anders gespielt als in München, mit viel zu wenig Intensität“, musste Center Bogdan Radosavljevic eingestehen, der vor Luke Sikma (13) mit 14 Punkten bester Berliner Werfer war. „Wir sahen schlapp aus, aber zum Glück ist es im Play-off egal, wie hoch man verliert, es steht nur 1:1. Wir müssen dieses Spiel schnell vergessen und abhaken.“

Von Leichtigkeit und Spielwitz war bei Alba nichts zu sehen

Die Bayern hatten als eine der Ursachen der Niederlage im ersten Duell ausgemacht, dass sie sich von der schnellen Spielweise der Berliner hatten anstecken lassen. Das tunlichst zu vermeiden, war ihr Vorsatz und den setzten sie am Donnerstagabend in Berlin von der ersten Sekunde an perfekt um. Auch ohne Braydon Hobbs, der nach der Ankunft in Berlin mit Verdacht auf Blinddarmentzündung ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Leichtigkeit, Spielwitz, Tempo – von all dem, was Alba in dieser Saison und auch in München ausgezeichnet hatte, war nichts zu sehen. Nach den ersten sieben Minuten hatte Alba gerade mal sechs Punkte auf dem Konto – alle durch Luke Sikma, die Bayern hingegen bereits 18. Alba verlor wie schon in Spiel eins zu oft den Ball und traf im ersten Viertel gerade mal drei Würfe bei 13 Versuchen (23 Prozent). Die Gäste, hoch konzentriert und extrem bissig, holten nicht nur die Rebounds, sondern waren auch in der Offensive entschlossener. Nach 13 Minuten lag Alba bereits mit 9:31 (13.) zurück. In der in Gelb getauchten Arena war es merklich ruhiger geworden. Alle spürten bereits, dass ein Debakel droht.

Zwei Dreier von Spencer Butterfield und Marius Grigonis ließen wieder Hoffnung aufkommen, der Rückstand war nur noch einstellig (22:31/ 16.) Die Bayern zeigten jedoch nur kurz Wirkung. Durch Berlins ehemaligen Publikumsliebling Reggie Redding setzten sich die Gäste erneut deutlich ab (23:40), mit der Hypothek eines 29:44 ging es in die Halbzeitpause. Die Trefferquote der Berliner hatte sich mittlerweile auf immer noch magere 31 Prozent „verbessert“. Zum Vergleich. Die der Bayern lag bei 53 Prozent.

„Das tut mir echt leid um die wirklich geile Kulisse“, sagte Kapitän Niels Giffey nach dem Spiel geknickt. „In der ersten Halbzeit haben wir echt schlechten Basketball gespielt, sind da dann nicht mehr rausgekommen und die Münchner haben sich richtig wohl gefühlt.“

"Wir haben ein ganz anderes Spiel gespielt als in München"

Mit den Trommeln der eigenen Fans im Rücken kämpfte Albas Mannschaft in jeder Sekunde des zweiten Durchgangs und sie war auch in Sachen Aggressivität und Biss mit den Gästen auf Augenhöhe – mit Leichtigkeit spielten aber auch jetzt nur die Bayern. Nach zwei Dreiern von Vladimir Lucic und Albas ehemaligem Kapitän Alex King sowie einem eroberten Ball von Redding lagen die Berliner mit 43:65 (28.) zurück. Die Vorentscheidung war gefallen, die Bayern ließen sich die Kontrolle über das Spiel nicht mehr nehmen, auch wenn Hallensprecher Tom Böttcher noch einige Male ein „Jetzt gilt’s!“ ins Mikrofon rief.

Im Gegenteil: Die Münchner eröffneten das Schlussviertel mit einem 12:0-Lauf zum 52:82 (32.). Ihnen war ganz offensichtlich sehr daran gelegen, vor Spiel drei am Sonntag ein deutliches Zeichen zu setzen.

Das Ungleichgewicht dieses enttäuschenden Abends belegt auch die Statistik. Alba traf nur 24 von 62 Würfen aus dem Feld, die Bayern 32 von 55. Das Reboundduell verloren die Berliner mit 27:33, sie leisteten sich sechs Ballverluste mehr als die Gäste (17:11) und ihren 18 Assists standen 30 der Münchner gegenüber. „Wir haben ein ganz anderes Spiel gespielt als in München“, freute sich Bayern-Coach Dejan Radonjic. „Und ich glaube, wir haben jetzt auch eine sehr gute Chance, am Sonntag zu gewinnen.“