Berliner bleiben ihrem Risikostil im zweiten Finale gegen München treu, müssen aber die Ballverluste reduzieren
Das Reizvolle an Best-of-five-Serien ist, dass sich die Lage rasant zuspitzt. Alba hat mit dem 106:95 nach Verlängerung im ersten Spiel des Finales um die Deutsche Meisterschaft vom FC Bayern nicht nur das Heimrecht erobert, sondern den Druck auf den Favoriten massiv erhöht. Die Münchner müssen von den maximal noch vier möglichen Spielen drei gewinnen, um den Titel zu holen. Verlieren sie an diesem Donnerstag auch Spiel zwei in der voraussichtlich ausverkauften Mercedes-Benz Arena (19 Uhr, Telekomsport), könnten sie nur noch mit drei Siegen in Folge die Meisterschaft gewinnen. Rechnerisch ist das möglich, aber in der Realität ein höchst anspruchsvolles Unterfangen.
„Bei den Bayern wird schon der eine oder andere besorgt über die neue Konstellation nachdenken“, glaubt Peyton Siva. „Wenn ich in deren Lage wäre, würde ich mir einfach sagen, dann gewinnen wir halt auch auswärts. Darauf müssen wir gefasst und noch konzentrierter sein. Alle wissen, dass wir mit einem Sieg das Momentum voll auf unserer Seite hätten.“
Mit einem Erfolg im Heimspiel winken drei Matchbälle
Und bei einer Niederlage? Hätten wohl eher wieder die Münchner Rückenwind, die in dieser Saison bereits mit weitaus größerem Druck fertig werden mussten. Schon im Viertelfinale standen sie nach einer Heimniederlage gegen Frankfurt vor dem Aus. Damals waren es die Skyliners, die die Hausherren im Audi-Dome geschockt hatten und in der Serie mit 2:1 in Führung gegangen waren. Die Münchner meldeten sich mit zwei Siegen – 85:50 auswärts, 90:70 zu Hause – zurück und rangen danach Titelverteidiger Bamberg mit 3:1 Siegen nieder. Mit dieser Erfahrung ist sich Münchens Nationalspieler Danilo Barthel auch sicher, die Enttäuschung der Auftaktniederlage gleich auswärts „in positive Energie umwandeln“ zu können.
Für den Vorsatz Sivas, „noch konzentrierter“ zu spielen, gibt es gute Gründe, denn seine Mannschaft leistete sich in München 23 Ballverluste. Hätten nicht Marius Grigonis und Spencer Butterfield einen Sahnetag an der Dreierlinie erwischt, beide kamen auf elf Treffer bei 14 Versuchen, wäre das Spiel wohl kaum zu gewinnen gewesen. „Wenn du meine sieben Turnover abziehst, sieht die Sache doch schon etwas freundlicher aus“, witzelt Albas Organisator Siva.
Sikma fordert gegen Bayern eine bessere Verteidigung
„Wir spielen halt sehr schnell und mit großem Risiko, bekamen dadurch ja auch gute Würfe und haben die getroffen. Natürlich muss ich als Spielmacher besser auf den Ball aufpassen“, so Siva, dem zu wünschen ist, dass er vor den eigenen Fans mit seinem Schuhwerk mehr Glück hat als in München. Dort war sein rechter Schuh gleich in der Anfangsphase der Länge nach aufgerissen, mit denen von Steve Vasturia schaffte er es nur bis zur Halbzeitpause, weil sich die Sohle ablöste. Erst mit Butterfields Ersatzpaar konnte Siva die Partie dann inklusive Verlängerung beenden.
Luke Sikma kam in Spiel eins ohne Schuhwechsel durch die Partie, leistete sich jedoch ebenfalls fünf Ballverluste. „Weil wir gewonnen haben, kann ich mit denen leben“, sagt der „Wertvollste Spieler“ (MVP) der Liga. Damit, weniger oft den Ball zu verlieren, sei es aber in den weiteren Duellen mit den Bayern, wie viele es auch noch immer werden, längst nicht getan. „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass wir wieder so gut Dreier treffen, sondern müssen auch andere Wege finden, um zu Punkten zu kommen“, fordert Albas Leitwolf, „und zu allererst natürlich in der Verteidigung deutlich zulegen.“
Mit einer Führung wird es gefährlich
Am vergangenen Sonntag in München wurde neben den Ballverlusten noch ein anderes Problem sichtbar, mit dem sich Albas Team gegen den FC Bayern in dieser Saison bereits zum zweiten Mal das Leben schwer machte. Aus einem 62:51 (25.) wurde dort innerhalb von zehn Minuten ein 70:75. Im Pokalfinale Mitte Februar hatten die Bayern im Schlussviertel noch einen Zehnpunkte-Rückstand (57:67/ 33.) aufgeholt und am Ende mit 80:75 den Cup gewonnen. „Wir spielen besser, wenn wir zurückliegen oder es unentschieden steht“, sagt Marius Grigonis, der in München nicht nur wegen seiner 30 Punkte und fünf Dreier überragte, sondern auch, weil er 13 seiner 14 Freiwürfe traf. „Ich weiß nicht, woran es liegt, dass wir oft schlechter werden, wenn wir führen, anstatt den Vorsprung vielleicht sogar vorentscheidend auszubauen. Daran müssen wir arbeiten, auch wenn nur wenige Spiele ausstehen.“
Es dürfte sich wohl kaum noch eine bessere Gelegenheit bieten als an diesem Donnerstag, diese Schwäche abzustellen. Wozu allerdings erst mal eine Führung herausgespielt werden müsste, gegen ein Team des FC Bayern, das schon jetzt mit dem Rücken zur Wand steht.