San Antonio/Berlin. Als die letzten zehn Minuten des NCAA-Finals anbrachen, schenkte Moritz Wagner (20) seinen Michigan Wolverines ein letztes Mal Hoffnung. Mit beiden Händen hämmerte das Berliner Ausnahmetalent den Basketball durch den Ring der hoch favorisierten Villanova Wildcats, verkürzte den Rückstand auf 14 Zähler und riss die knapp 50.000 Fans seines Teams von den Sitzen.
Sie alle wussten: Wenn die Partie um die College-Meisterschaft noch gedreht werden kann, dann nur jetzt und nur dank Wagner. Eine Hoffnung, die Villanovas überragender Donte DiVincenzo jedoch kurz darauf mit zwei erfolgreichen Dreiern begrub. Am Ende stand eine klare 62:79 (28:37)-Niederlage, und Wagner blieb nur der Trost, auf der größten Nachwuchsbühne brilliert zu haben, die sein Sport zu bieten hat. „Ich bin verdammt stolz auf Moe“, sagte sein Trainer John Beilein.
Wagner überzeugt mit sehr guten Leistungen
Im Endspiel in der Nacht zu Dienstag war der 2,11 Meter große Alba-Zögling mit 16 Punkten und sieben Rebounds erneut der prägende Akteur seines Teams. Es war ein eindrucksvoller Schlusspunkt seines herausragenden Final-Four-Wochenendes, denn schon im Halbfinale hatte der Power Forward ein gigantisches Ausrufezeichen gesetzt. Mit 24 Punkten und 15 Rebounds sorgte Wagner dafür, dass Michigan einen Zehn-Punkte-Rückstand nach der Halbzeit noch in einen Zwölf-Punkte-Sieg verwandelte.
Um derart auffällige Statistiken zu finden, mussten sie im Mutterland des Basketballs weit zurückblättern. Mehr als 20 Punkte und mehr als 15 Rebounds in einem College-Halbfinale, das hatten zuvor nur Larry Bird (1979) und Hakeem Olajuwon (1983) geschafft – zwei, die später in den Kreis der größten NBA-Spieler aller Zeiten aufstiegen. Prompt meldete sich eine andere Ikone aus der nordamerikanischen Profiliga zu Wort: „I see you – Ich habe dich im Blick“, schrieb Wagners Vorbild Dirk Nowitzki bei Twitter.
NBA-Klubs sind auf Wagner aufmerksam geworden
Das gilt spätestens seit dem Final Four auch für die Scouts der NBA. Theoretisch könnte Wagner zwar noch ein viertes Jahr an der University of Michigan spielen, doch günstiger als aktuell dürften die Chancen im Draft, der Talentwahl der NBA, kaum werden. In der diesjährigen College-Endrunde zeigte der Junge aus dem Prenzlauer Berg schließlich ein „Best of“ seiner Qualitäten, führte sein Team als emotionaler Hauptmann ins Finale und bewies vor den Augen seiner eingeflogenen Eltern eine beeindruckende Wettkampfhärte. Gegen Villanova gingen neun der ersten elf Wolverines-Punkte auf Wagners Konto. Erst traf er aus Korbnähe, dann per Freiwurf und Dreier, ehe er aggressiv durch die Zone zog. „Gibt es etwas, was er nicht kann?“, fragte die „New York Times“ und prognostizierte: „Er sollte zu einem soliden NBA-Profi heranwachsen.“
Wagner selbst wollte sich nach dem Endspiel nicht zu seiner Zukunft äußern. Alles andere als eine Anmeldung zum Draft am 22. Juni wäre jedoch eine Überraschung. Mit seiner Größe und Vielseitigkeit verfügt er über ein gefragtes Profil – Experten erwarten, dass er als einer der ersten 30 Spieler gewählt wird. Es scheint, als sei Moritz Wagner bereit für höhere Aufgaben.
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