Basketball

Albas Gegner erlebt eine Saison wie ein schöner Traum

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Dietmar Wenck

Foto: Frank Rumpenhorst / dpa

Die Fraport Skyliners gelten manchen sogar als Anwärter auf die Deutsche Meisterschaft. Dafür gibt es zahlreiche Gründe.

Berlin.  Marco Baldi ahnt schon, was auf seine Mannschaft zukommt: „Die Frankfurter Spieler werden vor Kraft und Selbstvertrauen kaum laufen können.“ Alba Berlins Geschäftsführer meint das durchaus anerkennend. Denn die Fraport Skyliners haben eine Saison hingelegt, die ihnen kaum jemand zugetraut hätte.

Am 1. Mai sicherten sie sich mit dem Gewinn des Fiba Europe Cups ihre erste internationale Trophäe. Das ist zwar nur der dritthöchste europäische Wettbewerb, doch auch der will gewonnen werden. Erst recht mit 18 Siegen in 19 Spielen.

Wer noch zweifelt, kann sich auch die Bundesliga-Bilanz der Hessen anschauen. Sie haben zuletzt neunmal in Serie gewonnen, aber vor allem: Bamberg, Bayern, Berlin, Oldenburg – egal, die Skyliners haben alle Play-off-Teilnehmer in dieser Saison besiegt. Vorzugsweise daheim.

Darum ist Frankfurt so stark

Was sie so stark macht? Alba-Coach Sasa Obradovic genügt ein Wort der Erklärung: „Zusammengehörigkeit.“ Um dann doch ausführlicher zu werden. „Der Kern spielt schon seit Jahren zusammen. Sie haben hohe individuelle Qualitäten, jeder kennt und akzeptiert seine Rolle, sie sind variabel im System und sehr gut gecoacht.“ Seit 2013 von Gordon Herbert, der Kanadier war vorher auch ein Jahr Trainer in Berlin, allerdings ohne Erfolg.

Einen um so größeren Anteil an der Entwicklung hat er am Main. „Ich habe ihm vor vier Jahren unser Konzept geschildert, deutsche Leistungsträger zu entwickeln“, erzählt Gunnar Woebke, der Geschäftsführer der Skyliners, „das gefiel ihm. Gordy und Frankfurt passen extrem gut zusammen.“

Der 57-Jährige ist zum dritten Mal dort engagiert. Beim ersten Anlauf (2001 bis 2004) nannte sich sein Arbeitgeber Opel Skyliners, beim zweiten (2010/11) Deutsche Bank Skyliners. Was zeigt, dass der Bundesligist, der 2000 den deutschen Pokal und 2004 die Meisterschaft gewann, einen komplizierten Weg hinter sich hat.

„Wir spielen jede Woche mit 3500 Kindern in der Schule“

Sich aber in dem schwierigen Umfeld hielt, anders als etwa die Eishockeyspieler der Frankfurt Lions oder die Handballer der SG Wallau-Massenheim. Was die Skyliners besser gemacht haben, beschreibt Woebke süffisant so: „Wir sind nicht in Insolvenz gegangen.“

Lieber an die Schulen, Basisarbeit betreiben, Grundlagen für eine dauerhafte Verbindung in der Region schaffen. Das kostet viel Geld. Doch Woebke berichtet stolz, dass der extra ausgegliederte Verein Fraport Skyliners e.V. inzwischen 3500 Mitglieder hat. Es gibt 25 Basketball-AGs, „wir spielen jede Woche mit 3500 Kindern in der Schule“.

Kinder, zu deren Vorbildern die deutschen Nationalspieler Johannes Voigt­mann (23), Danilo Barthel (24) und Konstantin Klein (24) gehören, die zwar nicht in Frankfurt entwickelt, aber stark weiterentwickelt wurden.

Vier Jahre tragen Voigtmann (12 Punkte pro Spiel) und Klein (7,5) das Skyliners-Trikot, sogar fünf Barthel (10). Wie die Entwicklung gelungen ist? Woebke: „Wir haben sie spielen lassen.“ Center Voigtmann, der auch bester Rebounder des Teams ist, kommt auf 24, Barthel auf 22, Klein auf 21 Einsatzminuten pro Partie.

In Kürze entsteht eine Multifunktionsarena mit 13.000 Plätzen

Beobachter sind gespannt, wie sie reagieren, wenn jetzt die Angebote kommen. Ihre Verträge laufen aus, nur Voigt­mann, sicher der Begehrteste des Trios, hat noch ein Jahr Kontrakt. Für eine festgeschriebene Summe von rund einer halben Million Euro, heißt es, kann er sofort gehen. Damit ist die nationale Konkurrenz bis auf Bamberg und München schon aus dem Pokerspiel draußen. Auch Alba Berlin.

Aber erst wollen die Frankfurter die Gegenwart genießen, statt sich über die Zukunft Sorgen zu machen. Und selbst da gibt es auch Positives. Eine Multifunktionsarena mit 13.000 Zuschauerplätzen soll in Kürze entstehen, ein Umzug aus der altehrwürdigen Hoechs­ter Arena (5000 Plätze) wäre greifbar und damit ganz andere finanzielle Möglichkeiten.

Wollen die Hessen ihre Attraktivität noch steigern, wäre ein weiterer Titel natürlich Gold wert. Marko Pesic, Sportdirektor der Bayern, hat die Skyliners vor Kurzem sogar zu seinem Geheimfavoriten erkoren. Woebke dazu: „Wir sind krasser Außenseiter. Aber klar ist“, ergänzt er: „Für alle Teams, die im Play-off stehen, gibt es nur ein Ziel.“ Marco Baldi ahnt wohl richtig.