Für ein Vorbereitungsturnier in Peking reist Alba den weiten Weg nach China. Mit an Bord ist Neuzugang Kyle Weaver. Manager Demirel meint, optimale Trainingsbedingungen vorzufinden.

Das hätte schlimm kommen können für das Basketballteam von Alba Berlin. Hätten gestern tatsächlich die Fluglotsen gestreikt, hätte Coach Gordon Herbert die Saisonvorbereitung wohl neu planen müssen. Aber in der Nacht zum Dienstag kam die Rettung im letzten Moment. Die Deutschen Flugsicherung DFS rief im Arbeitskampf die Schlichtung an. Der Streik fiel aus, Albas Spieler konnten gestern wie geplant nahezu im Stundentakt in Berlin landen. Durch die vierwöchige Friedenspflicht sind auch die Reiseaktivitäten in der näheren Zukunft planbar, was für ebenso viel Erleichterung auf Seiten des Klubs gesorgt haben dürfte. Denn Alba zieht es in die Ferne, die Mannschaft bezieht ihr Trainingslager ab dem 17. August in China und wird in Peking an den „Continental Basketball Club Championships“ teilnehmen.

Wohnen wird die Mannschaft im Olympischen Dorf der Spiele von 2008, am Turnier nehmen außerdem noch die Kentucky Bisons aus der ABA in den USA, die Cairns Taipans aus Australien, Dongbu Promy aus Korea sowie die Xinjiang Flying Tigers und der Gastgeber, die Beijing Jinyu Ducks, aus China teil.

„Optimale Bedingungen in China“

Alba-Geschäftsführer Marco Baldi spricht von „einer großen Ehre, dass wir Europa und Deutschland bei diesem Turnier vertreten dürfen und dass das Olympische Dorf eigens für uns geöffnet wird“. Teammanager Mithat Demirel, der 2006 mit der Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf die WM in Japan in China war, ist sich sicher, dass seine Mannschaft dort „für die Vorbereitung optimale Bedingungen vorfinden wird“. In den Verhandlungen und im Vorfeld seien jedenfalls alle Wünsche bezüglich der Verpflegung, der Unterkunft oder der Organisation des Transports erfüllt worden.

Vor Ort ist den Berlinern ein begeisterter Empfang sicher: Basketball boomt im Reich der Mitte nicht erst, seit Yao Ming in der nordamerikanischen NBA für Furore sorgt. Die US-Liga buhlt schon seit gut zwei Jahrzehnten um den riesigen Markt. Mehr und mehr interessieren sich die Chinesen aber auch für den europäischen Basketball. Das Final Four der Euroleague, erzählt der Chef der europäischen Königsklasse, Jordi Bertomeu, hätten in China 27 Millionen Zuschauer im Fernsehen gesehen. Und deshalb freue er sich natürlich, „dass Alba eingeladen wurde“.

Marke "Alba" soll in China positioniert werden

Vom historischen Ausflug wird aber nicht nur der europäische Basketball ganz allgemein und Alba Berlin im Speziellen Nutzen ziehen, sondern auch der Konzern, dessen Namen das Berliner Basketballteam trägt. „Der chinesische Basketballmarkt ist stark in Bewegung und wächst rasant“, sagt Alba-Aufsichtsrat Axel Schweitzer. Sein Konzern sei seit fast 20 Jahren in China tätig. „Langfristiges Ziel ist es, die Marke Alba Berlin als Teil der Alba Group auch im chinesischen Markt erfolgreich zu positionieren.“

Angesichts dieser globalen sportlichen und wirtschaftlichen Verbindungen ist es natürlich besonders erfreulich, dass streikende Fluglotsen Albas Pläne vorerst nicht gefährden können und alle Spieler gestern wie geplant landeten. Denn sonst wäre es unübersichtlich geworden: Center Torin Francis machte aus New York kommend um 7.15 Uhr den Anfang, um 13 Uhr schwebte Kyle Weaver aus Chicago ein, Marko Simonovic landete um 16.10 Uhr aus Belgrad kommend und Bryce Taylor kam kurz vor 18 Uhr aus Los Angeles.

Der Neue ist bestens informiert

„Echt, wir fahren nach China?“, staunte Weaver nach seiner Landung in Tegel nicht schlecht. „Cool, ich war noch nie da.“ Es war so ziemlich das Einzige, was er über seinen neuen Klub noch nicht wusste. Ansonsten hatte sich der Guard, der vergangene Saison unter anderem zwei Kurzgastspiele bei den Utah Jazz in der NBA und bei Spirou Charleroi in Belgien absolvierte, rundum informiert. In Belgien bei Demond Mallet, der mit Braunschweig, Bamberg und Badalona in Berlin zu Gast war. Bei Bryce Taylor, gegen den er zu College-Zeiten öfter gespielt hatte, und Taylor Rochestie, noch vergangene Saison bei Alba, mit dem Weaver für die Washington State University gespielt hatte. „Alle hatten nur Gutes über Alba zu berichten und erzählt, was für eine tolle Stadt Berlin sei“, erzählt der Mann, der Julius Jenkins kommende Saison vergessen machen soll. „Und natürlich freue ich mich, jetzt mit meinem Freund Bryce in einem Team zu spielen.“

Der 25-Jährige bestritt zwischen 2008 und 2010 auch 68 Spiele für den NBA-Klub Oklahoma City Thunder und hat den Traum von einer Rückkehr in die beste Liga der Welt noch immer nicht ganz abgehakt. Dort stehen aber seit dem 1. Juli wegen eines Arbeitskampfes alle Räder still und niemand weiß, ob in der kommende Saison gespielt wird. Beide Seiten, die Klubs und die Spieler „seinen noch sehr weit auseinander“, erzählt Weaver. Er habe auch „kein gutes Gefühl. Ich bin jetzt hier und will eine gute Saison spielen“, sagt Weaver. „Ich kenne Albas Ansprüche und bin bereit, an die Arbeit zu gehen.“