Neuer Alba-Coach

Herbert will aus einer starken Defensive angreifen

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Theo Breiding

Foto: Bongarts/Getty Images

Der neue Alba-Trainer ist da: Am Dienstagmittag ist Gordon Herbert in Berlin gelandet und hat sich vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten gemacht. Im Interview erklärt er seine Philosophie und die Rolle von Neuzugang DaShawn Wood.

Er ist da. Albas neuer Cheftrainer Gordon Herbert landete Dienstagmittag in Berlin und begab sich gleich auf seine erste Stadtrundfahrt. Das Brandenburger Tor oder die Siegessäule dürfte er aber bestenfalls im Vorbeifahren gesehen haben. Auf dem Sightseeing-Programm standen vielmehr Albas Geschäftstelle, zahlreiches Händeschütteln inklusive, eine Mini-Konferenz mit Geschäftsführer Marco Baldi und ein Besuch des Trainingszentrums des Klubs in Mitte. Dort traf Morgenpost Online-Redakteur Theo Breiding den 52-jährigen Kanadier zum Interview.

Morgenpost Online: Als Ihr Vertrag mit Alba publik wurde, sagte Marco Baldi, Sie und der Verein hätten schon länger versucht zueinander zu kommen. Seit wann?

Gordon Herbert: Alba war bereits eines der besten Basketball-Programme in Europa, als ich 2000 nach Deutschland und der Trainer-Job hier der attraktivste in der Liga. Als ich letztes Jahr zurück nach Frankfurt kam, habe ich schon gesagt, dass ich in der Europaliga coachen will, so wie zuvor in Pau Orthez in Frankreich und mit Aris Saloniki und ich denke, Alba ist diesen beiden Programmen einen Schritt voraus.

Morgenpost Online: Dann werden Sie ja am Donnerstag die Auslosung für das Qualifikationsturnier mit großem Interesse verfolgen.

Gordon Herbert: Ja, ein Turnier mit acht Teams und nur der Erste schafft es in die Euroleague, das wird wirklich eine interessante Aufgabe. Wir werden sehen, was uns das Los bringt. Fest steht, wir müssen so gut vorbereitet sein wie nur irgend möglich.

Morgenpost Online: War Berlin als Stadt ein Faktor für Ihre Entscheidung?

Gordon Herbert: Nein, ich habe sehr viel Gutes über Berlin gehört, die Geschichte und so weiter. Aber ich habe zwei Jahre in Paris gelebt und wenn Sie von mir einiges über die Stadt wissen wollen, muss ich wohl meistens passen. Ich würde gern mal nach Paris zurückkehren und die Stadt näher kennen lernen, aber in diesem Job sieht man nicht viel von den Städten, in denen man lebt.

Morgenpost Online: Sie leben fast 30 Jahre in Europa, die ersten 17 Jahre als Spieler und Trainer in Finnland. Sie haben auch einen finnischen Pass – sind Sie schon längst Europäer?

Gordon Herbert: Ja, ich mag es in Europa zu leben. In meinem zweiten Jahr als Spieler in Finnland habe ich meine Frau kennen gelernt. Das ist der Grund, weshalb ich so viele Jahre zurück nach Finnland gegangen bin.

Morgenpost Online: Wie sehr wird Bayern München die Liga bereichern? Der Aufsteiger bekam gerade erst eine Wildcard für den zweithöchsten europäischen Wettbewerb, den Eurocup.

Gordon Herbert: Ich glaube, mit den Bayern hat die Liga eine große Chance, in Europa einen Riesenschritt nach vorn zu machen, auch, weil die deutsche Wirtschaft so stark ist. Alba ist eine anerkannte Marke im europäischen Basketball, Bayern München ist weltweit bekannt. Das wird die Bundesliga in der Außenwirkung sehr stärken. Sie ist schon eine gute Liga, aber die noch am meisten unterschätzte.

Morgenpost Online: Wie sehen Ihre nächsten Wochen aus?

Gordon Herbert: Ich bin erst mal in Berlin, werde Ende Juli mit meinen Kindern verreisen und Anfang August mit den anderen Coaches eine gemeinsame Linie erarbeiten.

Morgenpost Online: Bringen Sie eigene Assistenten mit?

Gordon Herbert: Derzeitiger Stand der Dinge ist, dass ich mit den Coaches, die hier waren, weiter arbeite.

Morgenpost Online: Die Mannschaft zusammenzustellen wird nicht einfach, weil viele Topklubs im Süden Europas finanzielle Probleme haben und die NBA-Saison von einem Arbeitsstreit bedroht ist. Wie ist Ihr Plan?

Gordon Herbert: Mit DaShaun Wood haben wir einen Top-Spielmacher und damit schon einen großen Schritt getan. Nun ist es wichtig, Daten zu sammeln und für die Zeit der Entscheidungen bereit zu haben. Geduld ist gefragt, weil wegen der genannten Probleme viele neue Spieler auf den Markt kommen werden.

Morgenpost Online: Werden Sie vielleicht von Ihren NBA-Kontakten aus Ihrer Zeit in Toronto profitieren.

Gordon Herbert: (lacht) Ich versuche es.

Morgenpost Online: Wie würden Sie Ihre Basketball-Philosophie beschreiben?

Gordon Herbert: Es hat bestimmt acht Jahre gedauert, eine zu entwickeln und ich lerne ja noch immer. Wenn ich alles in eine Nussschale tun sollte, würde ich sagen, dass ich aus einer starken Verteidigung heraus das Spiel diktieren und das Tempo kontrollieren will. Ich will, dass mit Emotionen und Energie gespielt wird, sodass sich die Fans und die Stadt mit dem Team identifizieren können. Ich will aber auch eine Mannschaft mit Disziplin.