Der Jubel fiel verhalten aus. Eine kurze Umarmung untereinander, ein Abklatschen mit den mitgereisten Fans, Trainer Muli Katzurin lächelte nur ein ganz klein wenig. Dabei hatte das Basketballteam von Alba Berlin allen Grund, sich zu freuen: Nach einer starken Leistung gewann Alba das dritte Play-off-Halbfinalspiel bei den Skyliners Frankfurt mit 68:52 (36:18) und führt nun in der Serie (Best of five) mit 2:1 Siegen. "Jetzt müssen wir uns noch einmal richtig konzentrieren und das nächste Spiel gewinnen, um ins Finale zu kommen", erklärte Center Yassin Idbihi, mit 14 Punkten bester Berliner Werfer. Mit einem Sieg am Sonntag in der O2 World (18 Uhr) wäre Alba durch.
Beide Teams kamen schwer ins Spiel. Nach sieben Minuten stand es 6:6 - gerade einmal zwölf Punkte. Zum einen war die Verteidigung der beiden Mannschaften gut, aber jeder hatte auch damit zu kämpfen, in der Offensive etwas Vernünftiges fertigzubringen. Am meisten überraschte, dass Albas Trainer Katzurin nach sieben Minuten schon elf Spieler (nur Patrick Femerling blieb auf der Bank) eingesetzt hatte.
Er war nicht zufrieden mit dem, was beispielsweise Bryce Taylor und Taylor Rochestie zeigten, gleich mussten sie raus. Früh standen dagegen zum Beispiel Lucca Staiger und Heiko Schaffartzik (9 Punkte) auf dem Feld. Auf der Tribüne saß Bundestrainer Dirk Bauermann unter den Zuschauern und konnte mit seinen beiden Nationalspielern sehr zufrieden sein. Und ein wenig traurig wird er gewesen sein, dass der überragende Yassin Idbihi in diesem Sommer nicht im Nationalteam stehen wird. Der Alba-Center verzichtet, weil seine Frau Ende Juli ein Kind erwartet. Idbihi setzte seine gute Leistung der vergangenen Spiele fort.
Das deutsche Trio und die anderen zogen auf einmal das Tempo an. Es gelang sehr gut, Frankfurts Lenker DaShaun Wood zu kontrollieren, was den Skyliners sehr wehtat. Er kam nur auf zehn Punkte und vier Assists. Das war die halbe Miete. "Wir haben es ausgenutzt, dass wir viele Spieler haben, die auf höchstem Niveau gegen ihn verteidigen können", meinte Teammanager Mithat Demirel.
Alba trumpfte auf: In der Defensive konsequent und konzentriert, in der Offensive wurde mit Ideen und Geduld gespielt - nach zehn Minuten stand es 17:10. Und im weiteren Verlauf wurde die Dominanz von Alba immer größer. Frankfurts Trainer Gordon Herbert versuchte, sein Team in einer Auszeit aufzurütteln. Vergeblich. Ein Drei-Punkte-Wurf von Tadija Dragicevic (10) brachte nach 15 Minuten das 26:12.
14 Punkte, so hatte auch im zweiten Spiel die höchste Führung der Berliner gelautet, dann waren sie jedoch eingebrochen. Danach sah es in der mit 5002 Zuschauern ausverkauften Ballsporthalle aber nie aus. Frankfurt überfordert, nur zu Anfang bei Rebounds mit einer leichten Überlegenheit, Alba hingegen sehr sicher. Immer wieder traf Idbihi, oft vom vor allem defensiv starken Schaffartzik in Szene gesetzt. Bis auf 20 Zähler (36:16) setzte sich Alba bis kurz vor der Pause ab. Beim 36:18 schlichen die Skyliners in die Kabine, denen wenig eingefallen war.
Selbstbewusst machten die Berliner weiter. Sie legten nach, was sie vier Tage zuvor in Berlin versäumt hatten. "Das hat uns gewurmt, dass wir das Spiel noch weggegeben haben, das hat uns heute besonders motiviert", sagte Idbihi. "Wir haben den Frankfurtern diesmal keinen Raum gegeben, um Selbstbewusstsein aufzubauen", freute sich Demirel. Fünf Punkte von Dragicevic, dazu Idbihi - bei 43:18 nahm Herbert gleich wieder eine Auszeit (22.). Unglaubliche 25 Punkte vorn. Da fiel es auch nicht ins Gewicht, dass Julius Jenkins (8), Albas Topscorer, eher blass blieb. Ihn und auch Allen (4) ließ Katzurin lange draußen. Kein Problem, denn die Vertreter machten ihren Job ganz hervorragend.
Alba war zwar nicht mehr ganz so konsequent, wirkte manchmal ein bisschen nachlässig, aber dennoch stand es nach 30 Minuten 50:28.
Zu diesem Zeitpunkt glaubte in der Halle niemand mehr an die Wende, zu klar war die Überlegenheit der Berliner, die den Vorsprung gleich auf 26 Punkte schraubten (54:28). Die Frankfurter, die leer wirkten, schienen schon ihre restliche Kraft sparen zu wollen für Spiel vier am Sonntag in Berlin. Die Hessen waren von Beginn an nicht ins Spiel gekommen, ihre Wurfquote blieb schlecht, der Glaube war schon sehr früh weg. Doch niemand sollte sich täuschen, Frankfurt ist bekannt als eine Mannschaft, die man nie abschreiben darf, die ein großes Kämpferherz hat. Am Sonntag kann es wieder ganz anders aussehen.
Die letzten Minuten ersparten sich einige der Frankfurter Fans - sie verließen enttäuscht die Halle. Die etwa hundert Alba-Fans waren lauter zu hören. Sie freuten sich, auch wenn ihre Mannschaft am Ende einige Gänge herausnahm und Frankfurt noch etwas herankam.