Play-off

Albas offene Rechnung mit den Frankfurt Skyliners

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Sebastian Arlt

Foto: dpa

Das letzte Spiel gegen Frankfurt endete für Alba in einem Desaster. Derrick Allen muss nun sein Formtief überwinden und gegen seinen Ex-Klub wieder punkten.

Wenn er zurückdenkt, verfinstert sich die Miene von Derrick Allen sofort. „Wir dürfen nie mehr so spielen“, sagt der Basketballprofi von Alba Berlin. Ein Graus ist es für ihn wie für seine Teamkollegen, die Trainer, den ganzen Klub und natürlich auch die Fans, an das letzte Viertel im Spiel gegen die Skyliners Frankfurt erinnert zu werden. An acht Minuten und 33 Sekunden, in denen Alba in eigener Halle keinen Punkt erzielte, bis Allen zumindest einen Freiwurf verwandelte. 5:24 im letzten Viertel, Endstand 72:80, 1:1 im Play-off-Halbfinale (Modus „Best of five“) zwischen Berlin und Frankfurt. Wie ein „Weihnachtsgeschenk“ für den Gegner sei der Alba-Auftritt am Ende gewesen. „So leicht werden wir es ihnen nicht mehr machen“, verspricht der US-Amerikaner mit Blick auf Partie drei heute Abend (19.15 Uhr, Sport1) in der Frankfurter Ballsporthalle.

Für Marco Baldi, den Geschäftsführer von Alba Berlin, steht fest: „Das wird die nächste Schlacht, da geht es wieder Knochen auf Knochen.“ Absoluter Wille, Opferbereitschaft seien gefragt. Und vor allem Physis. „Wir haben nicht hart genug gespielt“, bemängelt auch Trainer Muli Katzurin. Der Israeli ist sich aber sicher: „Die Mannschaft hat die Kritik verstanden und wird sie entsprechend umsetzen.“ Als „extrem hartnäckig“ bezeichnet Baldi die Frankfurter. Allen bestätigt: „Es ist das Markenzeichen dieser Skyliners-Mannschaft, nie aufzugeben.“

Niemand kann das wohl besser einschätzen als Allen, der vor seinem Engagement in Berlin zwischen 2007 und 2010 drei Spielzeiten lang bei den Hessen unter Vertrag stand. Vor einem Jahr, als Alba im Viertelfinale 1:3 gegen Frankfurt unterlag, war es ausgerechnet der 30-Jährige, der Alba fast im Alleingang rauswarf: 69 Punkte in vier Spielen, im Schnitt etwa 17 Zähler. Das würde man sich zurzeit von Allen auch wünschen, der seit einigen Wochen keine Topform hat. „Ich bin absolut nicht zufrieden mit meiner Leistung“, gibt er selbstkritisch zu. „Ob wir gewonnen oder verloren haben, jedes Mal hätte ich besser sein müssen.“

Dass die Spiele gegen sein früheres Team für ihn etwas Besonderes seien, will er nicht sagen: „Jetzt ist Play-off, da geht es nicht um persönliche Befindlichkeiten.“ Doch Frankfurt ist nicht vergessen. „Ich habe noch viel Kontakt zu ehemaligen Mitspielern“, erzählt er. Pascal Roller, Marius Nolte, Dominik Bahiense de Mello oder Jimmy McKinney – sogar während des Play-off wird mit dem einen oder anderen telefoniert. So blieb Allen immer gut informiert über das, was in Frankfurt passierte. Auch über den großen Schock, den der Klub im November 2010 wegstecken musste, als AJ Moye nach einem Zusammenprall im Training einen Schlaganfall erlitt; noch immer arbeitet er an seiner Rehabilitation. „Jeder Spieler hat danach noch mehr getan“, sagt Kamil Novak, der Sportdirektor der Frankfurter. Das schlimme Ereignis „hat die Mannschaft noch mehr zusammengeschweißt“.

Skyliners suchen Hauptsponsor

Wenn Novak Allen charakterisieren soll, sagt er nur ein Wort: „Vollprofi.“ Immer sei er vorbildlich gewesen. Novak: „Einen wie Derrick Allen kann man nur jedem Klub wünschen.“ Die Skyliners hätten Allen sicher gerne behalten, aber aus Spargründen konnten sie nicht mitbieten. „Etat reduzieren, improvisieren – das ist längst Normalität“, so stand vor Saisonbeginn im „Kicker-Sonderheft“ für die Basketball-Bundesligen über dem Frankfurt-Artikel. Den sportlichen Leistungen hat das keinen Abbruch getan, so stand der Meister des Jahres 2004 in der vergangenen Saison im Finale, unterlag Bamberg.

Jetzt muss sich der Klub mit Geschäftsführer Gunnar Wöbke an der Spitze auch nach einem neuen Namens- und Hauptsponsor umsehen, die Deutsche Bank schraubt ihr Engagement gewaltig zurück. Wöbke hält sich bedeckt, „Ende Juni“ sei damit zu rechnen, dass die Öffentlichkeit in dieser Frage informiert werde. Vielleicht erfüllt sich aber bald der große Traum der Skyliners, in einer neuen Halle spielen, die alte Ballsporthalle (Fassungsvermögen 5002 Zuschauer) verlassen zu können. Die nach den Kommunalwahlen jetzt im Rathaus regierende Koalition aus CDU und Grünen hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass man den Bau einer neuen Arena wünscht. Doch erst einmal müssen die Skyliners die Gegenwart bewältigen. Zumindest auf dem Parkett ist ihnen alles zuzutrauen.