Die höchste Niederlage der Clubgeschichte hat beim achtmaligen deutschen Basketball-Meister Alba Berlin eine vorweihnachtliche Krise ausgelöst. Titelverteidiger Brose Baskets Bamberg hatte den früheren Branchenprimus am Samstagabend mit 103:52 gedemütigt und für den vierthöchsten Heimsieg der Bundesliga- Geschichte gesorgt. „Das ist eine Schande. So darf man nicht auftreten, wir können uns nur bei unseren Fans entschuldigen“, schimpfte Alba-Teammanager Mithat Demirel.
Während die ungeschlagenen Bamberger (28:0 Punkte) ihren Startrekord auf 14 Siege ausbauten, übertrafen die Berliner noch ihre bisherige Negativ-Bestmarke. Sie datierte vom 5. Mai 1991, als Alba in Leverkusen mit 64:108 unter die Räder kam. Erster Verfolger der Franken bleiben die Skyliners Frankfurt (22:6). Die Hessen setzten sich daheim gegen TBB Trier mit 72:55 durch. Dritter sind die Artland Dragons (20:10), die in eigener Halle gegen den Mitteldeutschen BC knapp mit 85:81 gewannen.
Den Berlinern steht nun eine ungemütliche Weihnachtswoche bevor, denn Demirel kündigte nach dem Debakel eine knallharte Analyse an. „Es wird ernsthafte Gespräche geben, dieses Spiel können wir nicht so einfach abhaken“, sagte der frühere Nationalspieler nach der desaströsen Vorstellung des Tabellenvierten (16:8).
Trainer Luka Pavicevic war nach dem Offenbarungseid seines Teams vor 6800 Fans in der ausverkauften Stechert-Arena ratlos. „Wir haben komplett die Kontrolle im Spiel verloren und müssen jetzt analysieren, warum wir schlecht reagiert haben“, meinte der Serbe. Viel Zeit zur Aufarbeitung blieb zunächst nicht, denn schon am Sonntagvormittag brachen die Berliner gen Russland auf, wo sie am Dienstag bei Krasnje Krylia Samara ihr zumindest statistisch bedeutungsloses letztes Vorrundenspiel im Eurocup bestreiten.
Spätestens nach der Rückkehr will Demirel dann Tacheles reden. „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation. So stelle ich mir keine Alba-Mannschaft vor. Wir werden uns genau ansehen, wie es dazu kommen konnte, und dann unsere Entscheidungen treffen“, sagte der Ex- Spielmacher und drohte mit Konsequenzen.
Bambergs Coach Chris Fleming strahlte nach der Gala seines Teams um den überragenden Reyshawn Terry (27 Punkte) dagegen über das ganze Gesicht. „Ich bin sehr stolz wegen der Art und Weise, wie die Jungs das Spiel beherrscht haben. Wir sind mit der Situation im Moment natürlich sehr zufrieden“, lobte Fleming.
Auch Nationalspieler Tibor Pleiß war aus dem Häuschen. „Mit über 50 Punkten gegen Alba zu gewinnen, das ist unglaublich“, jubelte der Center. Fleming warnte allerdings davor, bereits von einer Vorentscheidung im Titelkampf zu reden: „Das ist nur eine Momentaufnahme. Wichtiger ist es, am Ende der Saison richtig gut zu sein. Die Liga ist zu stark, als dass wir da so durchmarschieren werden.“