Berlin-Bremerhaven

So ein Spiel hat Alba gebraucht

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Sebastian Arlt

Nach der Schmach von Bamberg spielte Alba Berlin am 2. Weihnachtstag auf Bewährung. Gegen Bremerhaven hatte das Team Hänger, doch letztlich gelangen ein unterhaltsames Spiel und ein Sieg.

Die Fans entließen das Basketballteam von Alba Berlin am Sonntag mit viel Applaus. Sie hatten sich beim 85:59 (52:33) gegen die Eisbären Bremerhaven gut unterhalten gefühlt. Es war der erste kleine Schritt zur Versöhnung mit den Anhängern nach der Schmach in Bamberg (52:103). Die Berliner zeigten eine engagierte Leistung und 40 Minuten lang vollen Einsatz. „So ein Spiel haben wir gebraucht, das Team ist auf einem guten Weg“, meinte Lucca Staiger, der fünf Dreier verwandelte und 15 Punkte erzielte. Als „einen weiteren Schritt in die richtige Richtung“ sah Teammanager Mithat Demirel den Sieg an.

Es war klar, dass die Berliner Mannschaft unter besonderer Beobachtung stand. Denn nach dem Desaster in Bamberg war es der erste Heimauftritt von Alba. Wie würden die Fans vor der Partie reagieren? In den Internetforen hatte sich zum Teil Verzweiflung, ja sogar Wut breitgemacht. Die eingefleischten Anhänger waren fassungslos, wie sich ihr Team in die Niederlage ergeben hatte. Doch die Fans wollten ihren zum Teil in Ungnade gefallenen Lieblingen offenbar noch eine Chance geben. Es gab keine kritischen Spruchbänder. Den Profis dürfte klar gewesen sein, dass sie auf Bewährung spielten. Alba-Geschäftsführer Marco Baldi hatte keine Zweifel daran gelassen, dass es personelle Konsequenzen – für Spieler wie für Trainer – geben würde, wenn das Team noch einmal so auftreten würde wie beim Deutschen Meister Bamberg. Es wurde vor dem Spiel viel gesprochen. Die Profis untereinander, mit dem Trainer, mit Demirel, Management mit Trainer. Doch Worte sind das eine, Taten zählen. Wie die am Sonntag vor 9718 Zuschauern in der O2 World.

Der Erfolg im Eurocup in Samara ohne vier Profis aus der Startformation (Julius Jenkins, Tadija Dragicevic, Immanuel McElroy und Derrick Allen) konnte fünf Tage zuvor nur ein Anfang gewesen sein und wurde von den Verantwortlichen auch nicht überbewertet. „Gegen Bremerhaven muss die Mannschaft sich so zeigen, wie man es von einem Alba-Team erwartet“, hatte Demirel gefordert. „Das Team hat gut reagiert“, bilanzierte er. Denn von Beginn an zeigten die Berliner, dass sie verstanden hatten, um was es für sie geht. Es wurde um jeden Ball gekämpft, in der Deckung aggressiv und konsequent, im Angriff überlegt und treffsicher – nach einer Minute und 48 Sekunden nahm Gäste-Coach Douglas Spradley bereits eine Auszeit. Alba führte zu diesem Zeitpunkt schon 12:0. Dragicevic, Jenkins (mit 18 Punkten bester Werfer), Marko Marinovic und Patrick Femerling trafen, wie sie wollten. Erst nach fünfeinhalb Minuten gelang Bremerhaven der erste Korb aus dem Feld zum 16:5, zuvor hatte man nur Freiwürfe unterbringen können.

Alba-Trainer Luka Pavicevic wechselte viel, ohne dass der Rhythmus der Berliner gestört wurde. Ein Dreier von Lucca Staiger zum 27:12 beendete das erste Viertel. Die Zuschauer waren vollauf zufrieden – so wollten sie ihr Team sehen. Alba war bei den Rebounds besser, immer wieder fanden Drei-Punkte-Würfe (insgesamt 14) ihr Ziel. Nach 13 Minuten war die Führung bereits auf 23 Zähler (37:14) angewachsen.

Danach leisteten sich die Berliner einen „Hänger“, Bremerhaven gelang eine 8:0-Serie (37:22), aber Alba ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Nun rissen sich Jenkins, der neuerdings kahlköpfige Marinovic und Co. gleich wieder zusammen. Kamen die Eisbären auf 14 Punkte heran (47:33), zog Alba wieder an. 19 Punkte Differenz (52:33) waren es zur Halbzeit.

Bereits nach wenigen Minuten kehrten die Alba-Profis in der Pause aus den Kabinen aufs Spielfeld zurück und spielten sich wieder warm. Offenbar hatte es nicht viel zu besprechen gegeben. Das Motto konnte nur heißen, mit derselben Energie und Konsequenz weiter zu spielen. Was nicht gelang, denn die Berliner begannen schläfrig. Nach 63 Sekunden und einer 6:0-Serie der Gäste nahm Pavicevic sofort eine Auszeit, um sein Team wachzurütteln. Aber Bremerhaven war weiter am Drücker – 52:43. Nur noch neun Punkte vorn, Alba wirkte auf einmal verunsichert. Man bekam kaum noch einen Rebound, kam mit der Mann-gegen-Mann-Deckung der Eisbären schlecht zurecht. Wie eine Erlösung wurde dann der Dreier von Marinovic zum 55:43 empfunden. Es war der Auftakt einer 10:0-Serie zum 62:43, alles war nach 26 Minuten wieder im Lot, auch wenn die Konzentration bei Berlin etwas verloren gegangen war. Ein Einhand-Dunking von Bryce Taylor sorgte zumindest für den spektakulären Touch.

Mit 64:49 ging es ins letzte Viertel. Einsatz und Einstellung stimmten bei Alba bis zum Ende, drei Dreier von Staiger und einer von Dragicevic stellten das 76:51 her (35.). Der Rest war nur noch Schaulaufen.