Weihnachtsarbeit

Keine Feiertagsruhe bei Alba, Füchsen und Eisbären

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Sebastian Arlt

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Sport statt Familie: Die Berliner Mannschaften werden am zweiten Weihnachtstag nicht ruhen. Denn die Zuschauer wollen gerade an den Feiertagen zu den Spielen gehen. Dabei wäre mancher Akteur lieber nach Hause gefahren.

„Es gibt kein Fest, an dem du mehr wünscht, mit deiner Familie zusammen zu sein, als Weihnachten“, sagt Basketballprofi Hollis Price. Und der Spielmacher von Alba Berlin fährt fort: „Wenn du zehn Monate in Europa spielst, gibt dir das unglaublich viel neue Energie, wenn du auch nur eine Minute in das Gesicht eines wirklich vertrauten Menschen blickst, jemanden, mit dem du zusammen aufgewachsen bist.“ Price musste jedoch in Berlin bleiben, ein Trip nach Hause, nach Houston, ist nicht möglich. Auch Mark Bult, der Rückraumspieler bei den Handball-Füchsen, hätte das Fest gern in seiner niederländischen Heimat verbracht. Unmöglich.

„Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir frei hätten.“ Es gilt, das Beste draus zu machen: „ Du versuchst, es von den Terminen her eben so hinzukriegen, dass deine Familie rüberkommen kann.“ Auch Eishockey-Nationalspieler Frank Hördler vom EHC Eisbären versucht das Ganze pragmatisch zu sehen: „Gerne würde ich mehr Zeit mit der Familie verbringen, aber man gewöhnt sich dran.“

Profisportler als Dienstleister

Alle drei müssen – wie sehr viele andere in anderen Berufen auch – ihrem Job nachgehen, auf dem Parkett oder auf dem Eis. Denn die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester ist in den vergangenen Jahren in vielen Hallensportarten zur Hochzeit geworden. Es reicht nur ein Blick auf die drei Berliner Klubs und den heutigen Sonntag: Am 2. Weihnachtsfeiertag spielen die Füchse in der Schmeling-Halle (17.30 Uhr, hier im Live-Ticker von Morgenpost Online ) gegen Hannover-Burgdorf, Alba trifft in der O2 World (20 Uhr, hier im Live-Ticker von Morgenpost Online ) auf die Eisbären Bremerhaven, um 14.30 Uhr (hier im Live-Ticker von Morgenpost Online) hat der EHC Eisbären in Hamburg bei den Freezers anzutreten. Für alle gilt, was Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning sagt: „Wir verstehen uns als eine Art Dienstleister.“ Oder wie es EHC-Manager Peter John Lee etwas pointierter ausdrückt: „Die Spieler spielen, wenn man es ihnen sagt.“

Dass in den Ligen der Terminplan eng gestrickt ist und es kaum Ausweichräume gibt, ist das eine, das wichtigste Argument aber nennt Dirk Kaiser, der Sprecher der Basketball-Bundesliga (BBL): „In dieser Zeit ist der Zuschauerzuspruch am größten. Die Zahlen geben uns recht.“ Jan Pommer, der BBL-Geschäftsführer, spricht von etwa 15 Prozent Besuchern mehr am 2. Weihnachtsfeiertag gegenüber einem normalen Spieltag. Alba kann das bestätigen. Bereits vor einigen Tagen waren für die Partie gegen Bremerhaven 10.000 Tickets verkauft, fürs Spiel gegen Göttingen drei Tage danach ebenfalls.

Dennoch spricht Alba-Mediendirektor Justus Strauven von einem „zweischneidigen Schwert“. Der gute Besuch sei natürlich hoch willkommen, „die ökonomischen Gründe sind nicht von der Hand zu weisen“. Dennoch: „Wir haben die Weihnachtspause immer geschätzt, weil sie Spielern und Trainern während einer langen Saison etwas Erholung geboten hat.“

Was das Zuschauerinteresse betrifft, hat Bob Hanning andere Erfahrungen gemacht als seine Kollegen. „In Berlin verlassen zu viele an den Feiertagen die Stadt, weil auch sehr viele Zugereiste hier leben. Von daher ist das für uns kein guter Spieltag.“ Wobei es interessant sein wird zu sehen, ob sich Hannings Befürchtungen heute wirklich erfüllen. Denn die Füchse, Zweiter in der Liga, sind angesagt in der Stadt nach einem bisherigen Saisonverlauf, von dem niemand auch nur zu träumen gewagt hätte.

Wer die Topteams aus Kiel und Hamburg schlägt, wer einen Sechs-Tore-Rückstand gegen Magdeburg noch in einen Sieg verwandelt, für den darf es gegen die gegen den Abstieg kämpfenden Niedersachsen eigentlich kein Problem geben. Hanning erinnert an den großen Kampfgeist gegen Magdeburg und fordert: „Mit dieser Einstellung müssen wir auch das Spiel gegen Hannover über 60 Minuten angehen, damit wir trotz unserer angespannten Personalsituation keine Punkte liegen lassen.“ Mehrere Füchse-Spieler plagen sich mit noch nicht ganz ausgeheilten Verletzungen oder Erkältungen herum.

Bei Alba sind bis auf Price, der sich noch von einem Muskelfaserriss im Oberschenkel erholen muss, alle fit. Und alle stehen unter besonderer Beobachtung, Spieler wie auch Cheftrainer Luka Pavicevic. Denn nach dem 52:103-Debakel in Bamberg ist es der erste Auftritt vor eigenem Publikum. Mit dem Sieg der B-Mannschaft in Samara wurde ein Anfang gemacht, nicht mehr. „Am Sonntag muss man das Team so erleben, wie man es von einer Alba-Mannschaft erwartet“, fordert Teammanager Mithat Demirel. Sollte sich die Mannschaft noch einmal so hängen lassen wie in Franken, drohen personelle Konsequenzen. Das hat vor allem Geschäftsführer Marco Baldi in aller Deutlichkeit erklärt. Spieler und Trainer dürfen sich angesprochen fühlen. Ein frohes Fest war es bei Alba nicht.

EHC seit drei Spielen sieglos

Auch bei den Eisbären läuft es momentan nicht gerade rund, wenngleich es intern zurzeit sicherlich nicht ganz so turbulent zugehen dürfte wie bei den Basketballern. Doch nach drei Spielen hintereinander ohne Sieg wird es Zeit, dass bei den Hamburg Freezers, dem Ligaletzten, endlich wieder gewonnen wird. Egal, ob Feiertag ist oder nicht. Der beste Spruch zur ganzen Problematik der Spiele zum Fest ist von Eisbären-Urgestein Sven Felski überliefert: „Wir waren schon immer mit der Gänsekeule im Hals unterwegs.“

( alex, mst, TheBre )